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Deutsch ist Prüfungsfach in Prager Amtsstuben

Eine Fremdsprache zu beherrschen, gehört für leitende Beamte des Nachbarlandes zu den Pflichtaufgaben. Erst nach einer Prüfung erhalten die Ministerialbeamten das begehrte Zertifikat. Diese Woche bereiteten sich „Sprachschüler“ in Zittau auf die Prüfung vor.

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Von Angelika Hoyer

Eine Fremdsprache zu beherrschen, gehört für leitende Beamte des Nachbarlandes zu den Pflichtaufgaben. Erst nach einer Prüfung erhalten die Ministerialbeamten das begehrte Zertifikat. Diese Woche bereiteten sich „Sprachschüler“ in Zittau auf die Prüfung vor.

Zittau. Auf dem Tisch im Seminarraum des Hotels Dreiländereck liegen einige Ausgaben der „Sächsischen Zeitung“. Mit deren Lektüre begann für die Gruppe leitender Beamter aus verschiedenen tschechischen Ministerien an jedem Morgen der Deutsch-Kurs. Ganz verschiedene Berichte und Nachrichten ihres eigenen Fachgebietes fanden sie in dieser Morgenlektüre und sprachen anschließend darüber — natürlich in Deutsch.

Am Nachmittag entdeckte die kleine Gruppe die Stadt und die Umgebung bei Führungen, einem Ausflug mit der Bimmelbahn und Besuchen von Ausstellungen und Kulturveranstaltungen. Ein besonderes Erlebnis war für sie auch der Besuch des Dreiklang-Konzertes in Löbau. „All diese Dinge“, sagt Dr. Friederike Frühwirth, „trainieren das Hörverstehen“, nehmen der Sprachausbildung den Geschmack trockener Theorie. Die agile Frau vom Prager Goethe-Institut organisierte und leitete das Sprachseminar. Bisher, sagt sie, sei man für diese Schulungen in Orte wie Passau gereist. Jetzt wählte die Dozentin schon zum zweiten Mal Zittau als Kursort.

Gern würden die leitenden Beamten auch mal mit Fachkollegen Zittauer Ämter sprechen, um ihr Deutsch nicht nur für die Prüfung zu lernen, sondern auch anzuwenden. Die Woche in Zittau, sagen sie übereinstimmend, habe mehr gebracht als der übliche Unterricht in einem Jahr. Für die meisten von ihnen liegt die Zeit des Deutschunterrichtes in der Schule schon lange zurück. Bis Ende 2003 müssen Leiter im gehobenen Dienst aber nachweisen, dass sie in Wort und Schrift eine Fremdsprache beherrschen. Mit dieser Regelung bereitet sich das Land auf den EU-Beitritt vor.

Schon ein Jahr lang saßen Kamila Matouskova und die anderen zweimal wöchentlich abends auf der Schulbank und frischten die deutschen Sprachkenntnisse auf, das einwöchige Seminar war sozusagen der Endspurt vor der Prüfung. Ist die mit Erfolg geschafft, steht einer weiteren Laufbahn nichts mehr im Wege und ein Zertifikat des Goethe-Institutes belegt den Erfolg.