Von Ingolf Reinsch
Vor ein paar Tagen war Michael Schurig zuversichtlich. Er freute sich auf den Familienurlaub auf dem Darß. „Es ist alles organisiert“, sagte der Bischofswerdaer, der mehrmals in der Woche zur Dialyse muss. (SZ vom 26. August, Seite 13).
Kurz vor der Abfahrt bekamen seine Urlaubspläne einen Dämpfer. Michael Schurig hoffte, dass seine Krankenkasse, die AOK, die Fahrkosten zwischen Urlaubs- und Dialyseort in voller Höhe übernehmen wird, so wie sie es auch zu Hause macht. Für die sechs Dialysen während des Ostsee-Urlaubs überschlug er Fahrkosten von 600 Euro. Denn von Wieck auf dem Darß, wo die Familie ihren Urlaub verbringt, zum nächst gelegenen Dialysezentrum in Stralsund sind es 60 Kilometer. Zum Vergleich: In Bischofswerda fährt Michael Schurig nur wenige Kilometer, wofür die Krankenkasse pro Hin- und Rückfahrt eine Pauschale von insgesamt 24,60 Euro zahlt. Den selben Betrag für die Fahrt pro Dialysetag erstattet die AOK dem Versicherten auch an dessen Urlaubsort, sagt der Pressesprecher der AOK Sachsen, Dr. Heinz-Werner Raske. Bei sechs Fahrten wären das knapp 150 Euro. Blieben noch immer 450 Euro, die der Bischofswerdaer allein tragen muss. Geld, das es der Familie schwer fällt aufzubringen.
Für Fahrten vom Urlaubsquartier zur Dialyseeinrichtung erstatte die AOK Kosten „mit dem medizinisch notwendigen Transportmittel, höchstens jedoch die Kosten, die dem Versicherten am Heimatort erstattet werden“, erklärt Heinz-Werner Raske. Bei einer Urlaubsreise handele es sich um „eine reine Privatangelegenheit“, begründet er die Entscheidung. Werden im Urlaub längere Strecken zu einer Dialyseeinrichtung zurückgelegt als am Heimatort, so müsse der Versicherte die Mehrkosten tragen.
Eine SZ-Umfrage bei anderen Krankenkassen ergab, dass sie in einem vergleichbaren Fall unterschiedlich handeln. Die Innungskrankenkasse (IKK) Sachsen praktiziert es ähnlich wie die AOK. „Wir erstatten die Fahrkosten in der gleichen Höhe wie am Heimatort. Werden diese Kosten geringfügig überschritten, übernehmen wir den Mehraufwand. Bei höheren Aufwendungen muss der Versicherte die zusätzlichen Kosten selbst tragen“, sagte IKK-Mitarbeiterin Grit Böhm. Grundlage sei das Bestreben, wirtschaftlich zu arbeiten.
Barmer und Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) machen es anders. Mario Linack, Leiter der Barmer-Geschäftsstelle in Bischofswerda: „Wir erstatten die Fahrkosten zur nächst möglichen Dialyse einrichtung in voller Höhe, unabhängig davon, wie viel Kilometer sie vom Urlaubsort entfernt ist.“ Diese Regelung gelte deutschlandweit; im Ausland zahle die Barmer nach dem hiesigen Satz. Ebenso macht es die DAK: „Wir haben deutschlandweit Dialyseverträge. Bei zeitweiligen Auslandsaufenthalten beteiligen wir uns für maximal sechs Wochen im Jahr an den Kosten der Dialysebehandlung, die auch im Inland entstanden wären“, sagt Jeannette Stranovsky, Geschäftsstellenleiterin in Bischofswerda. Michael Schurig möchte die Unterschiede nicht hinnehmen. „Die Frage sollte grundsätzlich geklärt werden.“ Auch dafür möchte der Bischofswerdaer, der sich auch für andere Dialyse-Patienten engagiert, auf dem Darß Kraft sammeln.