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Der zweite Mann im Rathaus Hoyerswerda

Mirko Pink hat seine ersten hundert Tage als Bürgermeister hinter sich.

Von Mirko Kolodziej
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Mirko Pink am Dienstag während der Stadtratssitzung. Er ist seit hundert Tagen der zweite Mann im Rathaus.
Mirko Pink am Dienstag während der Stadtratssitzung. Er ist seit hundert Tagen der zweite Mann im Rathaus. © Foto: Gernot Menzel

Hoyerswerda. Wenn Mirko Pink an seinem Schreibtisch den Blick über den Rand seines Computerbildschirms hebt, hat er den Hoyerswerdaer Markt vor sich. Das Büro des Bürgermeisters für kommunale Dienstleistungen befindet sich im altehrwürdigen Rathaus, dort, wo früher einmal die Sparkasse war. „Ich erinnere mich noch, wie wir hier Geld geholt haben“, sagt der 42-Jährige. Im November hat der Stadtrat ihn gewählt, im Januar ist er vereidigt worden, im Februar trat er die Nachfolge von Thomas Delling an. Am morgigen Sonntag sind die ersten hundert Tage im Amt vorbei.

„Na ja, so ganz neu bin ich ja nicht“, kommentiert er den Umstand. 2005 fing der gelernte Sozialpädagoge und Verwaltungsfachwirt bei der Stadt an, damals im Jugendamt. Dann wechselte er ins Verkehrsamt, kümmerte sich schließlich um die Kita-Verwaltung. Von 2004 bis 2016 war er zudem ehrenamtlicher Ortsvorsteher seines Heimatdorfes Schwarzkollm.

Und so sagt er nun über die Einarbeitung in den neuen Job, alles was mit dem Bürgeramt zu tun habe, sei ihm durchaus vertraut. Es ist zwar mehr oder weniger Zufall, aber dass die seit geraumer Zeit laufende Neuorganisation in den Strukturen der Kita-Finanzierung mit elf Betreibern von insgesamt 21 Einrichtungen in den letzten Wochen eine seiner Schwerpunkt-Arbeiten war, kam ihm durchaus zupass. In anderen Belangen begreift sich Pink hingegen als Lernender. „Die Feuerwehr ist inhaltlich eine große Kiste, und der Sport hat eine riesige Außenwirkung, weil da so viele Menschen engagiert sind“, meint er. Beispielsweise bezüglich der bei der Feuerwehr angesiedelten Rettungsleitstelle könne er augenblicklich noch keine fachlichen Ratschläge erteilen: „Da ist es im Moment natürlich genau andersherum.“

Über die letzten Wochen fiel die Zeit der Einarbeitung dann auch noch mit den Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie zusammen – etwas, womit bisher so richtig kaum jemand Erfahrungen hatte. „Es waren pragmatische Entscheidungen nötig. Wir treffen sie, und bei neuen Erkenntnissen treffen wir neue Entscheidungen“, umschreibt er das Vorgehen. Dass die Vorgaben aus Dresden dabei oft nicht sehr detailliert sind, gibt er zu, sei für Verwaltungsleute eher ungewohnt. Beispiel: Wenn die neue Corona-Schutzverordnung sagt, Spielplätze dürften mit speziellem hygienischen Nutzungskonzept geöffnet werden, ist die Fantasie des Rathauses gefragt. Üblicherweise hingegen gibt es für Gesetze relativ konkrete Vorgaben beziehungsweise genaue Verfahrensanweisungen.

Der Terminkalender war zuletzt ein wenig leerer als noch am Anfang. „Bis Mitte März waren es ja reale Bedingungen“, sagt Pink. Danach sei es eher um interne Fragen gegangen. Die Verwaltung muss ja trotz der Anti-Viren-Beschränkungen laufen.

Fragt man Mirko Pink, was sich im Rathaus aus seiner Sicht unbedingt ändern müsse, entgegnet er, er finde wichtig, keine Fronten aufzubauen: „Man wird sonst schnell als Eindringling empfunden, und vom Wesen her bin ich auch eher der Sozialmensch.“ Haltungen hat der neue zweite Mann im Rathaus dennoch. Rasch kommt man im Gespräch mit ihm auf die diversen Vorhaben, die in Schubladen schlummern: Kita-Entwicklung, Kultur-Entwicklung, Sportstätten-Entwicklung ... – und alles kostet Geld, von dem die Stadt über die letzten Jahre nie genug hatte. „Man schürt damit Erwartungen“, sagt er über die teils sehr tiefgründigen Konzepte. Dagegen sei auch nichts zu sagen. Aus Pinks Sicht sollte Kommunalpolitik klar Prioritäten kommunizieren: „Ich hätte gern, dass gesagt wird: «Das und das geht jetzt und das und das geht jetzt nicht.».“ Wenn die Finanzdiskussion nicht offen geführt werde, wecke man unrealistische Begehrlichkeiten.“

Politisch ist der CDU-Mann dabei eher pragmatisch unterwegs. Er findet, es komme weniger darauf an, wer was vorgeschlagen habe. Die Frage sei, wie man mit dem verfügbaren Geld am weitesten komme.