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Der wäre schon lange tot ...

Feuerwehrleute aus Bernsdorf, Schwepnitz und Kamenz wurden ins Bernsdorfer Waldbad gerufen. Dort waren Eisangler eingebrochen – zur Übung.

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© Ralf Grunert

Von Ralf Grunert

Bernsdorf. Eine Feuerwehrsirene heult in Bernsdorf auf. Es ist 18.32 Uhr. Nach gut zehn Minuten treffen die ersten Einsatzfahrzeuge am Waldbad ein. Von der Seemitte sind Hilferufe zu hören. Ein Suchscheinwerfer erfasst zwei Köpfe, die in einem Loch im Eis aus dem Wasser ragen. Feuerwehrleute wuchten ein Schlauchboot auf die Eisfläche. Mit einem Bein im Boot schieben sich zwei Mann Meter um Meter an die Stelle heran, wo sich zwei Männer mühsam an der Wasseroberfläche halten. Die Feuerwehrleute packen zu, zerren den ersten Mann ins Schlauchboot. Rund 25 Minuten nach der Alarmierung wird er den Sanitätern übergeben. Mittels Steckleiter soll nun auch der zweite Mann gerettet werden. Der brüllt panisch: „Wo ist unser dritter Kumpel?“ Und jammert im nächsten Moment: „Meine Hände werden immer steifer.“ Einige Minuten tut sich nichts auf dem Eis. Was ist mit dem Mann im Wasser? „Der ist lange tot“, flüstern Schaulustige am Ufer. Aber sie wissen: Das ist nur eine Übung.

Gefahr für Retter und Opfer

Nach knapp 50 Minuten haben die Feuerwehrleute auch Silvio Berger, eingehüllt in einen wärmenden Neoprenanzug, aus dem eisigen Wasser gezogen und ans Ufer bugsiert. Der langjährige Schwimmmeister und Gemeindewehrleiter vom Haselbachtal findet bei der wenig später im Waldbad-Lokal „Räuberhütte“ anberaumten Auswertung deutliche Worte: „Nach der Zeit wäre ich gestorben. Das ist aber meine Schuld. Ich wollte Eisangeln. Das Gewässer war nicht dafür freigegeben. Und ich bin eingebrochen.“ Nach einer Viertelstunde, so erklärt er, lassen die Kräfte eines Menschen im eiskalten Wasser nach. Aber auch die Retter seien in Gefahr. Wenn jemand wie die Eisangler in dem am Donnerstagabend gestellten Szenario einbricht, so macht er deutlich, dann ist das Eis dünn.

Wenn ein Feuerwehrmann ebenfalls einbricht, fällt er im Einsatz sofort aus, weil er selbst in Sicherheit gebracht werden muss.

Der Bernsdorfer Ortswehrleiter Uwe Weberbauer als Einsatzleiter dieser Übung des Katschutz-Löschzuges Retten 1, dem auch Kameraden aus Kamenz und Schwepnitz angehören, ist durchaus zufrieden. „Mit dem Schlauchboot ging alles ziemlich zügig.“ Aber nicht jede Wehr besitzt eins, daher der Einsatz der Steckleiter. Die Wehren müssen sich mit ihrer Ausrüstung ergänzen. „Gemeinsam sind wir stark.“

Eine Rettungsübung, wie die am Donnerstag, ist nicht allzu oft möglich. Kälteperioden und zugefrorene Gewässer werden immer seltener. Uwe Weberbauer ist daher froh, die Gelegenheit dazu von den Gläßers als Waldbad-Betreiber bekommen zu haben. „Wir haben viele Teiche hier. Wenn es uns mal erwischt, sind wir vorbereitet.“

Feuerwehr erneuert Warnhinweise

„Von mir aus können sie in 14 Tagen noch mal anrücken, um das zu üben“, so das Angebot von Marlen Gläßer – vorausgesetzt natürlich, das frostige Wetter hält an.

Die Feuerwehr hat jetzt ihre Warnhinweise erneuert: „Vermeiden Sie einsame Ausflüge auf dem Eis - sonst kann es sein, dass niemand Hilfe leisten kann!“ Wenn das Eis knistert und knackt, Risse aufweist oder schwallweise Wasser auf die Oberfläche tritt, darf es nicht betreten werden. „Wenn Sie bereits auf dem Eis sind: flach hinlegen, um das Gewicht auf eine größere Fläche zu verteilen, zum Ufer robben – möglichst ohne ruckartige Bewegungen.“ Und im Unglücksfall? Sofort über 112 einen Notruf absetzen – oder dafür Sorge tragen. dass dies ein anderer tut.