Von Angelika Hoyer
In seinen Händen hält Ortschronist Klaus Reichel einen dicken Ordner. Ehrfürchtig blättert er die sorgfältig in Folien gehefteten Kopien durch. Auf diese mit den Jahren braun gewordenen Blättern hatte Alwin Förster einst geschrieben, was er im Laufe von Jahrzehnten über die Oderwitzer Geschichte herausgefunden hat. Was es mit Grenzsteinen im Königsholz von 1738 beispielsweise auf sich hat. Oder wie die Dörfler den Durchzug der Hussiten erlebten.
Kein kurzweiliges Lesebuch
„Diese Chronik ist kein kurzweiliges Lesebuch, sondern ein fundiertes wissenschaftliches Werk“, sagt Klaus Reichel. „Alwin Förster gab sich nicht mit dem bloßen Nacherzählen oder gar mit Ungenauigkeiten zufrieden“. Seit über einem Jahr beschäftigen sich die acht Mitglieder der Arbeitsgruppe Ortsgeschichte mit dem unvollendet gebliebenen Werk des 1965 gestorbenen Oderwitzer Heimatforschers. Sie haben die Chronik in den Computer eingegeben und schließlich ausgedruckt. 35 Exemplare, die einer von ihnen, Karl-Heinz Erdmann, anschließend gebunden hat. Neben den Bibliotheken in Oderwitz und Zittau, den Schulen, der Touristinformation und den Pfarrämtern haben auch die Enkel des Heimatforschers ein Exemplar bekommen.
Und jetzt möchten die zwei Frauen und sechs Männer der Arbeitsgruppe etwas mehr über den Autor selbst erfahren. Im Gemeindeblatt haben sie dabei um Mithilfe der Oderwitzer gebeten, denn allzu viel weiß man heute nicht mehr über den Lehrer und Schuldirektor Alwin Förster, der nebenbei ein stiller und gründlicher Erforscher der Geschichte seines Heimatortes gewesen ist. Ganz so still und einsam geht es in der heutigen Arbeitsgruppe Ortsgeschichte nicht zu. Es ist ein bunt gemischter Kreis, der sich einmal monatlich in den von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Räumen zusammenfindet. Jüngstes Mitglied ist Martin Hinke, der aus den Tiefen des Internets die Aufbewahrungsorte alter Karten herausfindet. Und einer der ältesten Herbert Feurich, der Ehrenortschronist von Oderwitz.
Viele Jahre Arbeit
Bei ihrem nächsten Treffen wollen sie ausdiskutieren, wie die Chronik von Oderwitz künftig aussehen soll und wo und wie man das Material dafür archiviert. Schon heute gibt es für Niederoderwitz insgesamt elf Chroniken, die älteste stammt von 1726. In Oberoderwitz existieren sieben Chroniken. Außerdem haben Sängerbund und Gesangsverband, Pferdesport und Turner sowie andere Vereine eigene Chroniken angefertigt. Selbst ein Bäcker schreibt eine Oderwitzer Bäckerchronik. Es gibt also viel Material, das der Arbeitsgruppe für viele Jahre Arbeit zur Verfügung steht. Und auch manche SZ-Nachricht über den Ort wird gesammelt und archiviert. Damit auch die nächsten Generationen nachvollziehen können, was in Oderwitz geschah.