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Die Drei von der Müllabfuhr

Zittaus Partnerstadt Hrádek lässt jetzt auch die Frauen beim Thema Abfallentsorgung ran, ist damit Vorreiter in Tschechien - und alle sind begeistert.

Von Petra Laurin
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Die drei "Aschenputtel in gelben Reflexwesten": Ivana Hejlková, Lenka Hůzová und Lenka Charvátová sind ein eingespieltes Trio.
Die drei "Aschenputtel in gelben Reflexwesten": Ivana Hejlková, Lenka Hůzová und Lenka Charvátová sind ein eingespieltes Trio. © Petra Laurin

Ein klassischer Männerberuf? Von wegen: Ivana Hejlková, Lenka Hůzová und Lenka Charvátová sind täglich mit dem Müllauto in Hrádek nad Nisou (Grottau) unterwegs. 

Zittaus Partnerstadt probiert seit Kurzem das erste Experiment dieser Art in Tschechien aus. "Es war eine richtige Entscheidung. Die Frauen sind irgendwie verlässlicher und freundlicher als ihre Kollegen", sagt Václav Krejčík, Leiter der Betriebstätte für Müllentsorgung. "Außerdem bringen sie unter die Kerle im Team etwas Entspannung und Zärtlichkeit."

Ivana Hejlková hat vorher neun Jahre im Büro gearbeitet. Lenka Hůzová hat nach ihrem Mutterschaftsurlaub eine Beschäftigung gesucht, die keine Schichten beinhaltet. Und Lenka Charvátová hat zuvor sechs Jahre in der Windelproduktion geschuftet - und brauchte dringend eine Abwechslung. 

Alle drei haben sich vorher schon gekannt. Und die Firma ist mit ihnen sehr zufrieden. "Die Frauen sind tapfer und halten die harte Arbeit einfach besser aus", wundert sich Krejčík selbst. Die drei "Aschenputtel in gelben Reflexwesten" kümmern sich mit Begeisterung um die mehreren Dutzend Stellen in der Stadt, an denen Abfall, Papier und Kunststoff entsorgt wird. Zweimal in der Woche säubern die sorgfältig alle Abfallkörbe. Auf ihr Müllauto kann man aber auch in Gemeinden hinter dem Jeschken treffen. Sie helfen auch bei Gartenarbeiten.

Ihre Arbeitsschicht beginnt um sechs Uhr früh. "Andere stinkt die Müllentsorgung vielleicht an, für uns drei bedeutet sie aber vor allem Spaß", sagt Ivana Hejlková. Sie freut sich, mit ihren Kolleginnen den gesamten Tag an der frischen Luft zu sein. "Schlimm ist es nur bei Regen", erzählt Ivana Hejlková. Dann sei das Papier schwerer und die Arbeit mit den Containern sei nicht so einfach.

Ihre Kollegin Lenka Hůzová musste zum zweiten Mal in die Fahrschule, um mit dem Müllauto und anderen Lkw fahren zu dürfen. Das aber auch nur knapp, weil sie nur 1,53 Meter groß ist. Während Lenka Hůzová hinter dem Lenkrad bequem sitzt, stehen die zwei anderen Frauen hinten auf den Treppen des Müllautos. Das heißt bei den Einwohnern nur "Pipi Auto". Die Bezeichnung kommt vom Wort Pipina, was soviel wie junge Henne heißt. 

"Die Bewohner sind begeistert, vor allem ältere Frauen zeigen sich nicht nur überrascht, sondern auch Sympathien“, sagte die Neueste im Team, Lenka Charvátová. "Alles läuft problemlos, wenn uns etwas mit dem Auto passiert, sind die Kollegen immer sehr hilfsbereit", ergänzt sie. Nun sollen sich auch andere von Hrádek inspirieren lassen.

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