Kosmetikerin hält sich mit Minijob über Wasser

Noch immer hat Diana Roscher ihr zwischenzeitliches Aus nicht ganz verdaut. Zu groß waren Überraschung und Entsetzen. Nie habe sie solche Zustände auch nur im Entferntesten geahnt. Hier erzählt die 58-jährige Kosmetikerin, wie sie als Solounternehmerin von einem Tag auf den anderen ins Bodenlose gestürzt ist:
"Ich betreibe in der Nieskyer Hausmannstraße einen Schönheitssalon mit Kosmetik- und Fußpflegepraxis. Plötzlich aber blieben in der Corona-Krise - vom Staat angeordnet - die Kunden weg. Ich habe mein Konto beobachtet und dachte: Einen Monat Puffer hast du noch. Danach wird es eng. Dass ich mich im Gegensatz zu Podologen in dieser schwierigen Zeit nicht mehr um die Füße der Kunden kümmern durfte, machte mich wütend. Ich habe in der DDR auf dem Weg zur Kosmetikerin auch eine teilmedizinische Ausbildung absolviert. Doch das wurde nach der Wende nicht anerkannt. Man sollte den Nachweis darüber neu erbringen und dafür noch 5.000 D-Mark zahlen. Ich sehe das nicht ein. Aber dass es so ist, ist mir und vielen meiner Berufskolleginnen in der Krise auf die Füße gefallen.
Staatszuschuss deckt die Betriebskosten
Podologen durften in den vergangenen Wochen also auch weiterhin medizinisch notwendige Leistungen durchführen, verordnet durch ein ärztliches Rezept. Aber ich nicht. In meinem Schönheitssalon war seit Wochen Ruhe. Aber ich spürte schon nach einer Weile neue Zuversicht. Ein Grund dafür waren die 9.000 Euro, die ich schnell und unbürokratisch als Zuschuss des Staates für in Not geratene Kleinunternehmen bekommen habe. Das Geld deckt meine Betriebskosten. Sonst hätte ich mein Gewerbe im Mai abmelden müssen.
Minijob hilft beim wirtschaftlichen Überleben
Hoffnung gibt mir ein Minijob. Für Zinzendorf-Apotheker Heiko Neumann fuhr ich an zwei Tagen in der Woche Medikamente an Patienten aus. Das war ein riesiges Glück für mich. Allerdings ist diese Aufgabe inzwischen schon wieder passé. Mitte der Woche gab die sächsische Staatsregierung bekannt, dass ab Montag Kosmetik- und Fußpflegesalons ihre Pforten wieder öffnen dürfen. Ich werde natürlich da sein, auch wenn wegen der besonderen Hygiene- und Arbeitsschutzstandards gesichtsnahe Dienstleistungen erst ab 11. Mai möglich sind. Von meinen Kunden habe ich schon jede Menge Rückmeldungen bekommen. Ich bräuchte wahrscheinlich vier Hände, habe aber leider nur zwei. Ein Wermutstropfen wird bleiben: Am Rande der Medikamentenlieferungen gab es manch nettes Schwätzchen. Und ich durfte den Frühling erleben. Das wird mir fehlen."