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Der Richter und der Alkomat

Gab es in der Vergangenheit einen Justizball, bei dem alles stark einem Treffpunkt für Richter, Rechts- und Staatsanwälte ähnelte, wollte man es in diesem Jahr einmal ganz anders machen. Der Oberlausitzer...

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Von Frank Fischer

Gab es in der Vergangenheit einen Justizball, bei dem alles stark einem Treffpunkt für Richter, Rechts- und Staatsanwälte ähnelte, wollte man es in diesem Jahr einmal ganz anders machen. Der Oberlausitzer Anwaltsverein setzte sich mit Eike Hedicke vom Gutshof in Ludwigsdorf zusammen, nach dem Motto – lass uns mal etwas anderes machen. Eine Fete nämlich, mit allen Leuten, die in der Görlitzer Region für Recht, für Sicherheit und Ordnung arbeiten.

Und so gestaltete sich die Idee von einem Sommerfest, das ganz öffentlich sein sollte und wo sich wirklich einmal die Mitarbeiter von Polizeidirektion Görlitz, Justizvollzugsanstalt, Landgericht, Amtsgericht, Staatsanwaltschaft, Feuerwehr, Stadtverwaltung und anderen Institutionen treffen. Aber nicht, um über die Arbeit zu reden, sondern über lustigere Dinge im Leben, die keine Sicherheitsvorschriften und Paragraphen kennen.

Um 19 Uhr nahm das Spektakel seinen Anfang an einem Ort, den die Gäste des Abends naturgemäß kennen, aber überwiegend von außen. Vor der Justizvollzugsanstalt, im Volksmund: Gefängnis, trafen sich Staatsanwalt und Polizisten zum Umtrunk am Postplatz. Doch diesmal rollte keine Limousine und kein Bus vor, um die Gäste nach Ludwigsdorf zu fahren. Die Grüne Minna stoppte vor den Damen und Herren. Die Polizeikarosse kutschierte die Gäste zum Fest.

Im Gutshof Hedicke wurden die Gäste gleich vom Chef persönlich und von jazzigen Musikklängen rund um den alten Brunnen empfangen. Die Gruppe „Jackpot“ aus Dresden sollte sich bei diesem Sommerfest bis in die frühen Morgenstunden als toller Stimmungsmacher erweisen. Das Repertoire der Vollblutmusiker war schier unerschöpflich und sorgte für ausgelassene Partystimmung und Trubel auf der Tanzfläche.

Aufgrund der Wetterkapriolen wenige Stunden vorher, hatte sich Eike Hedicke bei dieser Veranstaltung für die Sicherheitsvariante – Rückzugsmöglichkeit bei Regen – entschieden. So konnten die Besucher wahlweise im Garten nach einer geeigneten Plauschecke Ausschau halten, oder in der Scheune das rustikale Ambiente auf sich einwirken lassen.

Kurz vor 21 Uhr verlegte „Jackpot“ seinen Auftritt in die Scheune und das Sommerfest kam stimmungsmäßig zunehmend in die Gänge. Staatsanwalt Sebastian Matthieu freute sich als Mitorganisator, dass die anfängliche Distanz zwischen den verschiedenen Gerichtsbarkeiten und Ordnungshütern schrumpfte und er selbst seinen Teil dazu beitragen konnte. Nicht nur als Bläser der Landskronherolde, sondern auch als Anekdotenerzähler mit Herz und Schnauze.

Wie ungeschminkt er aus dem Nähkästchen plauderte, war schon commedyreif. So auch beim Fall einer Dame, die ihren Schneider anzeigte, weil der sie bei der Kleideranprobe unsittlich berührt haben soll. Auch die juristische Aufarbeitung des Märchens von Hänsel und Gretel war das Kommen wert, obwohl das spät angereiste Mitglied der „Herkuleskeule“ schon eine Abendvorstellung in Dresden hinter sich hatte.

Zu mitternächtlicher Stunde wollten sich dann immer mehr Besucher über die digitale Lichtbilderfassung auf einem dreiseitigen Täterlichtbild verewigen lassen und auch das Atemalkoholmessgerät kam bei seiner Auskunft über die Trinkfestigkeit der Besucher in Promille kaum zum Stillstand.

Ob Staatsanwalt Matthieu seine mitgebrachten Handschellen zum Einsatz bringen musste, weil Gäste schon vorzeitig nach Hause gehen wollten, war jedenfalls nicht mehr herauszufinden.