SZ +
Merken

Die Begleiterin

Demenzkranke sind oft auch eine Belastung für die Angehörigen. Der Caritasverband will sie etwas entlasten.

Teilen
Folgen

Von Jürgen Müller

Marlies Bergmann aus Perba muss los. Seit zwei Jahren begleitet die 56-Jährige zwei demente Senioren in Lommatzsch, eine 75-Jährige und einen fast 90 Jahre alten Mann. „Ich möchte damit vor allem die Angehörigen entlasten, damit sie mal etwas Zeit für sich selbst haben, mal einkaufen gehen können oder zum Arzt, ohne Angst haben zu müssen, dass zu Hause etwas passiert“, sagt sie. Demente Menschen hätten oft panische Angst, allein zu bleiben. In dieser Zeit sind Marlies Bergmann und die anderen 37 Begleiter, darunter zwei Männer, bei den Senioren.

Sie gehen mit ihnen spazieren, machen Spiele, geben Hilfestellung bei der Hausarbeit. „Es müssen beide Seiten wollen, die Chemie muss stimmen“, sagt Katharina Grübler, die für die Caritas arbeitet und Begleiter vermittelt.

Die Krankheit kommt schleichend. Erst vergessen die Betroffenen nur, dass sie einkaufen wollten. Später wissen sie nicht mehr, was sie kaufen wollten, wie sie heißen, erkennen Verwandte und Freunde nicht wieder. Gehen spazieren und finden sich nicht zurück. Rund 300 000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an Demenz, Tendenz steigend. Rund drei Viertel aller Erkrankten werden zu Hause von den Angehörigen gepflegt. Viele von ihnen opfern sich auf, aber manche sind damit auch überfordert. Sie wenigstens zeitweise ein wenig zu entlasten, hat sich der Caritasverband Meißen zur Aufgabe gemacht. 38 ehrenamtliche Begleiter kümmern sich im Raum Lommatzsch, Nossen und Meißen um Demenzkranke.

Die stundenweise Betreuung ist eine Leistung der Pflegekasse und muss auch dort beantragt werden. Sie wird bewilligt, wenn ein erheblicher Betreuungsbedarf vorliegt, unabhängig von einer Pflegestufe. Etwa sieben Stunden im Monat, in besonderen Fällen auch bis zu 15 Stunden, werden die Demenzkranken betreut.

Doris Walther, Leiterin des Betreuungsangebotes, ermutigt betroffene Familien, sich nach Hilfen umzuschauen: „Die Frauen und Männer, die ihre dementen Angehörigen zu Hause pflegen und betreuen, leisten viel. Die Belastung zehrt an den Kräften und geht nicht selten an die Substanz.“ Um hier Zeit zur Erholung und für Freiräume zu schaffen, vermittelt die Caritas ehrenamtliche Mitarbeiter, die die Patienten stundenweise in deren vertrautem Zuhause betreuen.

Wichtig ist das Wohlfühlen

Die Aktivitäten in der Betreuungszeit sind individuell verschieden und richten sich nach den Vorlieben der Betroffenen. Möglich sind beispielsweise Spaziergänge, Singen und Spielen, Gespräche, insbesondere zu biografischen Themen, Begleitung zu öffentlichen Veranstaltungen oder bei Einkäufen, aktivierende Hilfe bei Alltagstätigkeiten. „Wichtig ist uns vor allem, dass sich der Betreute wohlfühlt und die Angehörigen ein gutes Gefühl haben“, so Doris Walther.

Auf Wunsch werden die Angehörigen zudem beraten, damit sie mit den veränderten Fähigkeiten und Bedürfnissen der Dementen gut umgehen können.

In Kursen werden die Begleiter auf ihre ehrenamtliche Aufgabe vorbereitet. An diesen kostenlosen Kursen können übrigens auch Angehörige von Demenzkranken teilnehmen. „Begleiter kann im Grunde jeder werden, der die Arbeit mit Senioren mag“, sagt Katharina Grübler.

Die Betreuung ist absolut freiwillig. „Wichtig ist, dass Begleiter und Betreute gut harmonieren. Auf jeden Topf passt ein Deckel“, sagt Katharina Grübler. So ist es auch bei Marlies Bergmann, deren Interesse durch eine Anzeige in der Zeitung an dieser ehrenamtlichen Arbeit geweckt wurde. Sie kommt mit ihren beiden Senioren gut zurecht und sie mit ihr.

Der Bedarf an Demenzbegleitern schwankt zwar immer mal wieder, wird aber in den kommenden Jahren kontinuierlich ansteigen, vermutet Katharina Grübler. Deshalb werden auch ständig neue Helfer gesucht und geschult.

Kontakt und Anmeldungen über den Caritasverband für das Dekanat Meißen: 034321 621168 oder

03521 469627.