Von Thomas Christmann
Wenn die große Stanzmaschine läuft, dann fühlt er sich wohl. Ihre Kraft spürt André Werder sogar noch in seinem Leutersdorfer Büro, das gleich darüber liegt. Dann vibrieren nicht nur die Wände, sondern es muss auch etwas lauter gesprochen werden. Manchmal arbeitet der Chef von Werder Bedachungen sogar selbst an der Maschine. „Das gönne ich mir“, sagt der 40-Jährige. Oft fehlt ihm aber die Zeit dafür. Werder ist die Woche über unterwegs, besucht seine Baustellen, führt Gespräche mit potenziellen Auftraggebern und sucht nach neuen und größeren Projekten. Er fühlt sich als Motor, der ohne seine Mitarbeiter nicht laufen kann.



Jetzt hat Werder den größten und schwierigsten Auftrag der Firmengeschichte nach Leutersdorf geholt. Ab Juni arbeiten seine Mitarbeiter auf dem Frankfurter Flughafen. Das Dach des Terminals 2 muss saniert werden. Das misst 24 000 Quadratmeter. Dahinter steckt ein Auftragsvolumen von 7,2 Millionen. Der Unterbau und die Dach-Bahnen aus Aluminium werden in Leutersdorf gefertigt und vor Ort zusammengesetzt – nach dem Lego-Baukasten-Prinzip. Das Besondere an dem Projekt: Die Arbeiten laufen während des Flugbetriebes, im höchsten Sicherheitsbereich. Es sei sehr aufwendig, sagt André Werder.
Teilweise sind die Mitarbeiter direkt an den Fluggastbrücken beschäftigt. Dort dürfen sie nur nachts ran, wenn kein Betrieb ist. Fertig saniert soll das Dach im Sommer 2015 sein. Der Auftrag reiht sich in eine lange Referenzliste von Werder Bedachungen ein, darunter viele Millionenaufträge. Ob Flughafen Berlin-Brandenburg, Glücksgas-Arena Dresden oder die Behörde für Umwelt- und Stadtentwicklung Hamburg – das Dach kommt aus Leutersdorf. Aktuell sind die Mitarbeiter bundesweit auf rund 35 Baustellen unterwegs.
Einmal auf Deutschlands wichtigsten Baustellen mitwirken zu können, hätte er sich im Traum nicht vorstellen können, sagt André Werder. Der Leutersdorfer startete 1998 mit zwei Mitarbeitern, deckte und reparierte anfangs die Dächer von Einfamilienhäusern. Später konzentrierte er sich auf Flachdächer. Ausstehende Zahlungen für erbrachte Leistungen führten Werder Bedachungen 2006 fast in die Insolvenz. Der Chef musste umdenken, änderte Strukturen, führte eine Nachkalkulation ein. Öffentliche Bauten rückten in den Mittelpunkt. Um derartige Aufträge annehmen zu können, folgte 2009 ein neuer Firmensitz. Werder blieb aus Heimatverbundenheit in Leutersdorf und ließ eine ehemalige Lautex-Halle umbauen und vergrößern. Als er den Zuschlag für den Flughafen Berlin-Brandenburg bekam, hatte er noch nicht einmal die Maschinen dazu.
Im vergangenen Jahr hat er mit 160 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 19 Millionen Euro gemacht. Der Vorlauf für Aufträge liegt bei zwölf Monaten. Für den Frankfurter Flughafen sucht Werder 15 neue Mitarbeiter. Auch die nächste Großbaustelle bahnt sich schon an, diesmal in der Schweiz. Nach Indonesien und Polen wäre es der dritte Auftrag im Ausland.