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Die Brötchen sind kleiner geworden

Niesky. Sylvio Arndt und seinem Autohaus geht es nicht gut. Neuer Anfang und Umstrukturierung sollen nun weiterhelfen.

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Von Claus Wöhle

Die Öffnungszeiten wurden verändert, und einige altbekannte Gesichter sieht man seit kurzem im Nieskyer Autohaus Arndt auch nicht mehr. Sylvio Arndt steht mittlerweile selbst wieder in der Werkstatt, seine Frau übernahm den Kundenservice. Von rigorosen Entlassungen ist die Rede, von finanziellen Schwierigkeiten der Firma und davon, dass Arndt mittlerweile eine neue Firma gegründet hat.

„Stimmt alles“, sagt Sylvio Arndt selbst der SZ. Parallel zur Personenfirma wurde jetzt eine GmbH gegründet. „Arndt Automobile GmbH“ nennt sie sich, und sie soll einmal in dem Gebäude im Gewerbegebiet Süd unterkommen, in dem viele Jahre lang die Firma Knittel ihren Sitz hatte. „Wir machen weiter, auch wenn uns mancher Konkurrent schon tot zu reden versucht,“ sagt Arndt. „Wir verkaufen weiter, und auch der Service bleibt erhalten.“ Die GmbH ist allerdings noch kein Ford-Vertragshändler.

Die Entwicklung hätte sich schon seit einiger Zeit angedeutet, sagt Arndt. Um die 600 Neuwagen pro Jahr hätte er verkaufen müssen, um sowohl seinen bisherigen Firmensitz als auch seine Mitarbeiter weiter bezahlen zu können. Zwischen 110 und 130 seien es bloß gewesen.So habe er sich zur Personalreduzierung entschlossen. Das ist zwar eine sehr wirksame Kostenbremse, aber im Falle Sylvio Arndt wird sie ihm wohl noch einige schlaflose Nächte bereiten. Drei Monatslöhne sind es teilweise, die Arndt mit seiner alten Firma Entlassenen noch zu zahlen hat. „Wir wollen unseren Umsatz halbieren, die Kosten auf ein Drittel senken,“ so Arndt zur SZ. Mit der Hälfte des Personals will er das schaffen. Vor allem im „unproduktiven Bereich“, wie er sagt, habe er einen Schnitt vollzogen: Es gibt keinen Lageristen mehr, einen Werkstattmeister und einen Kundendienstberater weniger. Auch eine Servicekraft hinter dem Tresen wurde eingespart. Jetzt gibt es einen Werkstattleiter, die Schlosser sollen wieder stärker eingebunden werden. Mehr Arbeit also für weniger Leute. Und für die Kunden erst einmal ungewohnte Situationen in der Übergangszeit. Wer beim Autohaus Arndt stets auf das Rundum-sorglos-Paket gesetzt hat, wird sich wohl umstellen müssen. „Wir werden die Öffnungszeiten anpassen, sprich reduzieren, hoffen aber damit, bei unseren Kunden auf Verständnis zu stoßen. Kostenlose Leihwagen wird es nicht mehr geben. Dafür aber wollen wir die Stundensätze der Werkstatt senken.“

Vorerst ist Sylvio Arndt vorsichtig optimistisch, dass sein neues Konzept aufgeht. Allein für die Nutzung des ehemaligen Knittel-Gebäudes und des dazugehörigen Geländes zahle die neue GmbH nur einen Bruchteil dessen, was das Autohaus monatlich verschlinge. Wie die zurechtgestutzte Mannschaft die neuen Anforderungen meistert, bleibt abzuwarten. Bis sich die Querelen um offene Forderungen ehemaliger Mitarbeiter gelegt haben, wird es wohl noch etwas dauern.

Außerdem ist da noch der Klotz am Bein in Form des großen Firmengeländes samt Gebäuden, das die Kunden seit vielen Jahren ansteuerten. Sylvio Arndt: „Dafür muss ich schnell eine Lösung finden. Sonst kann ich Privatinsolvenz anmelden.“ Diese Lösung rückt eventuell näher, denn mittlerweile gab es einen Dreier-Treff: Arndt, seine Hausbank und ein Kaufinteressent für das Autohaus haben am Dienstag erste Gespräche geführt. Ergebnis: offen.