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Die Buchstabenmacher für Kaffee Starke

Zwar sitzt ein Restaurator in Italien fest – die Sanierung des Stadtbild-prägenden Gebäudes geht trotzdem voran.

Von Christian Kluge
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Das Haus der ehemaligen Kaffeerösterei Starke ist hinter einer kunstvollen Fassadenverhüllung verschwunden. Dort wird gebaut.
Das Haus der ehemaligen Kaffeerösterei Starke ist hinter einer kunstvollen Fassadenverhüllung verschwunden. Dort wird gebaut. © KD BRUEHL

Riesa. Trotz Corona – die Sanierung des einstigen Kaffee Starke am Rathausplatz schreitet fort. Die Fertigstellung in diesem Jahr ist nach wie vor im Plan – in Abstimmung mit dem Denkmalschutz. Auch wenn Restaurator Jörg Brettschneider mit Wohnsitz in der italienischen Toskana genau dort derzeit noch festsitzt. Ein anderer, der im ehemaligen Sitz der Kaffee-Rösterei Starke gleich auf mehreren Baustellen tätig ist, ist Udo Tunack, Chef der gleichnamigen Baudienstleistung mit Sitz in der Gemeinde Lossatal, zwischen Oschatz und Wurzen.

Die SZ besuchte den 52-Jährigen in seiner Firma im Ortsteil Heyda, gleich gegenüber vom örtlichen Rittergut – und dort sah es nach richtig viel Stein-Arbeit aus. „Hier bereiten wir derzeit den neuen Schriftzug für die Außenfassade des Gebäudes vor“, erzählt der hagere Firmenchef, bei dem Smartphones aufgrund des Staubaufkommens nur eine Lebensdauer von zwei Monaten haben. 

Udo Tunack (r.) und links sein Mitarbeiter Sven Scholz. Derzeit wird der neue Schriftzug für das Haus Kaffee Starke am Riesaer Rathausplatz vorbereitet. Im Bild die Skizze für den fehlenden Buchstaben "R", der bei der Rösterei fehlte. Rechts neben Scholz
Udo Tunack (r.) und links sein Mitarbeiter Sven Scholz. Derzeit wird der neue Schriftzug für das Haus Kaffee Starke am Riesaer Rathausplatz vorbereitet. Im Bild die Skizze für den fehlenden Buchstaben "R", der bei der Rösterei fehlte. Rechts neben Scholz © Christian Kluge

Tunacks Mitarbeiter Sven Scholz ist an diesem Tag mit der Vorbereitung des letzten Buchstabens beschäftigt, der zukünftig am Kaffee Starke darauf hinweisen soll, was dort in früheren Zeiten einmal passierte. Denn ein Café war es nie, sondern eben ein Betrieb, der Kaffeebohnen röstete und diese dann verkaufte.

Fast alle Förmchen für den Guss der neuen Steinbuchstaben sind schon fertig. „Bei der Rösterei war allerdings das R komplett weg. Das machen wir jetzt natürlich neu“, sagt Udo Tunack und zeigt auf eine Skizze, die später mit Hilfe von Gips und Silikon ein Förmchen ergibt, um den fehlenden Buchstaben im Schriftzug zu ergänzen.

Doch was genau stand eigentlich an dem Haus dran? Auf der Seite des Rathausplatzes hieß es: Kolonialwaren Hamburger Kaffee-Rösterei Paul Starke. An der Seite Großenhainer Straße lautete der Schriftzug: Paul Starke Hamburger Kaffee-Rösterei und Likörfabrik. „Bei Hamburger fehlte auch die Hälfte des Buchstabens“, weiß Tunack, der vor der Entfernung der alten Schriftzeichen mit seinen Mitarbeitern den ursprünglichen Platz eines jeden einzelnen exakt vermessen hat.

Und nun wird gründlich saniert und restauriert für insgesamt mehr als eine Millionen Euro, darunter auch viel Fördergeld. Wenn Steinmetz Udo Tunack und sein Team, die auch die Außenfassade sanieren, aufgrund zu kühler Temperaturen oder Regen dort nicht arbeiten können, geht es eben innen weiter. „Die Treppe war total ausgetreten. Die restaurieren wir jetzt auch“, sagt der Firmenchef. „Früher ist die offenbar immer nur provisorisch repariert worden.“ 

Die Förmchen für die neuen Buchstaben.
Die Förmchen für die neuen Buchstaben. © Christian Kluge

Und was ist am Haus außen zu tun, abgesehen vom Schriftzug der Rösterei? „Da gibt es Fehlstellen, die ergänzt werden müssen. Das nennt man Vierung. So ein steinernes Ersatzstück wird in eine Lücke in historischen Bauwerken aus Naturstein eingebaut“, erklärt Tunack, auf dessen großem Werksgelände in Heyda reichlich Steine lagern für diverse Restaurierungen oder Reparaturen. 

Nun hofft Udo Tunack, dass Restaurator Brettschneider im Mai endlich anreisen kann, um seinen Teil der Aufgaben zu erledigen. Tunack: „Eigentlich sollten wir ja erst am 1. Juni mit unseren Arbeiten anfangen. Aber einen Winter gab es ja nicht und so haben wir schon früher begonnen. Laut Vertrag sollen wir am 1. August fertig sein.“ 

Bleibt das Wetter, wie es jetzt ist und Brettschneider kommt zügig in Riesa beziehungsweise Heyda an, dann dürften Tunack und seine Mitarbeiter schon vorher ihre Arbeiten abgeschlossen haben. Dann dürfte dem geplanten Fertigstellungstermin des gesamten Gebäudes in diesem Jahr nichts mehr entgegen stehen.

 Und somit könnte auch der SC Riesa – der größte Sportverein des Landkreises Meißen – fristgerecht seine neuen Räumlichkeiten im Erdgeschoss und im ersten Stock von Kaffee Starke beziehen. Obendrüber entstehen derzeit noch Wohnungen. „Anfragen dafür gibt es schon“, hatte Roland Ledwa, Chef der Wohnungsgesellschaft Riesa, unlängst bereits erklärt.

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