Elbepegel extrem niedrig

Wer jetzt zur Fähre in Pirna-Copitz geht, staunt vielleicht, warum der Steg über Pontons geführt wird, die sämtlich auf der grünen Wiese auf dem im Trocknen liegen. Im Frühjahr werden diese aber gewöhnlich vom Wasser der Elbe umspült. „Der Fluss führt zurzeit sehr, sehr wenig Wasser“, sagt Sprecherin Karin Bernhardt vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Der Durchfluss betrug lediglich 30 Prozent des langjährigen Durchschnitts.
Der Elbepegel in Schöna war am Freitag, dem 24. April, erstmals in diesem Jahr auf unter einem Meter abgesackt. Das ist fast ein Meter weniger als noch einen Monat zuvor. Der normale Wasserstand der Elbe ist in Schöna bei einem Pegelstand von zwei Metern. In Pirna stand der Pegel bei 1,27 Meter. Das sind etwa 80 Zentimeter unter dem normalen Mittelwert.
Das Einzugsgebiet der Oberen Elbe liegt zu 95 Prozent in Tschechien. Auch dort regne es kaum, sodass es extrem trocken ist. Glücklicherweise würden aus den tschechischen Moldau-Kaskaden diese Woche noch regelmäßig 35 Kubikmeter je Sekunde abgegeben. Dadurch ist der Elbpegel nicht noch weiter gesunken. Allerdings musste die Abgabemenge an der oberhalb liegenden Eger-Talsperre Nechranice bereits am 15. April von 20 auf 15 Kubikmeter je Sekunde gedrosselt werden.
Damit setzt sich der Trend der Trockenheit fort. Im Februar gab es allerdings das andere Extrem. In dem Monat fielen in der Region um Dresden durchschnittlich 87,3 Liter je Quadratmeter. Damit wurde die fünffache Menge gegenüber dem langjährigen DWD-Wert für diesen Monat gemessen. Das war der höchste Wert seit Jahrzehnten.
Nach dem nassen Februar fiel aber kaum noch Niederschlag. Das hat Konsequenzen. Die Grundwasserstände sind wieder gefallen, geht aus dem jüngsten Bericht von Bernhardts Behörde hervor. Dabei war das Grundwasser ohnehin schon auf einem niedrigen Niveau. In Dresden gibt es beispielsweise flächendeckend 66 Messstellen. Bereits zum Jahresauftakt stand das Grundwasser dort einen Dreiviertelmeter unter dem Durchschnitt der vergangenen elf Jahre. Seitdem zeichnet die Stadt die Grundwasserstände auf.
Die Knappheit hat dort auch Konsequenzen für große Bauvorhaben. So wird jetzt beispielsweise aus der Baugrube des TLG-Bürokomplexes der Annenhöfe am Postplatz Grundwasser über die blauen Leitungen zum Tiefbrunnen im Kulturpalast gepumpt. Dort nutzt es die Drewag zur Fernkälteversorgung für das Gebiet am Neumarkt. Das war seit Sommer 2019 bereits bei anderen Bauprojekten praktiziert worden, so an der Wallstraße vom Bauträger Baywobau/CTR oder von der CG-Gruppe am Palais Hoym am Neumarkt. Zuvor war Grundwasser aus Baugruben in dem Gebiet immer in die Elbe gepumpt worden.
Auch für die nächsten Tage erwartet das Umwelt-Landesamt keine Niederschläge, die dafür sorgen würden, dass die Flüsse wieder maßgeblich ansteigen. Setzt sich die Trockenheit hier und auch in Tschechien fort, wird die Elbe noch weiter absinken.
Tschechien versucht, mit einem ausgeklügelten Stau-Management die Elbe so lange wie möglich schiffbar zu halten. So konnte wenigstens verhindert werden, dass die extremsten Niedrigwasserstände aus den 1950er-Jahren nicht mehr verzeichnet wurden.
Der tiefste bekannte Wasserstand datiert vom 6. Januar 1954 mit 30 Zentimetern am Pegel Schöna. Seitdem waren die 60 Zentimeter vom Sommer 2018 der niedrigste Wert. Für den Frühling sind Pegelstände von unter einem Meter in Schöna jedoch absolut ungewöhnlich.
Es wird nicht mehr lange dauern, dass die Schifffahrt beeinträchtigt wird. Gütertransport und Fährbetrieb sind weiter möglich. Die Sächsische Dampfschifffahrt hat zwar wegen der Corona-Maßnahmen ohnehin den Betrieb vorläufig bis 3. Mai eingestellt. Um fahren zu können, wären am Pegel in Dresden mindestens 70 Zentimeter nötig. Am Freitagnachmittag lag er bei 89 Zentimetern - Tendenz weiter fallend.