Von Monika Dänhardt
Das Gewimmel muss man sehen. Auf den Kanälen haben sich pünktlich zur kalten Jahreszeit unzählige Enten und Möwen zu den ansässigen rund 90 Zoovögeln gesellt. „Und es werden noch mehr. Es gibt Tage, da sieht man kaum ein Fitzelchen Wasser“, sagt Tierpflegerin Kerstin Kunadt.
Ein Maß für Kälte
Für die Tierpfleger ist die Zahl der Wintergäste auch ein Zeichen dafür, wie kalt es wird. Je mehr das Wasser sich bevölkert, desto tiefer sinken die Temperaturen. Nur bei den Graureihern ist die Zahl gleichbleibend gering – gegenwärtig sind drei zu entdecken. Die grazilen Vögel sind ein bisschen scheu, fliegen schnell weg, wenn ihnen die anderen Bewohner des Kanals zu dicht aufs Gefieder rücken. Vor allem vor den Pelikanen und Kormoranen haben sie – ganz im Gegensatz zu den Enten – großen Respekt. „Einer war aber immer recht zutraulich. Allerdings habe ich ihn dieses Jahr noch gar nicht entdecken können“, erzählt Kerstin Kunadt. Dieser Graureiher kam in den vergangenen Jahren sogar vor die Futterküche, um sich seine Portion Fisch zu holen. Täglich läuft Kerstin Kunadt jetzt mit einem Eimer voller Brotscheiben an die Kanäle.
Kaum erscheint sie, schon geht das Gewimmel los. Wer länger auf die zappelnde Fläche schaut, dem wird ganz schwummrig im Kopf. „Natürlich müssen wir jetzt mehr Futter reichen. Nicht nur, dass die Tiere bei kalten Temperaturen mehr Energie benötigen, wir müssen ja auch unsere Wintergäste versorgen.“ Die Enten werden mit Brot vorgefüttert, damit sie den Zootieren nicht alles wegfressen.
Die Wildenten sind nicht so wählerisch, dafür um so energischer, wenn es ums Futter geht. „Die sind ja auch viel kompakter. Da haben unsere kleinen Enten wenig Chancen. Deshalb füttern wir zwei Mahlzeiten. Erst werden die Gäste satt gefüttert, dann bekommen unsere Tiere ihr Futter“, erklärt Kerstin Kunadt.
Als Faustregel für das Erkennen von zugeflogenen Vögeln und denen, die zum Zoo-Bestand gehören, gibt es von den Tierpflegern den Hinweis: „Die ganzen bunten Vögel sind Zootiere, die Stockentenweibchen und -männchen sind Gäste.“ Wobei die Schnatterinchen auch ihren Reiz haben. Es lohnt, sie genauer zu betrachten und ihre Färbung zu entdecken.
Brot wird gesponsert
Auch wenn das Geschnatter und Gezeter schon weithin zu hören ist, im Prinzip leben die Vögel als große, friedliche Gemeinschaft zusammen. „Es hat für uns auch etwas Gutes“, sagt Kerstin Kunadt. „Die Enten bereiten uns zwar ein bisschen Mehrarbeit, sie halten aber auch lange den Kanal eisfrei. Unsere paar Enten würden das alleine nicht schaffen. Wir müssten viel eher Pumpen einbringen.“ Wieder wirft sie Brotscheiben ins Wasser. Brot ist genügend da– es wird von Bäckern gesponsert.