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Die drei vom Modelleisenbahn-Laden

Die Grundkötters feiern diese Woche ihr Jubiläum – doch das Geschäft ist inzwischen schon dreimal so lange in Radebeul.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Dort hat er sich schon Ende der 1940er-Jahre die Nase am Schaufenster platt gedrückt, sagt Klaus Grundkötter. Der 75-Jährige ist Modellbahnfan vom Scheitel bis zur Sohle. Heute begehen er und seine beiden Söhne Bernd und Heiko ein Jubiläum – zwei Jahrzehnte führen sie das Eisenbahngeschäft in der Hauptstraße 11, jetzt 22.

Ältere Radebeuler wissen, dass der Laden in der Stadt eine dreimal so lange Tradition hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg auf der heutigen Meißner Straße 108 durch die Firma Radio-Domann gegründet, übernahm die Familie Zeibig das Geschäft im Jahr 1968 als HO-Kommisionshändler. Im Sommer 1971 erfolgte dann der Umzug auf die Hauptstraße 11. Als die Zeibigs Rentner wurden, haben sie einen Nachfolger gesucht. Klaus Grundkötter als langjähriger Modellbahner sah die Chance, sich mit dem Hobby eine Existenz aufzubauen und trat 1994 die Nachfolge an. Sechs Jahre später zogen die Grundkötters in die jetzigen Geschäftsräume Hauptstraße 22. Seit 2006 wird das Unternehmen von den Söhnen Bernd und Heiko Grundkötter als Geschäftsführer geleitet.

Generationen von Radebeulern haben sich hier ihre Waggons, Loks und Schienen gekauft und im Keller oder auf dem Boden vor Weihnachten für sich und die Kinder die kleine Eisenbahn aufgebaut. Was zu DDR-Zeiten noch alles Mangelware war und von einer oder maximal zwei einheimischen Firmen, mitunter sogar auf Zuteilung, geliefert wurde, ist heute in allen Varianten und Größen zu haben.

Und Modellbahnfreunde, besonders jene, die es nicht nur als Kinder sind, wollen beraten werden. Das unterscheidet die Grundkötters vom simplen Kauf im Internet. Wer zu ihnen kommt, erhält Hilfe für den Gesamtplan. Modellbahn gestalten kann eine Lebensaufgabe sein.

Dass diese besondere Beratung in so einem Fachgeschäft über die Jahrzehnte Kreise bis weit über Radebeul und Sachsen hinaus zieht, zeigt das Beispiel von Eisenbahnfreaks aus Großbritannien. Bernd Grundkötter: „Jedesmal, wenn hier in der Region ein Eisenbahnereignis stattfindet, sind Leute von der Insel hier – und kaufen oder bestellen auch bei uns etwas für ihre Modellbahn.“

Solche Modellbahnfreuden können mit dem einfachen Starterpaket schon bei 50 Euro beginnen. Nach oben gibt es nahezu keine Grenzen. Die kleine grüne Lok 4K kostet da locker mal über 600 Euro. Handarbeit ist heute teuer und muss vergütet werden, sagen die Grundkötters, wohl wissend, dass sich solche Raritäten nicht jeder leisten kann.

Aber es gibt ja viele Möglichkeiten, sich an Eisenbahnen zu erfreuen. Deshalb verkaufen die Modellbahner inzwischen auch Fahrkarten für die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft, wozu die Lößnitzgrundbahn gehört. Und zum Jubiläum haben sie sich etwas Besonderes einfallen lassen. Bei einer Tombola mit 500 Losen gibt es Startsets, Lokomotiven, Waggons, Autos, Bücher und Tageskarten für die Schmalspurbahn zu gewinnen. Der Erlös davon wandert nicht in die Ladenkasse, sondern wird von der Familie dem Traditionsbahnverein sowie dem Kindergarten im Mohrenhaus gespendet.

Übrigens, viele der Freunde der Schmalspurbahn, die zwischen Radebeul, Moritzburg und Radeburg fährt, bauen diese auch im Kleinen im Keller nach.