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Die „Droge Musik“ verbindet

Eigentlich suchten die Dorfmusikanten aus Guttau nur eine Gastband für ihr Jubiläum. Als sie bei den Oberländern anfragten, stellten diese fest, dass sie ja auch seit 20 Jahren bestehen. Was also lag...

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Von Kerstin Fiedler

Eigentlich suchten die Dorfmusikanten aus Guttau nur eine Gastband für ihr Jubiläum. Als sie bei den Oberländern anfragten, stellten diese fest, dass sie ja auch seit 20 Jahren bestehen. Was also lag näher, als dieses Jubiläum gemeinsam zu begehen?

„Wir haben schon gegenseitig in der jeweils anderen Band ausgeholfen“, erzählt Ludwig Richter, Chef der Dorfmusikanten. Im Januar machten die beiden Leiter, Volker Schönfelder und Ludwig Richter, dann „Nägel mit Köpfen“ und bereiteten ein gemeinsames Programm vor. Zunächst wird jede Gruppe ihren eigenen Musikteil haben, bevor es dann zu sechs gemeinsamen Titeln kommt. Da hoffen die Vollblutmusikanten, dass alles klappt, denn zu einer gemeinsamen Probe kommt es vorher nicht mehr. „Heutzutage wird man als Amateurmusiker nicht mehr vom Arbeitgeber freigestellt, wenn ein Auftritt bevorsteht“, denkt Ludwig Richter an die Zeit zurück, wo „seine“ Dorfmusikanten für die VdgB in die Spur gingen, für Konzerte frei bekamen und auch finanziell gefördert wurden. Mittlerweile ist es oft schwierig, die Truppe zusammenzubekommen, wenn einer, wie der Trompeter, bei den Lausitzer Dorfmusikanten in Nürnberg arbeitet. „Arbeit geht nun einmal vor“, sagt Richter. So kann der Trompeter erst morgen Bescheid geben, ob er beim Jubiläumskonzert am Sonnabend dabei ist.

In den vergangenen 20 Jahren sind sie alle gereift, findet Volker Schönfelder und als Truppe zusammengewachsen. Ramona Tondera, die Sängerin der Oberländer, ist seit über zehn Jahren dabei. „Als ich nach der Wende ein Jahr keine Musik gemacht habe, fehlte mir was. Da war ich froh, die Oberländer gefunden zu haben“, erzählt sie. Die anderen stimmen ihr zu. Das ist die „Droge Musik“, die sie in der Freizeit vor ihr Publikum treten lässt, behaupten die Musiker. „Wir haben viel Freude daran, wenn dem Publikum unsere Musik gefällt“, sagt der Sänger der Oberländer, Andreas Wagner.

Derzeit läuft der erste eigene Titel der Oberländer Musikanten in der Volkstümlichen Hitparade des MDR. Dreimal wurden sie bisher Erste, dreimal auch Zweite und einmal Vierte. Morgen Abend geht es wieder um die Platzierung. „Das wäre schon toll, wenn wir noch einmal auf den ersten Platz kämen. Gerade zu unserem Jubiläum“, hofft Ramona Tondera.

Klaus Gumprich spielt bei den Lausitzer Dorfmusikanten das Bariton-Saxophon. Er ist einer der Dienstältesten in der Gruppe. Doch wer ihn unter seinem Namen verlangt, hat schlechte Karten. Er ist nur mit seinem Spitznamen „Muli“ bekannt. Ursache ist ein Tanzmusiktitel aus den 50er Jahren. „Das Lied hieß Muli-Song. Da ich der Einzige war, der ein Tonband hatte und Lieder vom ,Klassenfeind’ aufnehmen konnte, hatte ich dieses Lied. Das durfte dann an keinem Abend fehlen“, erinnert sich der Saxophonist. Und auch daran, wie sie Noten nach Tonbandmusik aufschrieben, um die Titel dann abends spielen zu können. Doch das wäre dann schon wieder eine andere Geschichte, findet er und freut sich auf das Jubiläum mit den Dorfmusikanten.

Auch die im Durchschnitt etwas jüngeren Oberländer erinnern sich gern an vergangene Zeiten. An Kurkonzerte in Bad Schandau denkt Sänger Andreas Wagner zurück. Tuba-Spieler Dirk Schimke hatte seine erste Mugge mit 15 in der Blauen Kugel in Cunewalde, und Ramona Tondera trat das erste Mal zu ihrer eigenen Jugendweihe auf. Die heutige Zeit sei aber auch nicht zu verachten. „Wir haben ganz andere Möglichkeiten, können alle Lieder singen, die uns gefallen, und unsere Verträge selbst gestalten“, sagt Volker Schönfelder. Allerdings müsse man sich auch immer aufs Neue anstrengen, dem Publikum etwas mehr zu bieten. „Wir sind da schon hart gefordert“, sagt Schönfelder.

Doch all die Anstrengungen sind vergessen, wenn der Beifall rauscht und die Stimmung gut ist. Darauf hoffen beide Blasmusikkapellen am Sonnabend. Und haben sogar noch einen Pausen-Bonbon: die 13-fachen Harzer Jodlermeister sind zu Besuch in Guttau.

Die Blasmusiker der „Lausitzer Dorfmusikanten“ und der „Oberländer Musikanten“ feiern gemeinsam ihr 20-jähriges Bestehen am Sonnabend ab 14 Uhr beim 11. Dorf- und Teichfest Guttau.