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Die Ärmsten errichteten das Waldstrandbad

Am Wochenende feiert der Trixi-Park mit einem großen Strandfest das 70-jährige Bestehen des Waldstrandbades. Der eigentliche Geburtstag liegt dann schon elf Tage zurück. Denn die feierliche Eröffnung des vor dem Panorama des Zittauer Gebirges gelegenen idyllischen Erholungszentrums war bereits am 22. Juli 1933.

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Von Cornelia Mai

Wer sich einmal eingehender mit der Entstehungsgeschichte des Großschönauer Waldstrandbades beschäftigt, wird staunen: Verblüffend sind die Parallelen zum Heute.

Der Grundstein für den Badebetrieb mitten in einem Waldstück und unweit des Massivs des Zittauer Gebirges liegt Jahrhunderte zurück. 1539 war es, als ein Großschönauer Rittergutsbesitzer das Teichgebiet anlegen ließ. Nach seinem Tod kaufte die Stadt Zittau das Areal für 26 000 Taler. Erst ein Viertel Jahrtausend später konnte Großschönau die Fläche zurückerwerben: Für 110 000 Mark. Schon damals sollte der Teich zu einem Volksbad ausgebaut werden. Aber erst am 3. Juni 1930 wurde der Bau beschlossen. Während der dreijährigen Bauzeit brachte er vor allem den sozial Schwächsten Arbeit und damit Brot. 150 Notstandsarbeiter und Wohlfahrtsempfänger sowie junge Männer des „Freiwilligen Arbeitsdienstes“ – Letztere bekamen am Tag eine Mark Lohn und ein kostenloses Mittagessen – schufen eine einmalig schöne Naherholungsstätte, die fortan weit über Großschönau hinaus Bekanntheit erlangte. Dabei blieb vielen Gästen wohl nicht nur die herrliche Umgebung in Erinnerung. Gleich gegenüber des Eingangs grüßt die höchste Erhebung des Zittauer Gebirges, die Lausche, mit ihren 793 Metern. Der Gondelteich mit einer Fläche von 8 000 Quadratmetern ist dank des frischen Gebirgswassers nicht nur für die Forellenaufzucht geeignet. Man kann auf ihm auch hervorragend Rudern oder einfach das Wasserspiel der Fontäne in seiner Mitte bewundern. Der Wald wirkt wie ein grüner Saum für das Bad, das neben Erholung und Camping-Möglichkeiten auch Sportlern beste Bedingungen bietet.

Einzigartig ist der 10-Meter-Sprungturm. Hier hat mancher Oberlausitzer seine erste Mutprobe bestanden – zum Beispiel der ehemalige Landrat Volker Stange, wie er vor Jahren verriet. Noch heute zieht es vor allem die Jugend hoch hinauf auf den Turm, sind kühne Sprünge aber auch beim Strandfest zu sehen: Sonnabend ab 15.15 Uhr von den Wilden Springern.

Für den Wettkampfbetrieb auch bestens geeignet ist das 8 000 Quadratmeter große Schwimmerbecken mit 50- und 100-Meter-Bahnen. Von Anbeginn des Waldstrandbades gab es hier nicht nur Wettkämpfe bis auf Landesebene. Selbst Olympia-Teilnehmer holten sich im Waldstrandbad in zahlreichen Trainingsstunden den letzten Schliff für den Wettstreit mit der Weltspitze. Die Wasserballer und die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft DLRG absolvieren noch heute ihr Training im 70-jährigen Bad. Die DLRG lädt außerdem in diesem Jahr schon zum achten Mal zu einem 24-Stunden-Schwimmen nach Großschönau ein. Hierzu werden am 22. August wieder Teilnehmer begrüßt. Auffälligstes und letztlich namensgebendes Detail im Waldstrandbad ist aber zweifellos die ganz besondere Rutsche in Form eines Walrosses und mit Namen Trixi. Sie wurde 1978 erbaut und bildet das I-Tüpfelchen der 12 000 Quadratmeter großen Wasserfläche.

Heute ist das Walross Trixi zugleich Markenname und Maskottchen für den Ferien-Park, der 1998 gegründet wurde und eine neu Konzeption für Waldstrandbad und angrenzenden Campingplatz nach sich zog. Mittlerweile sind von den einst 90 Bungalows und noch einmal so vielen Campingstellplätzen nur noch einige wenige übrig geblieben. Dafür laden 83 komfortable Ferienhäuser zum Familien-Urlaub in Großschönau ein. Zum Bad mit Gondelteich und sonstigen Anlagen gesellte sich ein Ganzjahresbad mit Wellness-Abteilung. Auch diese Veränderung brachte vielen Menschen in der Region Arbeit. Neue Arbeitsplätze entstanden. Ohne horrende Fördermittel und geförderte Maßnahmen wie ABM wäre der Bau, 65 Jahre nach der Errichtung des Waldstrandbades, undenkbar gewesen.