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Deutschenboraer fordern Lärmschutz

Der Bürgerinitiative platzt jetzt der Kragen: Wird nicht an der A 4 für Anpflanzungen und eine Lärmschutzwand gesorgt, gibt es kein Ja zum Solarpark.

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Von Dieter Hanke

Missmutig stapft Christian Wirth zur Böschung an der A 4 im Gewerbegebiet in Deutschenbora. „Wir haben es satt, nur Versprechungen zu hören. Wenn nicht schwarz auf weiß feststeht, dass hier Bäume auf dem Wall zur Autobahn zu angepflanzt werden und auch eine Lärmschutzwand gebaut wird, geben wir dem geplanten Solarpark im Gelände keine Zustimmung“, sagt der 52-jährige Deutschenboraer von der Bürgerinitiative Lärmschutz. Da ist er sich mit den Einwohnern einig.

Ein Millionenprojekt steht so auf der Kippe. Die brandenburgische Sunfarming GmbH will in diesem Gewerbegebiet direkt an der A 4 ein Sonnenkraftwerk errichten. An die vier Millionen Euro wird das kosten. Mit einer Leistung von 2,2 Megawatt können an die 500 Haushalte im Jahr mit Strom versorgt werden.

Doch das Stromprojekt macht Ärger. Denn werden Solarmodule auf der insgesamt 4,5 Hektar großen Gewerbefläche installiert, muss ein Wald weichen. Der ist in den vergangenen 20 Jahren dort gewachsen, da sich keine Unternehmen ansiedelten. Es ist zwar kein artenreicher Hochwald, aber Birken und andere Bäume sind schon an die acht bis zwölf Meter hoch und geben den Deutschenboraern Schutz. Einwohnerin Brigitte Fleischhacker, die im Autobahndreieck wohnt: „Sicher mindert das Wäldchen nur in geringem Maße den Autobahn-Lärm. Aber was vor allem wichtig ist: Die Bürger blicken dadurch nicht direkt auf die A 4. Für unser subjektives Empfinden ist der Wald eine gute Barriere.“

Die Deutschenboraer wollen deshalb, dass mit dem Bau des Solarparks auch ihre Interessen berücksichtigt werden. „Ist der Wald einmal gefällt, haben wir das Nachsehen, wenn nicht unsere Forderungen vertraglich fixiert wurden“, bemerkt CDU-Stadtrat Toralf Helm, der ebenfalls in Deutschenbora wohnt. Zum kürzlichen Bürgertreff im Sportlerheim gab es da einhellige Zustimmung.

So soll eine zweireihige Bepflanzung auf dem Wall erfolgen, auf 400 Meter Länge, mit Koniferen und Zypressen, die bereits drei Meter hoch sind. Das ist wichtig, da dort auf 400 Metern eine Lücke im Lärmschutzwand-System an der A 4 klafft. Weiter soll zur Bahntrasse zu die vorhandene Bepflanzung ergänzt werden. Auch fordern die Deutschenboraer, dass ein acht Meter hohes Ballfangnetz auf dem Sportplatz an der Grenze zum geplanten Solarpark entsteht und auch die Zufahrt für das Dorffest gewährleistet wird.

Schließlich geht es noch um eine Stellungnahme eines unabhängigen Ingenieurbüros für Schallschutz zur vorliegenden schalltechnischen Untersuchung zum Solarpark-Bauvorhaben des Betriebes.

Sunfarming-Mitarbeiter Michael Link sagte das weitgehend zu. Doch Knackpunkt des Ganzen ist ein anderer. Denn für die Pflanzfläche auf dem Wall hat das Autobahnamt Sachsen das Sagen und nicht Sunfarming. Bislang kam das Unternehmen aber noch nicht in Kontakt mit dieser Behörde, um Einverständnis zu erzielen. Das betrifft auch den Vorschlag von Sunfarming, in einem zweiten Bauabschnitt auf dann neun oder zehn weiteren Hektar Solaranlagen zu errichten. Als Gegenleistung würden die Brandenburger die knapp 400 Meter lange Lücke im Lärmschutz-System an der A 4 mit einer Wand schließen, die mit Solar-Modulen belegt ist. An die 750 000 Euro würde das kosten. Voraussetzung ist allerdings, dass das Autobahnamt da mitmacht und über die Hälfte der Kosten übernimmt.

Sunfarming läuft jetzt die Zeit davon. Denn in einem Vertrag mit der Stadt Nossen müssen diese Dinge geklärt sein, ehe am 16. Mai der Stadtrat über den Satzungsbeschluss zum Bau des Solarparkes befindet. Um ihre Forderungen zu erhärten, ruft die Bürgerinitiative auch alle Deutschenboraer auf, ihre Einwendungen und Hinweise zum Bebauungsplan noch bis zum 6. Mai im Rathaus abzugeben. Dort liegen auch die Unterlagen zur Einsicht aus.

Die Stadtverwaltung, so sagte Bauamtsleiterin Carola Bieber, sichert den Einwohnern ihre Unterstützung zu. Doch selbst kann die Stadt nicht die hohen Kosten für eine Lärmschutzwand tragen. Das übersteigt ihre finanziellen Möglichkeiten.