Von Steffen Gerhardt
Stressiger als der Nestbau ist die gegenwärtige Nahrungssuche für die Storcheneltern. Denn der vor einigen Tagen im Landkreis geschlüpfte Nachwuchs sperrt den Schnabel weit auf. In Niederhorka hat das Storchenpaar zwei Jungvögel zu versorgen. Und dass sie allein von Regenwürmern und Insekten satt werden, war nur in den ersten Tagen der Fall. Gestern vormittag schwebte ein Altvogel mit zwei Fischen im Hals auf dem Horst ein, und als dieser die beiden Kinder fütterte, hob der Partner zur Nahrungssuche ab. Ja, die Ernährung der Jungtiere ist anstrengend für die Eltern geworden, immerhin verdrücken die Kleinen bis zu drei Pfund Frösche, Mäuse, Fische und anderes Getier am Tag.
Da haben es die Hork´schen Storcheneltern noch gut, dass sie nur zwei hungrige Schnäbel stopfen müssen. Denn das Gelege des Weißstorches bringt es bis auf fünf, manchmal sogar auf sechs Eier. Und da wird es arg eng im Nest. Schließlich werden die Jungstörche erst im August flügge – und dann heißt es ab ins Winterquartier auf den afrikanischen Kontinent.
Die Statistik vom Vorjahr belegt, dass im Kreis die Zwei-Kinder-Ehe dominierte. Immerhin brüteten 49 Storchenpaare zwischen Schleife und Reichenbach und brachten 91 Jungstörche zur Welt. Wie hoch die Nachwuchszahl dieses Jahr ist, lässt sich noch nicht sagen, denn die Jungvögel werden erst erfasst, wenn sie flügge sind, so die Auskunft der Unteren Naturschutzbehörde. Aber da die Störche viele ihrer alten Nester wieder belegt haben, ist mit identischen Zahlen zu rechnen.
Übrigens pflegt Adebar die Saisonehe, das heißt, dass sich auch das Horkaer Paar nach der Brutzeit wieder trennt. Es ist aber nicht auszuschließen, dass beide Altvögel nächstes Frühjahr wieder den gleichen Horst anfliegen und so ihre Ehe fortsetzen werden.