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Die drei Plagen

Borkenkäfer, Mäuse, Schnecken – durch den milden Winter haben Schädlinge überlebt. Nicht alle Sorgen sind begründet.

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© dpa

Von Susanne Sodan

Als Orakel will sich Lars Morgenstern vom Forstbezirk Oberlausitz nicht betätigen. Ob in diesem Jahr tatsächlich eine Borkenkäferplage droht – noch lässt sich das nicht sagen. Durch die milden Temperaturen im Winter aber hatten die gefährlichen Tierchen beste Überlebenschancen. Zuletzt war der Borkenkäfer 2008 zu einer echten Plage geworden. 10 000 Festmeter Holz fielen ihm damals zum Opfer. Auch Schnecken und Mäuse kamen durch den milden Winter gut in dieses Jahr. Gartenbesitzer klagen bereits wieder über Fraßstellen an ihren Pflanzen. Ob Borkenkäfer, Mäuse und Schnecken zu einer Plage werden, hängt von mehreren Kriterien ab:

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Borkenkäfer: Nur an einigen Standorten explodiert die Zahl der Tierchen

Mit Überwachungsfallen wird die Größe der Borkenkäferpopulation kontrolliert. Acht solcher Fallen gibt es im Landkreis Görlitz. „An manchen Standorten sind die Fangzahlen deutlich höher als im vergangenen Jahr um diese Zeit“, erklärt Peter Wilde von der Forstbehörde. Ein Beispiel ist Friedersdorf. Aktiv werden die Borkenkäfer meist im April. Bis Ende Mai haben sich dort nahezu 18 000 der kleinen Schädlinge in die Falle verirrt. Im gleichen Zeitraum im vergangenen Jahr waren es nicht einmal 4 000. „Auf der anderen Seite gibt es Standorte, an denen deutlich weniger Borkenkäfer registriert wurden“, so Wilde. „Das sind differenzierte Ergebnisse. Wir müssen den weiteren Verlauf abwarten.“

Angst vor einer neuen Plage haben Waldbesitzer aus mehreren Gründen. Zum einen war der Befall in der zweiten Jahreshälfte 2013 relativ hoch, teilt Klaus Kühling vom Staatsbetrieb Sachsenforst mit. Der Winter konnte diese starke Population kaum reduzieren. Noch schwerer aber wiegt, dass das Frühjahr recht trocken war. Die Fichten, Lieblingsopfer des Schädlings, wurden weniger mit Wasser versorgt, sind geschwächt und anfälliger für die Tiere. Am günstigsten für die Waldbesitzer ist ein warm-feuchtes Wetter. Dann verpilzen die Käfer schnell.

Panik wollen die Mitarbeiter des Staatsbetriebes und der Unteren Forstbehörde nicht verbreiten. „Die Gefahr ist durch die Ausgangssituation da. Aber noch läuten die Alarmglocken nicht“, sagt Peter Wilde. Im sachsenweiten Vergleich rangiert der Landkreis Görlitz im Mittelfeld. Stärker betroffen ist zum Beispiel die Region um Freiberg. Dort wurden bis Ende Mai extrem hohe Zahlen registriert – mehr als 20 000 Fänge. „Das hat auch damit zu tun, dass die Fichte bei uns nicht so stark verbreitet ist“, erklärt Kühling. Allerdings schwanken die Zahlen an jedem der Standorte von Woche zu Woche – abhängig vom Wetter. Ist das kühl und vor allem feucht, können die Fichten genügend Harz produzieren, um die Borkenkäfer abzuwehren. Bei längeren warm-trockenen Perioden haben die Waldbesitzer eher schlechte Aussichten.

Hat der Borkenkäfer einmal angegriffen, hilft nur noch, die Bäume in großem Radius zu fällen. „Aber die Waldbesitzer können vorsorgen“, erklärt Peter Wilde. „Wichtig ist, dass Bruchholz, Reisig und umgefallene Bäume schnell beseitigt werden.“ Denn zunächst nutzen die Borkenkäfer solches Todholz als Brutstätte. Erst dann greifen sie stehende Bäume an. „Da können wir nur an die Waldbesitzer appellieren, sorgsam zu sein und regelmäßig zu kontrollieren“, so Wilde.

Mäuse: Zahl der grauen Nager

ist auf stabil hohem Niveau

„Bisher sind die Mäuse bei uns kein großes Thema, ein ernsthaftes Problem wurde noch nicht gemeldet“, sagt Rainer Peter vom Bauernverband Oberlausitz. Das könne sich aber noch ändern, bestätigt auch Karin Bernhardt, Sprecherin des Landesamtes für Umwelt. Wie stark die Feldmäuse aktuell verbreitet sind, lasse sich nur schwer einschätzen. Bei Kontrollen durch das Landesamt im Frühjahr waren in allen Feldkulturen Mäuse zu finden – in unterschiedlicher Zahl. „Von einer Reduzierung der Mäusepopulationen kann kaum ausgegangen werden“, so Frau Bernhardt.

„Es gibt aber Möglichkeiten, dagegen anzugehen“, sagt Peter. Zum einen haben die Nager durch Greifvögel und Störche natürliche Feinde. „Durch das Pflügen wird es für die Mäuse auch schwieriger. Damit werden schließlich oft ihre Gänge zerstört.“ Möglich ist auch der Einsatz der chemischen Keule – durch sogenannte Legeflinten. „Diese Köder auf großen Flächen anzuwenden, ist aber extrem aufwendig. Das wird kaum gemacht.“

Auch der Forst hat einige Kontrollflächen: „Im März fielen die Überwachungsfänge sehr gering aus“, erklärt Klaus Kühling. Allerdings, der milde Winter und der zeitige Frühlingsbeginn waren auch für die Mäuse förderlich. Im Gegensatz zur Landwirtschaft werden Mäuse im Wald eher im Herbst und Winter zum Problem. „Deshalb können wir jetzt auch noch keine Prognosen aufstellen“, so Kühling.

Schnecken: Probleme mit Nacktschnecken, aber keine Plage

Noch hält sich die Plage mit den Schnecken in Grenzen. „Aber gerade die Nacktschnecken sind schon seit einigen Jahren ein Problem“, sagt Elke Schwartz von der Löbauer Baumschule Schwartz. „Sie haben hier kaum natürliche Feinde.“ Auch in ihrem privaten Garten haben sich die Schnecken bereits zu schaffen gemacht. „Salat, manche Zierpflanzen und Bodenkeimlinge sind dann schnell weggefressen.“ Auch hier ist der milde Winter das Problem. Helfen kann, anders als bei den Borkenkäfern, trockenes Wetter. „Weg sind die Schecken deshalb aber trotzdem nicht“, erklärt Frau Schwartz. Private als auch die Gärtnereien behelfen sich meist mit Schneckenkorn. „Chemie ist nicht gut angesehen. Aber gerade die Schnecken bekommt man nur damit in den Griff.“ Dass sich in diesem Jahr die Schneckenplage bisher in Grenzen gehalten hat, bestätigt auch Karin Bernhardt. „Im Ackerbau gibt es derzeit keine Meldungen einer Plage“, teilt sie mit. Die nächste Hochsaison für Schnecken kommt mit der Rapsaussaat. „Da gibt es aber gute Überwachungs- und Bekämpfungsmöglichkeiten“, erklärt Bernhardt.Auf ein Wort