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Die Archäologie als Zugpferd

Bautzen. Ein Radwegentlang historischerStätten der Oberlausitzist in Planung. Jetzt wurde das Projekt erstmalsvorgestellt.

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Von Manuela Reuß

Steinalt ist die Biehlaer Sumpfschanze. In der frühen Eisenzeit – 620 Jahre vor Christus – wurde sie errichtet. Das belegen zahlreiche archäologische Funde, die bei Ausgrabungen in den vergangenen drei Jahren zu Tage gefördert wurden: Massenweise Keramik, Scherben und Hölzer. Da sich im Sumpfschanzengebiet Feuchtboden befindet, seien letztere erstaunlich gut erhalten, erklärte Dr. Jens Schulze-Foster vom Landesamt für Archäologie jetzt auf der Infoveranstaltung im Landratsamt Kamenz. So gut, „dass wir sagen können, wann der jeweilige Baum gefällt wurde“. Damit, so Schulze-Foster, ergab sich für Altertumsforscher das erste greifbare historische Datum in der Oberlausitz.

Und Biehla ist nicht die einzige historische Befestigungsanlage in der Oberlausitz. Auch in der Niederlausitz und in Niederschlesien finden sich etliche vor- und frühgeschichtliche Burgen und Wälle, „weil dies in grauer Vorzeit einmal eine große Kulturlandschaft war“. Im Herzen der Oberlausitz seien diese Anlagen allerdings „in wunderschöner Konzentration zu finden“. Nicht nur deshalb hatte Dr. Judith Oexle, ebenfalls vom Landesamt für Archäologie, die Idee, das Potenzial zu vermarkten. Als Zielgruppe habe man Radtouristen ausgesucht. Die, so Oexle, haben „den charmanten Vorteil, dass sie relativ viel Geld ausgeben“ und sie zeichnen sich zudem durch ein ausgeprägtes Bildungsinteresse aus. Und weil es so unglaublich viel historisch Sehenswertes gibt, ist ein archäologischer Radwanderweg unter dem Motto „Auf Spurensuche durch die Zeit“ in Vorbereitung. Themen dafür gibt’s en masse. Nicht nur vor- und frühgeschichtliche Burgen und Wälle sollen eine Rolle spielen, sondern auch Siedlungsgeschichte genauso wie Adels- und Industriegeschichte oder Historie von Kirchen und Klöstern.

Massenhaft Burgen und Wälle

Großes Ziel ist ein solcher Weg von Dresden nach Breslau. Doch zunächst will man probeweise ein wesentlich kleineres Stück in Angriff nehmen – das zwischen Kamenz und Bautzen mit Schauplätzen in Biehla-Weißig, Wittichenau, Neschwitz, Schmochtitz, Lauske-Zschorna, Hochkirch, Kirschau, Göda, Ostro, Panschwitz-Kuckau.

Initiiert wird der Radweg in Zusammenarbeit zwischen den projekttragenden Landkreisen Kamenz und Bautzen mit dem Landesamt für Archäologie und der Marketing- Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien mbH. Der geplante Radweg soll sowohl charakteristische, archäologische Orte, wie den romantisierenden Landschaftspark mit der Burgruine und der Geschichte um den Grafen Bressler auf Lauske, die Ostroer Schanze als ovale Wallburg über dem Tal des Klosterwassers inmitten der fruchtbaren Klosterpflege oder die Burg Körse als spätslawische Wallanlage, die komplett mittelalterlich überbaut wurde, verbinden. Das sind aber nur einige der zahlreichen Zielpunkte, des insgesamt 128 Kilometer langen Rundweges. Als Start- und Zielpunkt kann man sowohl Kamenz als auch Bautzen wählen. Von da starten Radler zu Mehrtagestouren oder Sternfahrten, um die Archäologie der Früh- und Vorgeschichte, des Mittelalters und der Neuzeit für sich zu entdecken.