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Der Spiegelsaal von Niederwartha

Den Gasthof an der Weistropper Straße gibt es seit dem 14. Jahrhundert. Nun wird es in ihm richtig majestätisch.

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Von Jana Mundus

Es ist die richtige Umgebung für einen Prinzen. Chris I. schreitet durch den Saal. Der große Raum leuchtet in Weiß und hellem Grau. Wundervolle Ornamente schmücken die Decke. Mehr als 20 Spiegel an den Wänden reflektieren das Licht. Am Ende des Saals befindet sich eine Bühne, die von Stuckranken umgeben ist. Für 100 000 Euro hat Besitzer Mirco Meinel den Festsaal im Gasthof Niederwartha sanieren lassen. Jahrelang war er nicht mehr als eine überdimensionierte Abstellkammer gewesen. Künftig sollen Gäste hier Hochzeiten, Abschlussbälle oder große Geburtstage feiern. Prinz Chris hat allerdings Pech gehabt. Er muss in Zukunft in den Keller.

Nach der Wende kaufte die Familie Meinel den Gasthof an der heutigen Weistropper Straße, gleich an der Ecke zur Straße in Richtung Meißen. Der hatte bis dahin schon eine lange Tradition. Bereits 1397 wurde er erstmals erwähnt. Die damaligen Besitzer hatten sogar das Recht zum Betreiben einer Fähre. Zu dieser Zeit die einzige Elbquerung zwischen Dresden und Meißen. Als „Brauschänkengut“ avancierte das Haus im 19. Jahrhundert zu einem beliebten Ausflugslokal und wurde kurz vor der Jahrhundertwende noch einmal vergrößert. Doch schon wenig später war Schluss in Sachen Gastronomie. 1945 quartierte sich im Gebäude die Sowjetarmee ein, erst nach 1990 wurde es wieder zum Gasthof. Allerdings mit neuem Konzept.

„Wir wollten damals in Anlehnung an das Märchen vom Zaren Saltan ein Restaurant aufziehen“, erinnert sich Mirco Meinel, der heute als Veranstalter unter anderem die Dresdner Schlössernacht ausrichtet. Die Idee des Zarenkellers war geboren. Dazu sollte der Gewölbekeller genutzt werden. Doch das Konzept entwickelte sich anders als geplant, hin zu einer gut gehenden Mittelalter-Gastwirtschaft, in der Gaukler und Spielleute für Unterhaltung sorgen. „Damit wurde für uns aber der Name irgendwann zum Problem“, so Meinel weiter. Denn mancher vermutete hinter dem Zarenkeller russische Kost. Nach über 20 Jahren soll deshalb nun ein neuer Name her: Prinzenkeller. Dazu gibt es auch eine frische Idee für die Programmgestaltung. Am Abend wählt das Publikum in Zukunft aus den eigenen Reihen einen Prinzen, der dann auf dem Thron sitzen darf. „Ihm gehen natürlich alle ordentlich ums Maul“, drückt es Zeremonienmeister Isegrimm aus. Guten Appetit sollte der Regent mitbringen. Ihm wird immer nachgeschenkt und essen kann er so viel er möchte. Auch ein Vorkoster wird unter den Gästen ausgewählt. „Bei unserem üppigen Mahl muss der aber keine Angst vor Vergiftung haben“, so Isegrimm alias André Ulbrich.

Die Neuerungen im Keller reichten Mirco Meinel jedoch nicht aus. Schon lange hatte er die Idee, mehr aus dem Festsaal in der oberen Etage zu machen. „Früher fanden hier am Wochenende Discoveranstaltungen statt“, erzählt der Besitzer. Als Veranstalter weiß er, wie groß in Dresden und Umgebung die Nachfrage nach Räumen zum Feiern ist. Deshalb lag es nahe, den Saal aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken. Bis zu 150 Personen finden hier nun zum gemeinsamen Feiern Platz.

Besonders stolz ist der Chef auf die über 20 Spiegel, die die Wände zieren und den Saal dadurch noch etwas größer wirken lassen. „Ursprünglich waren dort Fenster eingebaut“, erzählt er mit Blick auf die Geschichte des Saals. Doch als der Raum zur Disco wurde, störten die. Schließlich sollte beim abendlichen Tanzen möglichst wenig natürliches Licht in den Saal scheinen. Wer will schon Helligkeit beim Engtanzen. Damals entstand die Gestaltungsidee mit den Spiegeln. Für die Sanierung wurden diese jetzt alle erneuert. Getanzt werden soll auch weiterhin. Dafür ist eine neue Tanzfläche entstanden. Moderne Technik zog ebenfalls ein. Eine Klimaanlage sorgt dafür, dass keiner ins Schwitzen kommt. Scheinwerfer tauchen den Saal am Abend bei Bedarf in stimmungsvolles buntes Licht. „Wir hoffen einfach, dass den Leuten das Ergebnis gefällt“, sagt Mirco Meinel. Nun geht die lange Tradition des Hauses auch im Festsaal weiter.

www.prinzenkeller.de