SZ +
Merken

Der Neue aus dem Norden

Nach zweieinhalb Jahren Vakanz ist die Pfarrstelle wieder besetzt. Pfarrer Mathias Tauchert kam nicht nur aus beruflichen Gründen nach Sachsen.

Teilen
Folgen

Von Jürgen Müller

Er kommt aus dem Norden und das ist auch unverkennbar und hörbar. Mathias Tauchert ist der neue Pfarrer in Burkhardswalde. Der 36-Jährige freut sich, dass er so gut in der Gemeinde aufgenommen wurde. „Ich bin sehr herzlich empfangen worden, denke, dass das ehrlich ist. Die Leute sind froh, dass sie endlich wieder einen Pfarrer haben“, sagt er. „Ich glaube, es ist leichter, als Norddeutscher in Sachsen Pfarrer zu werden als umgekehrt“, sagt er und übt schon ein bisschen sächsische Wörter. Ganz fremd sind die dem gebürtigen Stralsunder freilich nicht. Seine Frau Katharina stammt aus Wölkisch. Das war auch ein Grund, warum er sich für Pfarrstellen in Sachsen bewarb, aber auch die Neugier auf Land und Leute. „Durch Besuche bei der Verwandtschaft kannte ich ja Meißen, die Elbhänge, die Weinberge, und war ganz begeistert“, sagt er.

Zweieinhalb Jahre war die Pfarrstelle nicht besetzt, in Vakanz, wie es in Kirchenkreisen heißt. Der Neue aus dem Norden ist wie sein Vorgänger im Amt für die Schwesterkirchgemeinden Burkhardswalde-Tanneberg, Taubenheim, Krögis und Miltitz-Heynitz zuständig. Er und seine Familie wohnen im Pfarrhaus Burkhardswalde.

Erfahrungen in Südafrika

Das Pfarrersein war ihm nicht in die Wiege gelegt worden. Seine Mutter ist Ärztin, sein Vater Informatiker. Zu seinem künftigen Beruf fand er über die Junge Gemeinde. „Was ich dort gemacht habe, auch im Großen zu verwirklichen, Leute zusammenzubringen, das war mein Wunsch. Pfarrer wissen immer so viel und sind bei Problemen so gelassen. So wollte ich auch werden“, sagt der Norddeutsche. Und studierte Theologie in Berlin, Bonn und zuletzt in Leipzig. Dort lernte er auch seine künftige Frau kennen, die Ernährungswissenschaften studierte.

2004 legte Mathias Tauchert sein Erstes Theologisches Examen ab. Zum Pfarrersein war es noch ein weiter Weg. „Theologie ist ja ein wissenschaftliches Studium, keine Berufsausbildung für Pfarrer. Ich hatte großen Wissensdurst, war für alles offen“, sagt er. Und geht vor dem Vikariat erst einmal ein Jahr nach Südafrika.

Die Pommersche Landeskirche hatte dort einst Beziehungen zu Gemeinden. Während der DDR-Zeit waren diese auf Eis gelegt, sollten wiederbelebt werden. Mathias Tauchert macht dort Erfahrungen, die sein ganzes Leben prägen. „Trotz der großen Armut habe ich bei den Menschen eine große Zufriedenheit und Fröhlichkeit festgestellt. Obwohl sie Grund dazu hätten, klagen sie nicht. Auch in der Not vergeht ihnen nicht das Singen“, sagt er. Und staunt, wie Gemeinden dort selbstständig leben können, ohne Kirchensteuer, ohne Landeskirche, ohne Fördermittel. Alles müssen sie sich nach und nach selbst gestalten. Ein bisschen Afrikaans, die Landessprache, kann er immer noch. Seine Predigten freilich hielt er in Englisch.

Zurück in Deutschland geht er drei Monate nach Binz, übt die Tätigkeit eines Pfarrers aus, obwohl er noch nicht ordiniert wurde, hat die erste Taufe, das erste Abendmahl. Nach drei Jahren Vikariat schließlich erlangt er das Zweite Theologische Examen. Seine erste „richtige“ Pfarrstelle tritt er am 1. September 2008 in Blumberg in der Uckermark an. Fünf Jahre wird er dort bleiben, bis er sich auf eine Pfarrstelle in Sachsen bewirbt. Seine Frau studiert derweil in Jena. Die beiden führen eine Fernbeziehung. Geheiratet haben sie übrigens in Meißen.

Hier fühlt er sich gleich wohl, besser aufgehoben als in Norddeutschland. Weil sich die Nordkirche zunehmend unchristlich nach außen gebe, wie er meint. „Sie beschäftigt sich fast nur noch mit Themen wie Klimawandel und Kernenergie. Hier in Sachsen ist die Kirche konservativer, stehen theologische Themen im Vordergrund. Das kommt mir entgegen“, sagt er, der sich selbst als konservativ bezeichnet.

Die jetzige Stelle in Burkhardswalde sei für ihn keine Durchgangsstation, keine Notlösung gar. Er richtet sich für länger ein. „Das ist wie bei einer Hochzeit. Man gibt sich das Ja-Wort, bis dass der Tod einen scheidet. Die Stelle ist nicht befristet, ich würde gern länger bleiben“, sagt er.

Eingelebt hat sich die kleine Familie, zu der noch der 16 Monate alte Sohn Theodor gehört, im neuen Heim schon. Platz ist genug in dem Pfarrhaus, so auch für weiteren Nachwuchs, der im nächsten Jahr erwartet wird. Seinen alten Schreibtisch hat er mitgebracht, er will ihn noch aufarbeiten. Auch Wein möchte er gern wieder anbauen, so wie in Blumberg.

Doch zunächst kommt die Arbeit. Mathias Tauchert ist froh, dass die meisten Kirchen seines Bezirkes in einem guten Zustand sind, so wie überhaupt in Sachsen und anders als im Norden. Klar, die Kirche Heynitz ist das Sorgenkind. Dach, Heizung, Orgel müssten gemacht werden.

Doch zunächst will er sich auf den Gemeindeaufbau konzentrieren. Eine Gemeinde, in die er nicht entsandt wurde, sondern die er sich selbst aussuchte. Auch das ist neu für den Neuen aus dem Norden.