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Der Lkw-Maut eilt ein schlechter Ruf voraus

Ab Ende August sollen die Kraftfahrer zur Kasse gebeten werden. Für Lkw über zwölf Tonnen ist eine streckenabhängige Maut auf deutschen Autobahnen vorgesehen. Sie beträgt durchschnittlich 12,4 Cent pro Kilometer. Doch schon vor der Einführung schlägt die Maut in Riesa-Großenhain hohe Wellen.

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Von M. Mach und T. Riemer

„Wir fahren fast zu 100 Prozent nicht auf der Autobahn“, sagt Steffen Währa, Logistik-Leiter beim Handelshof Riesa. Daher habe man sich mit dem Thema bislang fast nicht beschäftigt. Und die ein oder zwei Fahrten im Monat, die mautpflichtig wären, würde man dann mit dem Ticketkauf an den so genannten Mautstellen abwickeln.

Damit ist der Handelshof natürlich fein raus. Doch viele andere Transportunternehmen und Speditionen klagen schon rund einen Monat vor der Maut.

Neun Lkw stehen auf dem Hof der Voigt Transporte GmbH in Riesa. Rund 14 000 Euro pro Fahrzeug bringe die Maut an Mehrkosten, sagt Geschäftsführer Ingo Voigt. „Die muss ich auf die Kunden umlegen, ganz klar“, ist er sicher. Denn Einsparpotenziele seien kaum noch da. Holger Donat, Disponent der Schönfelder Spedition Friedrich Schulze, bezeichnet die Lkw-Maut als Abzocke. Die Mehrkosten könnten die Fuhrunternehmen nur auf die Kunden umlegen. „Es geht gar nicht anders. Irgendjemand muss die Maut tragen, der Spediteur kann es nicht“, sagt Donat. Wie das Ganze praktisch aussehen soll und was alles zu beachten ist, das weiß er noch nicht so genau.

Damit das neue Maut-System nämlich funktioniert, müssen in die Brummis so genannte Bordcomputer der Firma Toll Collect eingebaut werden. Bei deren Beschaffung allerdings gibt es große Probleme. Der Bedarf und die Nachfrage seien riesig, der Nachschub der Geräte indes komme nur zögerlich, heißt es aus dem Riesaer Autohaus Widmann, das die Geräte einbaut.

Toll Collect, immerhin vom Bundesverkehrsministerium mit der Umsetzung des Lkw-Mautsystems beauftragt, sagt hartnäckig: Alles ist im Plan. Allerdings steht das Unternehmen vor allem logistisch vor einer Mammutaufgabe. Die erforderlichen etwa radiogroßen Bordcomputer werden kostenlos zur Verfügung gestellt, den Einbau muss der Fuhrunternehmer bezahlen. Bei der Durchfahrt durch eine der 300 fest installierten Kontrollbrücken soll dann mit Hilfe der neuen Technik die Einhaltung der Mautpflicht geregelt werden.

Aber noch sind die Bordcomputer und elektronischen Überwachungsgeräte auch an den Brücken nicht komplett installiert. Auf Nummer Sicher geht deshalb, wer seine Strecke künftig vor der Fahrt per Internet bucht oder an einer der deutschlandweit rund 3 500 Mautstellen ein Mautticket aus dem Automaten zieht. Deren Standorte liegen zweckmäßigerweise meist direkt an den Autobahnen. Zum Beispiel in Thiendorf, wo die einzige Mautstelle im Landkreis Riesa-Großenhain sein wird. Doch Siegfried Kaufmann von der Elf-Tankstelle ist skeptisch: „Wir haben nicht viel mit der Maut zu tun. Wir stellen nur den Platz und die Anschlüsse für das Mautgerät zur Verfügung.“ Wann das Gerät kommt und wie es funktioniert, weiß er noch nicht. „Aber wir dürfen uns dann das Geschimpfe der Lkw-Fahrer anhören – das steht schon mal fest.“