Von Dr. Volker Dudeck
Am 6. November feiert das Zittauer Stadtmuseum sein 150-jähriges Bestehen. Es zählt damit zu den ältesten in Deutschland. Die SZ erzählt in einer kleinen Serie die Historie.
Diese Ausstellung, für die eine Hälfte des oberen Ratsbibliothekssaales freigemacht worden war, beschränkte sich nicht mehr auf die mehr oder weniger wahllose Anhäufung von „Raritäten“. Prof. Kaemmel und Bibliothekar Fischer hatten bereits auf eine feste Ordnung und Gruppierung historisch bedeutsamer Gegenstände Wert gelegt. Dazu gliederten sie die Exposition in vier Zeitperioden: 1. ausgehendes Mittelalter und 16. Jahrhundert, 2. das Zeitalter des 30-jährigen Krieges und seiner Nachwirkungen, 3. das Zeitalter der polnischen Auguste, 4. die neuere Zeit.
Das nun eigentlich erst richtig etablierte Städtische Museum, das mittwochs und sonnabends von 14 bis 16 Uhr für jedermann zugänglich war, mag viele geschichtsbewusste Zittauer dazu angeregt haben, sorgsamer auf all die Dinge zu achten, die für die Sammlungen von Interesse sein könnten. Einer von ihnen war der Stadtverordnete Korschelt.
Er durchstöberte die Bodenräume und Nebengelasse vieler Kirchen des Zittauer Landes und entdeckte dabei zahlreiche kunstvoll geschnitzte Heiligenfiguren sowie andere kirchliche Altertümer aus vorreformatorischer Zeit. Seinem Spürsinn und Verhandlungsgeschick ist es zu danken, dass die Kirchenvorstände dem Museum viele dieser Kunstwerke überließen, die heute zu den wertvollsten Exponaten unserer Sammlungen gehören.
Im städtischen Etat von 1880 ist, offensichtlich erstmalig, auch ein Fonds für die Erweiterung der Sammlungen in Höhe von 100 Mark ausgewiesen. In den folgenden Jahren erhöhte er sich auf 500 und 1909 sogar auf 800 Mark. Das war angesichts des damaligen Geldwertes (ein guter Arbeiter verdiente 80 bis 100 Mark im Monat) eine recht beachtliche Summe. So konnte es nicht ausbleiben, dass sich die knapp 150 Quadratmeter Ausstellungsfläche schon bald als viel zu klein erwiesen. Es lag nahe, für die dringend notwendige Erweiterung des Museums den 280 Quadratmeter großen Saal im Erdgeschoss des Heffterbaus ins Auge zu fassen. Er geht bereits auf die Zeit der Franziskaner zurück und hatte von 1690 bis 1846 der böhmischen Exulantengemeinde als Kirche gedient. Danach stand er mehr als 20 Jahre leer, bis 1867 hier ein Turnraum für die Zittauer Schulen eingerichtet wurde.
Als 1874 die städtische Turnhalle an der Augustus-Allee fertig gestellt war, stand der Saal erneut zur Disposition. 1882 begannen die Umbauarbeiten, bei denen man auch die Reste der spätgotischen Wandmalereien freilegte, die zur Klosterzeit wie ein Band den gesamten Raum umzogen hatten. Mit der Einrichtung des neuen Museumssaales, deren Grundstruktur bis heute erhalten ist, wurde der Begründer des Oybin-Museums Alfred Moschkau beauftragt. 1884 fand die Eröffnung statt. Da inzwischen die naturkundlichen Bestände dem Gymnasium übergeben worden waren, schien das Raumproblem erst einmal entschärft zu sein. (wird fortgesetzt)
Die ersten drei Teile erschienen am 23., 25. und 26. Oktober.