Von Jürgen Birkhahn
Helga Schreiber ist schon ganz nervös. Seit Wochen hat sie Karten für den Meißner Theatersommer. Ausgerechnet an dem Tag, wo ihre Lieblingsvorstellung ist, regnet es. „Das muss heute wirklich nicht sein“, sagt sie und hofft, dass der Regen bis zum Abend wieder aufhört. Die Dresdnerin hat sich am Sonnabendnachmittag schon einmal dort umgesehen, wo Stunden später Olaf Böhme eine heiße Nacht präsentiert. Doch es sieht noch gar nicht so recht nach Theater aus.
„Die Bühne steht zwar, aber wo sitzen die Zuschauer, haben wir etwa Stehplätze?“ Die 63-Jährige ist irritiert, auch weil am Nachmittag kaum Menschen auf dem Theaterplatz zu sehen sind. Nur vereinzelt kommen Spaziergänger.
„Die rechte Seite vom Platz ist ja schick, aber links?“ Peter Urban schüttelt den Kopf. „Da muss noch viel getan werden.“ Die Verhüllung der drei baufälligen Häuser in Bühnennähe schaffe zwar eine angenehme Atmosphäre, eine Dauerlösung könne das nicht sein, sagt der Meißner. Er findet es schade, dass nur wenige Meter vom Heinrichsplatz entfernt solch gähnende Leere herrscht.
Böhme sorgt für Stimmung
Dass der Theatersommer allein für mehr Abwechslung auf dem Platz sorgt, bezweifelt er. Die Idee des Openair-Theaters findet er aber sehr gut, obwohl er selbst keine Zeit hat, um eine Vorstellung zu besuchen. „Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr“, sagt er und macht den Schirm zu.
Es hat aufgehört mit regnen, und das stimmt Theaterchefin Renate Fiedler froh. Zwar hätte bei Dauerregen die Veranstaltung in den Theatersaal verlegt werden können, doch das sei nicht im Sinne des Theatersommers, den das Team der Meißner Bühne in diesem Jahr zum ersten Mal auf die Beine gestellt hat.
Renate Fiedler zeigt sich mit den bisherigen Veranstaltungen zufrieden, wenn auch die Besucherzahlen mitunter stark schwanken. Bei Böhmes Gastspiel mussten zu den obligatorischen 300 Stühlen noch weitere aufgestellt werden und auch Stehplätze wurden verkauft. „Da haben wir ja nochmal Glück gehabt“, sagt Manfred Beer. Der Würzburger macht Urlaub im Elbland, hat sich spontan für den Theaterbesuch entschieden und findet das abendliche Flair auf dem Theaterplatz recht angenehm.
Die Besucher der Böhme-Vorstellung haben den Weg nicht bereut. Der Kabarettist präsentierte auf der Bühne unterhalb der Albrechtsburg Höhepunkte seines Bühnenschaffens, brachte Neues mit und sorgte so bis kurz vor Mitternacht für gute Stimmung in einer lauen Sommernacht.
Synergien für nächste Jahre
Mit so einem Publikumserfolg rechnet Renate Fiedler auch in der zweiten Halbzeit des Theater-Sommers. Höhepunkt wird zweifelsohne die internationale Tanzshow „Flames of the Dance“ am 13. August. „Da kommen absolute Profis, für die wir die Bühne noch vergrößern müssen“, sagt die Theaterchefin. Sie erhofft sich aus der ersten Sommeraktion Synergien für die kommenden Jahre. Möglichkeiten für eine Belebung des Platzes gibt es viele, wie das Kino am Wochenende mit den karibischen Nächten zeigte.