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Der neue Kämmerer ist da

Christian Geschke kümmert sich seit gestern offiziell um Riesas Finanzen. So gestaltete sich sein erster Arbeitstag.

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Von Robert Reuther

Es war kein Sprung ins kalte Wasser. In den vergangenen drei Monaten ist Christian Geschke schon öfter in Riesa gewesen. Das zeigt sich auch in seinem Arbeitszimmer in der zweiten Etage der Rathausaußenstelle auf der Friedrich-Engels-Straße. Es ist kaum etwas übrig geblieben von Geschkes Amtsvorgänger, von Kämmerer Markus Mütsch. Den Schreibtisch hat er verrückt, und auch der große, viereckige Beratungstisch ist verschwunden. An dessen Stelle befindet sich ein runder Tisch, auf dem eine Vase mit Tulpen steht. Christian Geschke hält es mit dem Mobiliar ein bisschen wie König Arthus an seiner Tafelrunde. „Mir ist der runde Tisch einfach sympathischer. Das sorgt für eine bessere Gesprächsatmosphäre, weil sich die Personen so einfach wohler fühlen“, sagt der
34-Jährige.

Haushalt noch nicht ausgeglichen

Davon machte er auch an seinem gestrigen ersten offiziellen Arbeitstag Gebrauch. Zahlreiche Gespräche mit Mitarbeitern aus seinem Amt hat er geführt. Es ging ihm vor allem darum, sich vorzustellen und die Arbeitsabläufe kennenzulernen. „Ich habe mir auch schon einige Vorlagen für die kommende Stadtratssitzung angeschaut“, sagt Geschke. Dabei kommt es ihm zugute, dass er in den vergangenen Monaten schon an vielen Stellen mitlaufen konnte, auch wenn er dabei noch keine speziellen Aufgaben angeleiert hat. „Das stand mir ja auch noch gar nicht zu. Aber es ist natürlich Gold wert, dass ich die Abläufe schon ein bisschen kenne“, sagt der neue Kämmerer. Der erste Eindruck seines Amtes sei gut. „Alles ist geordnet. Alle bemühen sich darum, dass sich die Stadt positiv entwickeln kann“, findet Geschke.

Das könne jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass die Haushaltssituation Riesas angespannt sei. Seine größte Aufgabe bestehe deshalb in den nächsten drei Monaten darin, den aktuellen Haushalt zu konsolidieren. Der ist nämlich entgegen des im Stadtrat beschlossenen Planes nicht ausgeglichen. Unvorhersehbare, aber dringend notwendige Investitionen seien dafür verantwortlich. „Beispielsweise hatten wir die Befahrungen des Kanalsystems nicht eingeplant. Die brauchen wir aber, um zu wissen, wo das Abwassersystem marode ist und wir noch investieren müssen“, sagt Christian Geschke. Auch die Dachdeckarbeiten in der Merzdorfer Mittelschule und die hohen Winterschäden an den Straßen seien so nicht vorhersehbar gewesen.

Wie er diese Aufgabe bewältigen will, muss Geschke noch offen lassen. „Das kann ich an meinem ersten Tag nicht wissen. Wir müssen jetzt gemeinsam überlegen, wie wir das leisten“, sagt der Kämmerer. Danach wartet bereits die nächste Mammutaufgabe auf ihn. In der zweiten Jahreshälfte soll der Haushalt für das kommende Jahr erstellt werden. Wohin da die Reise gehen wird, ist für Christian Geschke noch offen. Allerdings deutet er bereits an, dass die Konsolidierung weitergehen soll. „In den vergangenen Jahren hat die Stadt viel für freiwillige Leistungen ausgegeben, die viele liebgewonnen haben. Wenn wir aber nur Einnahmen haben, die gerade so unsere Pflichtaufgaben decken, müssen wir einfach umdenken“, sagt Geschke. Die Entscheidung könne dabei nur zwischen Kürzungen oder erneuten Kreditaufnahmen stehen und das muss letztlich der Stadtrat festlegen. Mit dem, so ist eines von Geschkes größten Zielen, will der Kämmerer enger zusammenarbeiten. „In der Vergangenheit wurde da offenbar viel Vertrauen zerschlagen. Das will ich wieder herstellen“, so Christian Geschke. Er will Beschlüsse gut vorbereiten und so Transparenz schaffen. Dies sorge dann auch für Glaubhaftigkeit. „Nur so können uns die großen Aufgaben gemeinsam gelingen, die vor uns liegen“, sagt Geschke.

Diese seien, so der Kämmerer, den Bevölkerungsrückgang in der Stadt abzustellen. Er finde es nicht schön, wenn es jeden Monat 50 Bewohner weniger gibt. „Riesa muss so attraktiv sein, dass junge Familien hierbleiben oder besser noch herziehen“, sagt Geschke. Dafür bedarf es nicht nur der bereits vorhandenen Kindertagesstätten und Schulen, sondern auch einer aktiver Wirtschaftsförderung. Das schaffe Arbeitsplätze, fördere den Konsum. „Wenn wir beispielsweise ein großes Unternehmen ansiedeln können, haben wir auch mehr Gewerbesteuer zur Verfügung. Letztlich steht und fällt das Wohl der Stadt mit der Wirtschaft. Riesa ist eine Industriestadt und wird das auch immer bleiben“, so Christian Geschke.

Was Riesa allerdings nicht bleiben wird, ist Spekulationsstadt. Den hochriskanten Zinswetten seines Amtsvorgängers Markus Mütsch kann der gelernte Banker nichts abgewinnen. Zinswetten auf Türkische Lira oder Schweizer Franken wird es unter Christian Geschke nicht geben. „Ich hätte so etwas nie gemacht“, sagt er. Das ist aber auch der einzige Vergleich mit Markus Mütsch, den er zulässt. Zwar sei ihm der Name bisher schon oft begegnet. „Aber ich bin dafür, die Vergangenheit vergangen sein zu lassen. Wir müssen nach vorne blicken, um die Stadt voranzubringen“, beteuert Christian Geschke.