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Der Ultra-Marathon-Mann

Mit 42 Kilometern gibt sich Hartmut Kohn nicht zufrieden. Für die Läufe findet der Görlitzer Mitstreiter – und ein Spendenziel. Am Freitag startet er von Bautzen aus, unter anderem nach Löbau und Oppach.

Von Carmen Schumann
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Am Freitag startet Hartmut Kohn am Best-Western Hotel mit 30 Mitstreitern zu einem Ultra-Marathon-Lauf.
Am Freitag startet Hartmut Kohn am Best-Western Hotel mit 30 Mitstreitern zu einem Ultra-Marathon-Lauf. © Carmen Schumann

Bautzen. Henry Maske ist schuld daran, dass Hartmut Kohn zum Marathon-Läufer wurde. Das klingt paradox. Doch zu dem Zeitpunkt, als Maske nach zehn Jahren wieder in den Ring stieg, um Virgil Hill zu besiegen, hatte der Arzt dem heute 50-jährigen Hartmut Kohn geraten, unbedingt Sport zu treiben. Und der Wahl-Dresdener schwor sich, wenn Maske gewinnt, fängst du mit dem Joggen an! Dabei fing er sich wohl den Marathon-Virus ein. Seit 2006 hat der gebürtige Görlitzer nun zahlreiche Läufe bestritten. Sein erster großer Lauf war der Europa-Marathon in seiner Geburtsstadt. Zuvor hatte er sich langsam gesteigert. Nachdem er zunächst einen Kurs seiner Krankenkasse mitgemacht hatte, lief er zweimal in der Woche je 30 Minuten. Heute trainiert er an fünf Tagen pro Woche. Wenn es sein muss, läuft er sogar nachts durch den Wald. Sein Beruf als Koch im Dresdner Restaurant „Kahnaletto“ bietet unregelmäßige Arbeitszeiten. Das Laufen sei für ihn der ideale Ausgleich – auch, um den Kopf freizubekommen.

An Marathonläufen teilzunehmen, die in seinem Bundesland Sachsen ausgetragen werden, ist für Hartmut Kohn Ehrensache. So nimmt er beispielsweise am Elbemarathon teil oder auch am Triathlon in Moritzburg. Für den Sportler sind aber nicht die Zeiten entscheidend, sondern dasss er gut durchkommt. Außerdem hat er es auch schon fertiggebracht, an einem Tag zwei Marathons zu laufen. Das brachte ihn auf die Idee zu den sogenannten Ultra-Marathons, bei denen nicht die üblichen 42 Kilometer gelaufen werden, sondern mehr.

Zum nunmehr siebenten Mal hat er in diesem Tagen Läufer über seinen Facebook-Account dazu aufgerufen, an seinem Ultra-Lauf teilzunehmen. Diesen Freitag geht es los. Im Gegensatz zu früher, wo man sich von Etappe zu Etappe von Ort zu Ort bewegte, wurde der Ultra-Marathon diesmal als Sternlauf konzipiert. Das heißt, Start und Zielpunkt ist an allen drei Tagen das Best-Western-Hotel in Bautzen. Der Vorteil ist, so Hartmut Kohn, dass man an jedem Morgen ohne das lästige Kofferpacken sofort starten kann. Die erste Etappe führt auf den Löbauer Berg und zurück. Das macht rund 63 Kilometer. Am Sonnabend geht es zu den Oppacher Mineralquellen über eine Distanz von etwa 50 Kilometern. Die Schlussetappe am Sonntag ist 73 Kilometer lang. Das Ziel ist der Bärwalder See, einschließlich Rückweg.

Ambitioniertes Tempo

Das Prinzip ist, dass die Läufer gemeinsam laufen. Hartmut Kohn plant mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,5 Kilometern pro Stunde. Das sei nur für ambitionierte Läufer machbar. Aber natürlich könne jeder auch jederzeit aussteigen. Mit dabei ist ein Verpflegungsfahrzeug, das die Aussteiger aufnehmen kann. Der Organisator freut sich, dass sich insgesamt 30 Läufer angemeldet haben. Davon sind 15 auf allen drei Etappen mit dabei, der Rest läuft nur Teilstücke. Die Teilnehmer kommen vorwiegend aus Sachsen, davon vier aus Bautzen. Der Frauenanteil sei mit einem Drittel außergewöhnlich hoch. Mit von der Partie sind auch zwei Flüchtlinge aus Afghanistan und aus Syrien, die Hartmut Kohn beim Dresdner Refugee-Lauftreff kennenlernte. Er selbst ist seit vielen Jahren Mitglied im Dresdner Marathon-Verein. Hartmut Kohn findet, dass der Sport die Menschen verbindet. Da sei es egal, wo jemand herkommt. Und er möchte, dass die Ultra-Läufe nicht zum Selbstzweck stattfinden. Deshalb wird jedes Mal ein Spendenziel ausgesucht. Dieses Mal soll der Erlös an den Tierschutzverein in Hauswalde gehen.

Das Laufen sei mittlerweile zu seinem Lebensmittelpunkt geworden, sagt Hartmut Kohn. Da sei es gut, dass seine Familie mitzieht und manchmal auch als Schlachtenbummler dabei ist. „Mein Ziel ist es, auch mit Ü 80 noch an Marathon-Läufen teilzunehmen“, sagt er. Vorbilder gibt es ja, wie er zum Beispiel beim Bautzener Silvesterlauf gesehen hat, an dem er zum Jahreswechsel erstmals teilnahm.