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Des Aufstandes gedacht

Am 17. Juni war einer der letzten schönen Tage dieser langen Schönwetterperiode, genau wie vor 50 Jahren, erinnerten sich die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung in der „Finkenschenke“ Gröditz. Die Ereignisse haben sich tief ins Gedächtnis eingegraben, weil sie einschneidend waren im Leben so vieler.

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Am 17. Juni war einer der letzten schönen Tage dieser langen Schönwetterperiode, genau wie vor 50 Jahren, erinnerten sich die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung in der „Finkenschenke“ Gröditz. Die Ereignisse haben sich tief ins Gedächtnis eingegraben, weil sie einschneidend waren im Leben so vieler. Heiner Sandig, bekanntes Mitglied des Landtages, hielt das einleitende Referat. Nach dem Tonfall klang es wie eine Predigt. Der Mann muss mal Pfarrer gewesen sein. Aber was er sagte, war fleißig zusammengetragen: persönliche Erinnerungen, über den Gang der Dinge und Statistisches, an wie vielen Orten, die Parolen, die Zahl der Toten, Verwundeten und Verhafteten. Aber auch die Zahl der sowjetischen Divisionen und Panzer wurde genannt. Heute können wir offen darüber reden. Damals – so durchzuckte es einen manchmal – wäre das ein schweres Staatsverbrechen gewesen mit vielen Jahren Zuchthaus als Folge.

Gerade die Industriestädte, die Hochburgen der Arbeiterschaft, waren es, wo gegen die Arbeiter- und Bauernmacht demonstriert wurde. Sandig legte einige Male den Finger auf die wunden Punkte unserer Geschichte. Aber über Gröditz hielt er sich zurück. Das wollte er fairerweise den Zeitzeugen überlassen. Es meldeten sich zuerst alte kirchliche Funktionäre zu Wort, vielleicht um das Gespräch in Gang zu bringen. Dessen hätte es aber nicht bedurft. Es waren genug Betroffene da, die etwas auf dem Herzen hatten.

Ein Bäcker schilderte, wie es ihn schmerzte, dass die Leninfigur an zentraler Stelle aufgestellt und das Leben sowjetisiert wurde. Er hatte selber sieben Jahre in Sibirien verbringen müssen. Als dann der Ruf der Freiheit erklang, war er dabei.

Ein Bauer schilderte: 1952 war ein trockenes Jahr, und er konnte sein Kartoffelsoll nicht bringen. Dafür wanderte er in den Knast. Am 17. Juni vor 50 Jahren kam er frei, im doppelten Sinne ein Gedenktag für ihn. Ein Maler erzählte, welche Angst unter den Menschen war. Die Panzer in Gröditz hat er gesehen, zum Teil noch ein kontroverses Thema. Ein Stahlarbeiter: „Am 16. Juni ging‘s schon los. 20 Uhr fiel der Hammer . . .“ Am 17. marschierten sie. „Aber nach den Reden kamen die Panzer aus Zeithain . . . Man sollte diesen Tag nie vergessen!“ Noch ein Beitrag zum Geschehen auf dem Lande war möglich, Spansberg und Lorenzkirch wurden genannt. Dann war die Zeit um. Aber der Eindruck blieb: Da hätte noch mancher etwas zu sagen gehabt, so dass über eine Nachfolgeveranstaltung nachgedacht wird. Werner Uhlig, Bauda