Von Reiner Hanke
Seit einem Jahr wird in Pulsnitz intensiv über den Fahrplan für die Entwicklung der Stadt in den nächsten zehn bis 15 Jahren diskutiert. Mehrfach auch mit den Bürgern. Ohne weitere Diskussionen passierte der Masterplan jetzt den Stadtrat. Obwohl er seit der letzten Runde mit Bürgern im März (SZ berichtete) schon wieder dicker geworden ist. Auch deren Hinweise wurden noch vermerkt.
Es geht um das sogenannte „Integrierte Stadt-Entwicklungs-Konzept“. Darin wird auf mittlerweile über 100 Seiten erörtert, auf welche Aufgaben sich die Stadt in den kommenden Jahren konzentrieren will. Das ist nun beschlossene Sache. Aber auch erst der Anfang eines langen Weges. Auf dem Tisch liegt ein umfassendes Strategiepapier, so Bürgermeister Peter Graff (FDP). In das sind auch viele Anregungen der Räte und der Bürger eingeflossen. Jetzt muss im Einzelnen geprüft werden, ob und wie sich die Ideen umsetzen lassen. Und woher das Geld kommen soll. 240 Maßnahmen zur Stadtentwicklung enthält das Werk insgesamt: zur Verbesserung der Wohn-, Lebens- und Aufenthaltsqualität sowie einer besseren Wettbewerbsfähigkeit der Stadt. Kern des Konzeptes ist jedoch eine Prioritätenliste mit den wichtigsten Vorhaben. Die umfasst 16 Punkte. Der erste ist dabei in seiner Bedeutung herausragend: „In diesem Punkt hängt für Pulsnitz alles, das Wohl und Wehe der Stadt“, betont Planer Joris Schofenberg. Es geht um die Ortsdurchfahrt und das Stadtzentrum. Die Blechlawine beeinträchtige die Lebensqualität der Anwohner im Zentrum und das Einkaufsflair. Für Besucher büße das Zentrum an Attraktivität ein. Veränderungen seien unumgänglich. Perspektivisch sieht der Planer kaum einen Weg, der an einer Ortsumgehung vorbei führt. Soweit geht das Konzept noch nicht in letzter Konsequenz. Erster Schritt ist aus Sicht des Planungsbüros, der Kommunalentwicklung Mitteldeutschland aus Dresden, Kontakt mit dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr aufzunehmen, um die Innenstadtpläne zu besprechen. Das Potenzial der Stadt mit seinem romantischen Stadtkern werde durch die Staatsstraße zerstört. Hier könnte eine ganz andere touristische und Einzelhandelsqualität erreicht werden. Deshalb sollte die Staatsstraße 95 abgestuft und schmaler werden. So könnten Parkbuchten und breitere Gehwege entstehen und Geschäftseingänge für behinderte Menschen ausgebaut werden. Dafür müsste der Verkehr durch und um die Stadt anders gelenkt werden. Ob das funktioniert, wird sich zeigen.
Zu den vordringlichen Aufgaben gehört es, den geplanten Bahn-Haltepunkt Pulsnitz-Süd voranzutreiben. Ganz vorn steht auch die Sportstätte Kante. Die soll aufgegeben werden. Unter den Nutzern, vor allem Sportvereine, ist das Aus für die Kante noch umstritten. Es liegt auch noch in der Ferne und hängt davon ab, wo für die Vereine neue Räume geschaffen werden können. Die ehemalige Berufsschule ist dafür im Gespräch – der nächste Punkt im Masterplan. Ein Parkkonzept, die Industriebrachen, die Freizeitoase, das neue Häuslebaugebiet Weststraße, Radwege, das Gewerbegebiet am Spittelweg und die Entwicklung der Schulen gehören zu den Prioritäten. Das Walkmühlenbad und die traditionellen Feste ebenfalls. Das ist nun beschlossen. Nun beginnt die Arbeit. Ans Herz legte der Planer den Räten noch, die Kontrolle. Denn Papier ist geduldig. Dann wird sich zeigen, welche Erfolge es in der Stadtentwicklung zu feiern gibt.