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Die Elbe aus dem Western-Saloon vertrieben

Dagmar Großer, Inhaberin vom Western Inn in Reppina, gibt nicht auf. Im September will sie wieder öffnen.

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Von Dieter hanke

Den Pfahl der Indianer für Zeremonien hat die Elbe nicht bekommen. Er hielt sich in den reißenden Fluten aufrecht. „Darüber bin ich sehr froh, er ist ein Symbol für uns“, sagt Dagmar Großer, Inhaberin der Traditionsgaststätte in Reppina bei Meißen, die weithin bekannt ist für ihre Western-Romantik. Seit drei Tagen ist die Elbe abgezogen – widerwillig, denn auf den Pferdekoppeln schwappt noch das Wasser. Es sieht furchtbar aus und riecht noch schlimmer. Ein Bild der Verwüstung. Das Western Inn war tief in den Fluten abgetaucht. Die Gaststätte hat es schwer erwischt: Der Tresen ist aufgeweicht, Holzverkleidungen lösen sich. Die Elektrik ist hinüber, auch viele Trockenbauwände. Auch im Western Store wütete der Fluss. In der Werkstatt sind Geräte und Materialien mit einer braunen Kruste überzogen. Feuerwehrleute, Helfer und Familienangehörige haben schon die Elbe mit ihrem Schlamm aus Ställen und Räumen gespritzt und geschrubbt. „Die Schäden sind immens“, sagt Frau Großer. Aufgeben will die 65-Jährige nicht. Das Western Inn ist ihr Lebenswerk. 2014 begeht sie das 40-jährige Jubiläum. Schon 2002 und 2006 hat die Elbe ihr Anwesen geholt. Immer wieder fand sie die Kraft, neu anzufangen. Das wird auch diesmal so sein. „Schon wieder die Pampe, schon wieder die Pein. Aber die Elbe kriegt mich nicht klein“, sagt sie. Es gehe um ihre Existenz, auch um fünf Arbeitsplätze. Und auch um das Vermächtnis ihres verstorbenen Mannes.

Diesmal war Frau Großer und ihre Familie besser auf die Fluten vorbereitet. 2002 kam der Fluss überraschend. „Jetzt konnten wir mehr Vorsorge treffen. Man lernt eben von Hochwasser zu Hochwasser“, sagt sie scherzend. Das Frosthaus wurde gerettet. Fleisch-Delikatessen von Bisons, Schlangen und Alligatoren verdarben so nicht. Die zwölf Pferde kamen auf einer Wiese bei Mobschatz unter. Möbel und anderes wurden in den Saal geschafft.

Doch die Elbe raffte noch genug an sich. „Es fehlte Zeit, auch Kraft“, bemerkt sie. Der Eiszubereiter, der über eine halbe Tonne wiegt, konnte nicht nach oben bugsiert werden. Auch das Kühlhaus ist betroffen. Lebensmittel wie Fleisch, Butter und Gemüse verdarben. Aus dem Store nahm sich der Fluss Westernreiter-Utensilien mit. Auch Futter für die Pferde schwamm fort.

Dagmar Großer dankt den Feuerwehrleuten und Helfern für ihre Unterstützung. Schön wäre es für sie, wenn Trockenbauer ihr mit freiwilligen Leistungen zur Seite stehen würden.

Doch bei all den Widrigkeiten lässt sie sich nicht übertölpeln. Als am Mittwoch Südeuropäer nicht nur unbrauchbare Metallteile und Geräte in einen Transporter laden wollten, sondern auch etliche verschlammte, aber noch gut erhaltene Dinge, ging sie energisch dazwischen. Die Metall-Sammler suchten das Weite.

Ihre Nordamerika-Reise am 18. Juni, die sie als Reiseleiterin für zwei Gruppen vorbereitet hatte, wird sie nicht antreten können. „Hier werde ich jetzt dringender gebraucht“, sagt sie. Doch ein wenig Traurigkeit schwingt da in ihrer Stimme mit. Denn Dagmar Großer hat eine große Leidenschaft: Pferde und amerikanische Geschichte. Sie besucht mit den Gruppen ehemalige Schlachtfelder und Indianerstämme. „Ein anderer Reiseleiter springt für mich ein“, sagt sie. Denn im September möchte sie wieder ihre Gaststätte öffnen.

Helfer sind willkommen (Absprache 0174 3256345).