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Der Meister des Erklärens

Sohland. Den bekannten Wissenschaftler Dieter B. Herrmann verbindet eine Freundschaft mit der Sternwarte im Oberland.

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Von Miriam Schönbach

Im Allgemeinen gelten Wissenschaftler als wortkarg, ja vielleicht sogar unnahbar und ein bisschen weltfremd. Dieter B. Herrmann, bekannt als Professor für Astronomie und Moderator der DDR-Wissenschaftssendung „Aha“, ist da ganz anders. Gut gelaunt sitzt er an diesem herrlichen Morgen im Hotel „Waldschlößchen“ in Sohland. Am Vortag hat er einen Vortrag in Bautzen gehalten, an diesem Abend wird er in der Sohländer Volkssternwarte sprechen.

Mit ihm frühstückt sein Freund Helmut Bernhard. Der 81-Jährige gehört zu den Begründern des Astronomieunterrichts. „Wir lernten uns Anfang der 70er Jahre in der Redaktion der Fachzeitschrift ‚Astronomie in der Schule' kennen“, erinnert sich Dieter B. Herrmann. Aus der Zusammenarbeit ist längst Freundschaft geworden.

Und Dieter B. Herrmann hat gleich eine Geschichte parat. „Weißt du noch, wie einmal 600 Zuhörer zu einem Vortrag ins Schützenhaus kamen. Wie bei einer Rockveranstaltung musste ein Polizist den Verkehr regeln“, erzählt der 67-Jährige schmunzelnd. Der Ansturm kam nicht von ungefähr, schließlich kannte man ihn seit 1977 von der Fernsehsendung „Aha“. „Wir hatten manchmal Einschaltquoten von 20 Prozent und bekamen unheimlich viele Briefe“, erinnert sich der Autor von mehr als 30 Büchern. Den Erfolg der Sendung führt er darauf zurück, dass auch Themen aufgegriffen wurden, die offiziell tabu waren, wie Homosexualität und Aids. In 15 Jahren sind so 150 Folgen entstanden.

Aus Herrmann sprudeln die Erinnerungen, er plaudert mit Vergnügen und genießt seine Zigarre dazu. „Mit 13 Jahren entdeckte ich in der Schulbibliothek das Buch ‚Der Mensch und die Sterne' von Bruno H. Bürgel. Ich habe es wie einen spannenden Krimi gelesen“, sagt der Privatgelehrte. Die Leidenschaft ist entfacht, auf der Suche nach mehr Wissen erkundet er die Archenhold-Sternwarte. Schon als 16-Jähriger ist er freier Mitarbeiter der ältesten und größten Volkssternwarte der Welt, veröffentlicht erste wissenschaftliche Artikel.

Doch Dieter B. Herrmann fängt nicht nur Feuer für die Sterne, auch seine Liebe zum Theater wird entfacht. „Immerhin wäre ich fast Schauspieler geworden“, lacht er. Als Schüler steht er gemeinsam mit Thomas Langhoff und Helga Hahnemann auf der Bühne. Später wird der Physikstudent von Kurt Böwe für die Studentenbühne der Humboldt-Uni entdeckt. Er bekommt die Hauptrolle in Ernst Tollers „Entfesselter Wotan“ und durchgehend positive Medienkritik. Von der Muse geküsst geht er dennoch seinen naturwissenschaftlichen Weg weiter.

40 Vorträge pro Jahr

Schließlich wird die Archenholdsternwarte maßgeblicher Lebensinhalt. Nach der Wende bewahrt er sie vor der Schließung. „Ich fühlte immer meine Verantwortung, auch in Krisensituationen. Zu jeder Zeit standen meine Mitarbeiter – vom Heizer bis zum Wissenschaftler – hinter mir“, sagt Herrmann ernst.

Und heute? 40 Vorträge hält der „Meister des Erklärens“ pro Jahr. Fast täglich schreibt er zwei Stunden an Manuskripten. Und betrachtet auf seinen Reisen den Sternenhimmel in aller Welt.

Am 27. Oktober, 19.30 Uhr, ist Dieter B. Herrmann in einem wissenschaftlich-musikalischen Abend über Albert Einstein im Bautzener Burgtheater zu erleben.