Jana Ulbrich
Bautzen. Wir könnten Glück haben: Bei den Seeadlern ist jetzt Abendbrotzeit. Und der Tauerwiesenteich bei Förstgen ist ein beliebter Speiseplatz für die stolzen Greifvögel. Gegenüber im tiefen Daubaner Wald wohnen einige von ihnen. Das hat uns Maik Rogel verraten, den wir hier am Aussichtspunkt treffen. Der Naturschutzwart vom Biosphärenreservat zeigt uns, worauf wir achten müssen: auf den gedrungenen, kräftigen Körper und die weiten, breiten Schwingen. So groß und stolz segelt kein anderer Vogel durch die Lüfte.

Tolle Ziele für Radtouren
Wir sind mit dem Fahrrad unterwegs auf dem Seeadlerradweg. Der führt mitten durch die idyllische Teichlausitz, durch kleine Ortschaften, durch Wald und Schilf, über Wiesen und weite Felder. Und immer wieder an Teichen vorbei: Gestartet sind wir am Haus der Tausend Teiche im Ortsteil Wartha. Das allein ist mit seiner Erlebnisausstellung schon eine Besichtigung wert. In welcher Richtung man den Radweg fährt, ist egal. Nur wenige Hundert Meter sind es bis zum Olbasee. Wollten wir da nicht noch eine Runde schwimmen? Also lieber viel Zeit einplanen für den Seeadlerradweg, der immer wieder zu Stopps einlädt. Und zum genaueren Hinschauen und Hinhören.
Das ist es überhaupt: Genau hinschauen. „Da oben!“ Sollte das wirklich . . . Leider nein. Aber der große Rotmilan, der gerade über dem Tauerwiesenteich seine Kreise zieht, bietet uns auch einen imposanten Anblick. Man muss Geduld haben, um die scheuen Seeadler wirklich zu Gesicht zu bekommen – und eben auch Glück.
An den Jagdrevieren der Seeadler vorbei
Maik Rogel, für den das Biosphärenreservat der tägliche Arbeitsplatz ist, hat schon mal 40 Seeadler auf einen Schlag gesehen, erzählt er, die sich auf die Karpfen in einem abgelassenen Teich gestürzt hatten. Das, sagt der Ranger, sei auch für ihn ein ganz besonderes Erlebnis gewesen.
Rund 100 Seeadler sollen heute in der Teichlausitz leben. Das ist die dichteste Besiedlung der vom Aussterben bedrohten Art in ganz Deutschland. 25 Brutpaare haben die Naturschutzwarte in diesem Sommer gezählt und 15 Jungvögel. Die sind jetzt flügge geworden. Fünf Jahre braucht ein Seeadler bis zur Geschlechtsreife. So lange treibt er sich alleine in der Gegend herum – noch reicht der Lebensraum hier für alle. Der Radweg führt vor allem an den Jagdrevieren der Raubvögel vorbei. Die Horste sollen weitgehend geschützt und vor Besuchern verborgen bleiben. Seeadler sind äußerst scheue Tiere. Das kleinste Geräusch kann sie vertreiben.
Auf ihre bevorzugten Jagdgebiete aber wird auf dem Radweg an mehreren Stationen hingewiesen. Vor allem in den Morgen- und Abendstunden stehen die Chancen gut, einen Seeadler zu sehen. Wir warten also und schauen. Und irgendwann radeln wir weiter. Auch ohne Seeadler ist der Weg durchs Biosphärenreservat ein einmaliges Natur-Erlebnis: Wir beobachten Graureiher und Kraniche, Schwäne und Rohrdommeln. Wir sehen eine Eidechse, die sich mitten auf dem Weg sonnt, und einen grasgrünen Laubfrosch, der vor uns ins Schilf hüpft. Auch Eisvögel kann man hier an den Teichen beobachten.
Der Wald ist voller Stimmen und Geräusche, es zirpt und quakt und zwitschert. Und es rollt leicht und eben dahin. Es gibt keine Berge und kaum mal ein Hügelchen im Teichland. Und in den hohen Laub- und Mischwäldern bleibt es auch im heißen Hochsommer angenehm frisch und schattig. Wenn nur die Mücken nicht wären.
Der gesamte Seeadlerradweg ist knapp 90 Kilometer lang – mit Übernachtung eine ideale Zwei- oder Drei-Tages-Tour. Für Tagesausflüge lässt er sich abkürzen.
Für alle Radtouren zu empfehlen ist die ADFC-Regionalkarte Oberlausitz im Maßstab 1:75 000. Preis: 7,95 Euro.