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Der „weiße Elefant“ ist unterwegs nach Oberfranken

Eine neu entwickelte Spezialmaschine für die Autozulieferindustrie hat gestern die BMS GmbH Kema Görlitz verlassen.

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Von Peter Chemnitz

Chefkonstrukteur Werner Neubert hat es gestern Morgen ruhig angehen lassen: Während die Kollegen die 40 Tonnen schwere Spezialmaschine durch die Halle auf den Hof schoben, aß er gemütlich Leberwurstbrote und trank Kaffee. „Kritisch wird es erst, wenn die Maschine am Kranhaken hängt“, sagt der 53-Jährige aus Buchholz.

Und so steht er dann gegen 10 Uhr mit angespanntem Gesicht auf dem Werksgelände und schaut zu, wie zwei Autokräne den Vakuumstrangextruder VEXR500 auf den Sattelschlepper hieven. Nach Redwitz ins Oberfränkische wird der Transport gehen: Der „weiße Elefant“ verlässt die Kema.

Seinen Spitznamen verdankt die Anlage ihrem Gewicht, ihren Ausmaßen – zehn Meter lang, drei hoch, 2,50 breit – und der Tatsache, dass es sich um eine Weltneuheit handelt. „Derart große Extruder hat noch niemand konstruiert und gebaut“, sagt Kema-Geschäftsführer Steffen Menzel: „Es handelt sich um eine völlig neue Generation.“

Eine hohe Drucklast entsteht

Extruder sind Geräte, die Tone und keramische Massen unter hohem Druck gleichmäßig aus einer formgebenden Masse pressen. Erfahrung mit diesen Anlagen hat man beim Spezialmaschinenhersteller BMS GmbH Kema Görlitz seit langem. Aber die VEXR500 ist etwas ganz Besonderes. „Die von uns bisher gebauten Extruder arbeiteten mit einem Pressdruck von maximal 40 Bar, dieser mit 80“, sagt Neubert. Wichtig bei der Konstruktion war vor allem die Geometrie der Extruderschnecke. „Es entsteht eine hohe Drucklast axial zur Schnecke.“ Mehr Edelstahlteile als sonst üblich wurden eingesetzt und die Extruderschnecke mit Wolframkarbid gegen Verschleiß gepanzert.

Neubert und seinen Leuten saß bei der Arbeit von Anfang an der Liefertermin im Nacken. „Der Zeitdruck war groß, das hat einen schon stark belastet“, sagt der Chefkonstrukteur, der seit 1980 an der Entwicklung vieler Maschinen beteiligt war. Auch nach Feierabend habe er lange nicht abschalten können. Der Kopf hat weitergearbeitet, getüftelt, Aufgaben gelöst. Nach 3000 Konstruktions- und 5000 Montagestunden war der innerhalb eines knappen Jahres VEXR500 auslieferungsfertig.

Eingesetzt wird er bei einem deutschen Marktführer für die Herstellung von Abgasfiltern, vorrangig für Lastkraftwagen. Wurden hier bisher Filter in einer Größe von rund 14 Zentimeter hergestellt, ermöglicht der neue Extruder Filtergrößen bis maximal 35 Zentimetern. Noch vor Weihnachten soll die Anlage in Redwitz anlaufen.

Gute Auftragslage für 2008

Aufatmen kann der Chefkonstrukteur trotzdem nicht. Längst tüftelt er über neuen Aufträgen. Diese stellen zwar nicht ganz so große Anforderungen wie der „weiße Elefant“, aber jeder individuelle Kundenwunsch ist eine Herausforderung. „Die Auftragslage ist so, dass wir sehr optimistisch ins neue Jahr gehen“, sagt Kema-Chef Menzel. 2007 sei ein Umsatzzuwachs von zehn Prozent auf knapp zehn Millionen Euro erzielt worden. Insbesondere der Absatz von Kema-Produkten auf dem asiatischen Markt wächst. So konnten vier Isolatorenpressen in Indien und China verkauft werden.

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