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Der Ruhestandsverweigerer

Anlässlich seines 75. Geburtstages zeigt der Holzkünstler Jürgen Spottke seine besten Werke im Bautzener Theater.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Jürgen Spottke ist ein bekennender Ruhestandsverweigerer. Den Holzer, wie er sich selbst nennt, zieht es jeden Tag in seine Werkstatt, auch mit 75 Jahren noch. Zwar müsste er sich keinen Druck mehr machen, aber letztlich spornt ihn ein gewisser Termindruck doch auch an. Mit viel Freude hat er jetzt seine Ausstellung gestaltet, die anlässlich seines runden Geburtstages im Foyer des Haupthauses des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters zu sehen ist.

Jedes der Exponate könnte eine Geschichte erzählen. Da sind die sogenannten Rahmenbilder, die er in letzter Zeit verstärkt gemacht hat. Geschnitzte Darstellungen sind mit Schnur an einem Rahmen befestigt, auf dem Sinnsprüche stehen. Abbildungen dieser Rahmenbilder hat Jürgen Spottke zu einem Kalender für 2017 zusammengestellt. Ziemlich deftige Sprüche sind auf den bemalten Kuchenbrettern zu finden, eine Liebhaberei, die der Holzer schon seit einigen Jahren pflegt.

30 Jahre lang verschollen

Und da sind jene großformatigen Reliefs, die eine regelrechte Odyssee hinter sich haben. Einst sollten sie die „Grusinische Teestube“ schmücken, die der Konsum im Café Jannasch auf der Karl-Marx-Straße einrichten wollte. Doch daraus wurde nichts. Die Reliefs mit grusinischen Motiven waren 30 Jahre lang verschollen, bis sie in der Schule in Ottendorf-Okrilla im Kohlenkeller wieder auftauchten. Jürgen Spottke hat seine wider Erwarten doch noch recht gut erhaltenen Werke wieder aufgearbeitet, sodass sie jetzt wie neu aussehen.

Der Holzkünstler stellt in seiner Ausstellung vor allem seine Vielseitigkeit unter Beweis. Da sind die liebevoll gestalteten Spielzeuge für seinen jüngsten Enkel, da ist ein doppeltgemoppelter Januskopf und da ist Udo. Udo Lindenberg, wie er leibt und lebt, in Gestalt eines überdimensionalen Räuchermannes. Ein Auftragswerk. Doch angesichts des Preises für das Unikat hatte der Besteller dann kalte Füße bekommen.

In letzter Zeit fertigte der Holzer verstärkt Stühle mit künstlerisch gestalteten Lehnen an. Zu denen mit den Köpfen Prominenter sind jetzt Trolle hinzugekommen – das Ergebnis einer Reise nach Norwegen, Jürgen Spottkes Traumland. Dass er zu seinem Geburtstag im Theater ausstellen darf, freut den Holzer sehr. Denn hier können viele Kunstinteressierte seine Arbeiten sehen.

Die Ausstellung anlässlich des 75. Geburtstages von Jürgen Spottke ist bis zum 27. Dezember zu sehen.