Von Stefan Brieger
Es klingt wie ein neumodisches Märchen: Nach jahrelangem Abstieg auf der beruflichen Karriereleiter kommt einem Mann plötzlich die zündende Geschäftsidee: Er entwickelt einen Plan, wird zum Erfinder und macht sich selbstständig.
Der Freitaler Gerd Machatzek ist die Hauptfigur in diesem Stück. Nach Jobs, unter anderem im Edelstahlwerk und einer Lederfabrik, wird der heute 49-jährige Gas-Wasser-Installateur 1994 arbeitslos. Daraufhin schlägt er sich mit Zeitarbeit durch. „Da gab es positive und negative Seiten“, erinnert er sich. „Man konnte viele Erfahrungen sammeln.“
Doch auf Dauer wurde der ständige Jobwechsel nervenaufreibend. Die längste Anstellung bei einem Unternehmen währte anderthalb Jahre. Irgendwann war es Machatzek zu viel. „Bei manchen Firmen kam man gut zurecht. Doch anderswo gab es viele Neider, es herrschte Konkurrenzkampf. Man wurde geradezu rausgeekelt.“
Seit Oktober vergangenen Jahres war der Freitaler schließlich wieder arbeitslos. „Ich hatte keinen Bock mehr“, beschreibt er seine damalige Gefühlslage. Es gab zwar einen potenziellen Arbeitgeber. „Dazu hätte ich aber nach Heilbronn ziehen müssen.“ Das wollte Machatzek seiner Familie nicht zumuten.
Bis in jeden Winkel
Die Tatsache, dass der Freitaler heute doch nicht einer von über fünf Millionen Arbeitslosen in Deutschland ist, entwickelte sich eher zufällig. „Vor zwei Jahren wollte ich meine Heizkörper reinigen“, erzählt er. „Mit den handelsüblichen Bürsten klappte das aber nicht so gut.“ Machatzek kam daraufhin die Idee, es mit einem Dampfreiniger zu probieren. Doch auch hier fanden sich keine Produkte, die ihn zufrieden stellen konnten.
Das Problem ließ Machatzek nicht mehr los. Seiner Meinung nach lag der Schwachpunkt aller verfügbaren Geräte bei den Düsen, die am Dampfreiniger angebracht sind. Denn diese kommen nicht in jede Ecke der Heizkörper. „Also habe ich selbst welche erfunden“, sagt er. Die Neuentwicklung soll durch speziell angebrachte Löcher nun auch in jeden Winkel der Heizung gelangen können.
Mit Hilfe eines befreundeten Werkzeugmechanikers ließ sich das Ganze dann auch technisch umsetzen. Plötzlich besaß der Freitaler ein Gerät, welches so noch nicht existierte. Dem nun vorgenommenen Praxistest folgte Begeisterung. „Es hat wunderbar funktioniert“, freut sich Machatzek.
Dem arbeitslosen Gas-Wasser-Installateur eröffneten sich nun ganz neue Perspektiven. Schließlich besetze er damit eine Marktlücke, sagt Machatzek. Denn wo normale Heizungsrenovierung Staub verursacht, will er den Dreckecken elegant mit Wasserdampf auf die Pelle rücken. „Ich hab das Wohnungsvermietern gezeigt. Die waren auch begeistert“, berichtet er.
Seit Anfang April firmiert Machatzek nun als Selbstständiger. „Ich rechne mir gute Chancen aus“, sagt er. Falls das Geschäft läuft, könne er sich vorstellen, „auch Leute einzustellen.“ Zuvor will er allerdings seine Erfindung noch zum Patent anmelden. „Ich hab’ schon Angst, dass jemand die Idee klaut.“
Wie das Märchen von Gerd Machatzek nun weitergeht, wird sich zeigen. Einen positiven Anfang sieht der Freitaler allerdings gemacht. „Ich habe mit ein paar Reinigungsunternehmen Kontakt aufgenommen“, erklärt er. Diese signalisierten dem Neu-Unternehmer daraufhin Interesse. „Mir winkt jetzt die Chance, als Subunternehmer tätig zu werden“, freut sich Machatzek.