Von Marleen Hollenbach
Der Neubau nimmt Gestalt an. Nur ein Gerüst verdeckt das Wohnheim noch. Darauf sind die Bauarbeiter unterwegs, sprechen sich ab. Überall liegt Baumaterial herum. An der Neusalzaer Straße in Bautzen herrscht reges Treiben. Nur einer steht gelassen da. Uwe Höhmann vom Diakoniewerk Oberlausitz . Seine Ruhe hat einen guten Grund. „Alles läuft nach Plan. Wir sind zuversichtlich, dass die Bauarbeiten im Dezember abgeschlossen sind“, sagt er. Derzeit sind die Bauarbeiter mit der Dämmung und dem Putz beschäftigt. Auch im Inneren werkeln sie. Hier wird die Elektrik installiert. Die Sanitäranlagen stehen ebenfalls schon auf der Liste. Auch hinterm Haus sind die Bauarbeiter tätig. Ein paar Bäume müssen hier für eine Doppelgarage weichen, in der Gartengeräte und Fahrräder gelagert werden sollen.
Uwe Höhmann schaut oft auf der Baustelle vorbei, informiert sich über die Fortschritte. Der Neubau, der hier entsteht, ist für das Diakoniewerk Oberlausitz von großer Bedeutung. Ist das Wohnheim fertig, sollen 40 behinderte Menschen einziehen. Jeder neue Bewohner wird in dem Gebäude ein Zimmer bekommen. Einige Räume werden rollstuhlgerecht gestaltet. Dazu kommen Gemeinschaftsräume und Lager. Auch Pflegebäder, in denen körperlich behinderte Menschen gewaschen werden können, werden gebaut. Ein Großprojekt.
Wie Uwe Höhmann beobachten auch andere die Baustelle. Es sind die 13 Bewohner des ehemaligen Heims an der Neusalzaer Straße. Genau an der Stelle, an der jetzt der Neubau entsteht, lebten behinderte Menschen in einer alten Villa. Das baufällige Gebäude wurde im vergangenen Jahr abgerissen. Die 13 Bewohner mussten umziehen. Weit weg ging es für sie aber nicht. „Sie sind jetzt in den benachbarten Häusern der Wohnungsgenossenschaft Aufbau untergebracht“, sagt Uwe Höhmann. Ganz einfach war der Wechsel nicht. Schließlich erfordert das Leben in solch einer Außenwohngruppe ein größeres Maß an Selbstständigkeit. „Weil die Bewohner aber bewiesen haben, dass sie dort gut leben können, werden sie auch in diesen Wohnungen bleiben“, sagt Uwe Höhmann. Nur einige wenige ziehen in den Neubau. Der ist auch hauptsächlich für die Menschen aus Döberkitz gedacht. In dem Wohnheim im Bautzener Ortsteil werden zurzeit 36 ältere und jüngere Menschen betreut. „Ihr Umzug soll Anfang Januar in einzelnen Etappen erfolgen“, erklärt Uwe Höhmann. Bisher leitet er das Heim in Döberkitz. Das arbeitet allerdings seit Längerem nur mit Ausnahmegenehmigungen. „Der zweite Rettungsweg fehlt, es gibt keinen Fahrstuhl und auch die Sanitäreinrichtungen sind nicht behindertengerecht“, sagt Uwe Höhmann. Ein Umbau des alten Schlosses ist schwer möglich. Schon weil nach der neuen Heimmindestbauverordnung gefordert wird, dass die Zimmer der Bewohner eine bestimmte Größe und Ausrichtung haben müssen. Der Umzug an die Neusalzaer Straße ist die einfachste Lösung. Für das Diakoniewerk kommt mit dem Neubau ein weiteres wichtiges Gebäude hinzu. Außerdem rücken die Einrichtungen in Bautzen näher zusammen. Ein Heim an der Seminarstraße hat das Diakoniewerk Oberlausitz schon. Einige Menschen werden auch in Außenwohngruppen betreut. Die Mitarbeiter kümmern sich damit um über 100 Bautzener.
Eine ungewisse Zukunft hat hingegen das Schloss Döberkitz. Wenn die Heimbewohner im Januar ausziehen, steht das Schloss leer. Das Diakoniewerk selbst findet dafür keinerlei Verwendung mehr. Deshalb will es das Ensemble, das es vom Landkreis Bautzen gepachtet hat, wieder an den Kreis zurückgeben. Das Landratsamt gibt sich zu diesem Thema wegen laufender Verhandlungen bislang bedeckt.