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Der Trick: Essengeld überweisen

Der 16-jährige Erik liebt es frisch. Und deshalb stellt sich der Schüler der Mittelschule Dippoldiswalde wie viele seiner Altersgenossen gerne nach dem Unterricht beim Asia-Imbiss auf dem Marktplatz an.

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Von Barbara Breuer und Roy Wend

Der 16-jährige Erik liebt es frisch. Und deshalb stellt sich der Schüler der Mittelschule Dippoldiswalde wie viele seiner Altersgenossen gerne nach dem Unterricht beim Asia-Imbiss auf dem Marktplatz an. „Das ist besser als das aluverpackte Essen in der Schule“, sagt Erik und nimmt das Plastikschälchen mit den kurz angebratenen Nudeln entgegen. Meist isst der Schüler mittags mit den Eltern zu Hause. Die Schulkantine besuchte er nur als Grundschüler regelmäßig. Der 16-Jährige sagt: „Es wäre besser, wenn es bei uns an der Mittelschule Wahlessen gäbe und wenn sie es frisch kochen würden.“ Doch scheinbar lockt auch ein großes Angebot die Schüler nicht zur Schulspeisung. Von den 300 Schülern der Reinholdshainer Mittelschule finden täglich nur 40 den Weg in die Kantine – trotz dreier Essen zur Auswahl. „In den letzten fünf Jahren waren immer gleich wenige am Ausgabetresen“, sagt Schulleiterin Ingrid Richter. Jeden Morgen müssen sich ihre Schützlinge im Sekretariat fürs Essen eine Marke für 1,70 bis 2,60 Euro kaufen.

Nicht immer landet das Geld fürs Mittagessen auch in der Schule. Einige Pennäler bezahlen vom Essengeld ihre Mobilfunkrechnung. „Manche ältere Schüler holen sich lieber Zigaretten, anstatt eine warme Mahlzeit zu essen“, vermutet der Geschäftsführer des „Mensa-Service“, Bernd Fiedler. Sein Unternehmen beliefert vier Schulen im Kreisgebiet mit Mittagessen.

Dagegen gibt es ein offenbar wirksames Mittel: „Damit die Kinder das Geld nicht anders ausgeben oder sich gegenseitig wegnehmen, überweisen die Eltern uns die entsprechende Summe“, erklärt Winfried Kirchner, Chef des Hänichener Versorgungsservice. Er beliefert das zweite Jahr die Mittelschule in Bannewitz. „Viele Kinder denken sich, wenn ich das Geld eh nicht habe, dann kann ich auch Essen gehen“, glaubt Kirchner. Die Nachfrage gibt ihm Recht. Kamen im ersten Jahr rund 100 Bannewitzer Mittelschüler zur Essenausgabe, sind es mittlerweile bis zu 150.

Nicht ganz so viele junge Leute zieht die Schulspeisung an der Mittelschule Ruppendorf an: Obwohl dort nur ein Essen angeboten wird, stellen sich 85 der 250 Schüler täglich am Ausgabetresen an. Ein Essen kostet 1,90 Euro. Das Essen wird aus der Umgebung geliefert, sagt die Schulleiterin Anita Rüger.

Aus dem Altenberger Kindergarten kommt das Mittagessen für die Fünft- bis Neuntklässler des Bergstadt-Gymnasiums. Von 250 Pennälern nutzen 40 bis 50 dieses Angebot. „Es gab aber mal eine Anfrage von Schülern nach einem Imbiss, und den haben wir eingeführt“, erklärt Schulleiter Oliver Müller. Ob Pizza, belegte Brötchen oder Bockwurst – beim Imbissangebot greifen die Schüler zu. „Besonders gut gehen Sandwiches für 70 Cent aus zwei Toastscheiben mit Käse, Wurst und sauren Gurken“, sagt Küchenangestellte Christiana Brittner.

Eher bescheiden fällt hingegen der Appetit der Kinder in der Mittelschule Rabenau aus. „Wenn es Essen gibt, holen sich viele nur etwas zum Frühstück“, stellt die stellvertretende Schulleiterin Karla Hegewald fest. Mittags ist die Nachfrage bescheiden, viele Kinder bringen sich etwas von zu Hause mit.

Ganz unter sich bleiben indes beim Mittagsmahl die Lehrer an der Mittelschule Glashütte. Das Essen in Aluschälchen von Heidis Imbiss-Shop wird nur von den Lehrern gegessen, wie die stellvertretende Schulleiterin Gabriele Sommerschuh sagt.

Seit Jahren ist die Zahl der Essen an der Mittelschule Tharandt konstant geblieben: zwischen 30 und 40 der knapp 300 Schüler mögen das Schulessen. „Viele Eltern essen nicht mehr im Betrieb und da wird dann abends zu Hause gekocht und gegessen“, erklärt Sabine Klotz, Leiterin der Mittelschule Tharandt.

Dennoch wollen die Pädagogen an der Dippser Mittelschule ihren Schützlingen wenigstens die Möglichkeit geben, etwas Warmes zu essen. Seit letztem Sommer wird die Schule beliefert: Zusätzlich zu einem Assietten-Essen können die Schüler dort Spaghetti für 2,40 Euro kaufen. Trotzdem stehen von den 280 Mittelschülern durchschnittlich nur 20 an der Essensausgabe.

Manchmal ist der Imbiss um die Ecke sogar günstiger. So kostet auf dem Markt in Dipps eine Portion Asia-Nudeln mit Gemüse und ohne Fleisch 2,10 Euro. An manchen Schulen müssen die Eltern bis zu 2,60 Euro für ein Essen berappen. Egal wie gering die Nachfrage nach Schulessen im Kreis ist, an Pasta-Tagen stehen die Schüler Schlange. Da zieht es sogar den 17-jährigen Dippser Mittelschüler Ronny zur Schulspeisung, der sonst nicht in der Kantine isst. Er sagt: „Was da gut schmeckt, sind Makkaroni“.