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Die Beste

Susann Rothe hat ihr Abitur am Dippser Glückauf-Gymnasium mit 1,0 geschrieben. Ihre Studienwahl ist ungewöhnlich.

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© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Wer sich mit Susann Rothe unterhält, muss sich auf einige Überraschungen einstellen. Sie hat ihr Abitur am Glückauf-Gymnasium in Dippoldiswalde mit der Note 1,0 abgelegt. Stress hatte die junge Höckendorferin aber eher nach dem Abitur als vorher. „Für die Prüfungen habe ich nicht viel gelernt“, erzählt sie und ergänzt: „Ich brauche die Note eigentlich gar nicht.“

Warum das? Wer ein besonders gefragtes Studienfach mit Zulassungsbeschränkung anstrebt, benötigt einen sehr guten Notendurchschnitt, um einen Studienplatz zu bekommen. Das heißt dann büffeln für ein gutes Abitur. Susann Rothe hat sich jedoch ein Studienfach ausgesucht, das keine Zulassungsbeschränkung hat.

Im Herbst beginnt sie an der TU Dresden mit Elektrotechnik. Sie weiß, dass sie dort als Frau in der Minderheit sein wird, sie weiß aber auch, auf was sie sich einlässt. Denn ihr Vater arbeitet auch in dem Fach. Er ist bei AB Elektronik Sachsen in Klingenberg in der Qualitätssicherung tätig. Susann hat sich dort schon in Praktika und Ferienjobs mit dem Arbeitsfeld vertraut gemacht.

Das erste Mal war sie in der 9. Klasse dort beim Betriebspraktikum und dann immer wieder. Sie hat auch interessante Aufgaben übertragen bekommen, fertige Teile mit Röntgenfotos überprüft oder Prüfkabel gebaut. Die werden an die Sensoren angeschlossen, wenn die beispielsweise in die Kältekammer kommen.

Susann sieht aber auch starke Einflüsse von ihrer Mutter. Die arbeitet in einem ganz anderen Berufsfeld als Finanzbeamte. „Von ihr habe ich mehr das Theoretische und das Interesse an Sprache“, sagt die Tochter. Denn ihre Vorlieben sind breit gefächert. Als Lieblingsfächer in der Schule nennt sie zuerst die Sprachen. Sie hat Englisch und Russisch gelernt sowie bis zur zehnten Klasse auch Tschechisch. Musik hatte sie gern, und Physik war auch ein Favorit. Schließlich will sie ja in diesem Bereich studieren.

Ihre Hobbys gehen in die musikalische Richtung. Susann spielt seit der zweiten Klasse Akkordeon und ist Mitglied im Orchester des Dippser-Harmonika-Vereins. Das will sie auf jeden Fall auch im Studium weitermachen. Im Gospelchor der Schule hat sie mitgesungen. „Wenn ich es schaffe, will ich auch weiterhin in einem Chor singen“, sagt die Abiturientin. Ansonsten verreist sie gerne mit der Familie zum Skifahren, nach Skandinavien oder in die Lausitz zu den Großeltern.

Der Stress nach dem Abitur hing mit ihrer Abiturnote zusammen. Wer so gut ist, hat plötzlich offizielle Termine. So hat Landrat Michael Geisler (CDU) die Spitzenschüler auf Schloss Weesenstein eingeladen und Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) ins Ministerium. Dabei hat Susann in der Zeit bis Studienbeginn im Herbst gut zu tun. Erst fährt sie mit den Eltern in Urlaub, später noch einmal eine Woche nach St. Petersburg. 14 Tage arbeiten stehen noch auf dem Plan. Dann beginnt schon der Umzug nach Dresden. Dort hat sie sich um einen Wohnheimplatz beworben.

Bei ihrer Studienbewerbung hat sie sich auch nach Möglichkeiten umgesehen, ihr Fach auf Englisch zu studieren. Aber diese Möglichkeit wird für Elektrotechnik in Deutschland nicht angeboten. Den Schritt ins Ausland will Susann auch machen, aber später. Sie will versuchen, ein Stipendium für ein Auslandssemester zu bekommen. Russland oder Großbritannien sind die Länder, die ihr vorschweben.

Nach dem Studium will Susann gerne eine Familie gründen und eine Lösung finden, um das mit ihrem Beruf zu vereinbaren. Und sie will mit ihrer Familie nicht in der Stadt leben, sondern lieber in einer ländlichen Region.