Der skurrile Weg zurück in die 2. Bundesliga

Dresden. Das muss sich wie ein Berganlauf bei stetem Nebel angefühlt haben – das Ziel nie vor Augen. Über drei Monate nach dem coronabedingten Abbruch ihrer Drittliga-Saison haben die Volleyballer des VC Dresden nun endlich Gewissheit: Sie dürfen in die 2. Bundesliga aufsteigen. Dabei ist die Geschichte dieser Rückkehr nach drei Spielzeiten in der dritthöchsten Liga eine sehr skurrile.
Als am 12. März die Saison in der 3. Liga abgebrochen wurde, lag der VC Dresden auf Rang vier der Ost-Staffel, hatte aber noch theoretisch die Chance, sich sportlich auf einen Aufstiegsplatz zu verbessern. Für solche Fälle hat der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) während der Corona-Krise eine Verfügung erlassen. „Mannschaften, die zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs nicht auf einem Aufstiegsplatz sind und rechnerisch eine Platzierung erreichen könnten, die zum Aufstieg berechtigt, erhalten das Angebot, zusätzlich in die höhere Spielklasse aufzusteigen“. Allerdings wurde dies von der Ligenstärke abhängig gemacht. 14 Teams waren für die zwei Zweitliga-Staffeln vorgesehen.
Deshalb hatte der VC frühzeitig beschlossen, die Zweitliga-Lizenz zu beantragen. Mitte Mai reichten die Sachsen ihren Antrag bei der Liga ein – mit dem Ergebnis, dass die Tür zur 2. Bundesliga für den ehemaligen Erstligisten vorerst geschlossen blieb. Das wiederum erklärt die Volleyball-Bundesliga (VBL) in einer eigenen Pressemitteilung so: „Zur Meldefrist am 15. Mai ergab sich in zwei der vier Zweitligastaffeln (Frauen und Männer/Anm. d. R.) die Situation, dass mehr als die beiden Regelaufsteiger einen Lizenzantrag gestellt hatten. Da der DVV keine Regelung über die Bildung einer Rangfolge in der 3. Liga beschlossen hatte, entschied der VBL-Vorstand, die Rangfolge mittels Quotientenregel zu ermitteln. So belegte der TSV Mühldorf den Regelaufstiegsplatz, und der VC Dresden wurde nicht zugelassen, da in der 2. Bundesliga Süd Männer bereits 14+1 Mannschaften spielten.“
Der sächsische Verband unterstützt den Verein
Die vorerst ausgebooteten Dresdner wären im Bereich der Bundesligen und den vom DVV organisierten Spielklassen die einzige Mannschaft gewesen, für die die Verfügung aus dem März nicht gegriffen hätte. „Bei der VBL hatte man sich offenbar entschlossen, die Ligen nicht sofort auf 14 Teams aufzufüllen, sondern erst, wenn die Anzahl auf unter zwölf Teams fällt“, erklärt VC-Chef Sven Dörendahl und ergänzt: „Das bedeutet natürlich, dass einige Mannschaften anders behandelt werden.“ Das wollten die Dresdner nicht klaglos hinnehmen und bewarben sich um Aufnahme in die Nord-Staffel der 2. Liga. Dafür war ein Mehrheitsvotum der künftigen Konkurrenten notwendig. Fünf Klubs stimmten für die Aufnahme des VC, fünf dagegen – bei zwei Enthaltungen. „Das heißt, uns hat eine Zustimmung gefehlt. Das muss man so akzeptieren“, betont Dörendahl.
Am 25. Juni wurde dem TSV Unterhaching jedoch nachträglich die Lizenz für die 1. Bundesliga erteilt. Also war plötzlich wieder ein Platz frei in der 2. Bundesliga Süd. Der wäre aber nach den im März getroffenen Regelungen nicht nachbesetzt worden. „Das haben wir als rechtens, aber nicht als gerecht empfunden“, sagt der VC-Chef. Deshalb suchte sich der Verein für sein Ansinnen namhafte Unterstützer, unter anderem den sächsischen Verband.
Merkwürdig ist, dass die VBL bereits am 3. Juli einen Spielplan für die 1. und 2. Bundesligen veröffentlicht hat – noch ohne den VCD. Nur vier Tage später liest sich die Mitteilung der VBL zum nachträglichen Aufstieg wesentlich Dresden-affiner. „Die späte Entscheidung für eine Zulassung des VC Dresden in der 2. Liga ist einer Reihe von Ereignissen geschuldet, die wir bei der Festlegung der Aufstiegsregelungen im März nicht abschließend überblicken konnten“, sagt VBL-Boss Michael Evers. Über das plötzliche Umdenken der VBL ist man in Dresden natürlich hocherfreut. „Wir danken vor allem dem VBL-Vorstand, der sich sehr für uns eingesetzt hat und wir diese Chance erhalten“, sagt Dörendahl.