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Der zwölfte Mann marschiert voran

Aktion. Mehrere tausend Dynamo-Fans demonstrieren für den Neubau einer Arena.

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Von Thilo Alexe

Um 16.15 Uhr haben sie den Schock verdaut und können wieder singen: Rund 5 000 Anhänger der Gelb-Schwarzen, die die Klatsche ihres Clubs gegen Bremens zweite Mannschaft im Stadion noch sprachlos gemacht hatte, skandieren vor dem maroden Harbig-Oval: „Wir sind Dynamo.“ Und schmettern einen Klassiker hinterher: „Wir sind der zwölfte Mann.“

Anlass ist nicht die miserable Leistung der Mannschaft, sondern der schlechte Zustand der Spielstätte. „Stadionbau jetzt“, steht auf dem Transparent, hinter dem sich der Demonstrationszug formiert. Ganz vorne spaziert die Traditionself – unter anderem mit Dixie Dörner und Ralf Minge. Es folgt ein Lastwagen, dann die Menge.

Baustart noch dieses Jahr?

Am Pirnaischen Platz wird es eng. Der mittlerweile deutlich angeschwollene Zug legt den Verkehr lahm, die Dynamos schreiten zur spontanen Sitzblockade auf der Verkehrsschlagader: „Ruhm oder Ruine“, schallt es durchs Zentrum. Vor dem Rathaus formiert sich der Tross zur Abschlusskundgebung. Initiator Michael Walter von der Faninitiative Pro Rudolf-Harbig-Stadion (RHS) begrüßt optimistisch geschätzte 9 000 Demonstranten und verlangt den Baustart für das neue Stadion noch in diesem Jahr. Er kritisiert das Chaos zwischen Stadt, Regierungspräsidium und mehreren Ministerien. „Ständig haben irgendwo Unterlagen gefehlt.“ Eine Folge: Das Regierungspräsidium hat das Finanzkonzept, das auf einer städtischen Bürgschaft von rund 40 Millionen Euro für das Bauunternehmen HBM basiert, vorläufig abgelehnt. Der für Herbst geplante Spatenstich fällt aus.

Vorerst jedenfalls. Denn Dresdens Sportbürgermeister Winfried Lehmann ruft der Masse von der LKW-Bühne zu: „Ich hab auch die Schnauze voll.“ Der CDU-Mann hat es nicht leicht, gilt doch seine Partei vielen Dynamo-Fans als Bauverhinderer. Doch Lehmann lässt aufhorchen: „Wir sind in harten Verhandlungen mit dem Regierungspräsidium. Wenn es sein muss, werden wir dort jeden Tag am Tisch sitzen.“ Er gehe davon aus, dass noch in diesem Jahr gebaut werden könne. Das kommt an, und die Buh-Rufe wandeln sich in zustimmendes Grummeln. Zu spät, wie so oft auch im Spiel, erscheint ein Teil der Dynamo-Mannschaft. Die Jungs trudeln ein, als sich die Demonstration schon auflöst. Positiver dagegen das Polizeifazit: „Keine Zwischenfälle.“