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„Die Energiewende ist angekommen“

Ob Eigenständigkeit, Versorgung, Straßen und Vereine – die Offene Liste hat viele Themen, für die sie sich einsetzen will.

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Von Thomas Christmann

Ein Ziel hat die Offene Liste schon vor der Kommunalwahl erreicht: Sie tritt mit so vielen Kandidaten an, wie noch nie in der zehnjährigen Geschichte. Der Jüngste ist 19, die Älteste 63. Alle Generationen sollen sich angesprochen fühlen und im künftigen Rat vertreten sein. Wie das gelingen könnte, das sagen die Gründungsmitglieder Steffen Halang und Thomas Pilz.

Thomas Pilz
Thomas Pilz
Steffen Schreiber
Steffen Schreiber
Heike Hähne
Heike Hähne
Rico Heine
Rico Heine
Anke Eichhorn
Anke Eichhorn
Maik Hahmann
Maik Hahmann
Arthur Stähr
Arthur Stähr
Karin Günzel
Karin Günzel
Mit voller Energie: Während Steffen Halang, Martin Bühler, Axel Schröter (von links) wieder in den Gemeinderat wollen, tritt Stefanie Wobst zum ersten Mal an. Sie wollen sich vor allem für den weiteren Ausbau der gemeindeeigenen Versorgung mit Strom und W
Mit voller Energie: Während Steffen Halang, Martin Bühler, Axel Schröter (von links) wieder in den Gemeinderat wollen, tritt Stefanie Wobst zum ersten Mal an. Sie wollen sich vor allem für den weiteren Ausbau der gemeindeeigenen Versorgung mit Strom und W

Vor zehn Jahren trat die Offene Liste als Außenseiter an und ist inzwischen etabliert. Greifen Sie mit 16 Kandidaten jetzt nach der Mehrheit?

Pilz: Die Zahl ist vor allem ein Zeichen der Stabilität und des Vertrauens. Wir alle wollen uns der Verantwortung stellen und mitgestalten. Einige kamen sogar von sich aus. Die Namenswahl der Offenen Liste erfolgte vor zehn Jahren eher aus der Not heraus, inzwischen ist sie Programm.

Wie offen sind Sie denn da für ein Zusammengehen Mittelherwigsdorfs mit anderen Kommunen?

Pilz: Wir setzen uns für die Eigenständigkeit ein. Die Orte kommen gut miteinander aus. Und zwei notleidende Gemeinden werden doch nicht automatisch zu einer, die nicht Not leidet. Größe bedeutet auch nicht gleich mehr Stärke. Im Gegenteil: Der Zusammenhalt gestaltet sich sogar schwieriger und der Bürger entfernt sich von der Ebene, die Entscheidungen trifft. Das ist nicht gut für die Demokratie.

Halang: Bei einem Zusammengehen würde immer der dörfliche Charakter leiden, wie wir an den Ortsteilen von Zittau sehen können. Es besteht die Angst, hinten herunterzufallen. Wir aber wollen weiter Visionen entwickeln, um die Gemeinde auf soliden finanziellen Füßen zu halten.

Wie soll das gelingen?

Pilz: Indem die Gemeinde den begonnenen Weg fortsetzt, Strom und Wärme selbst zu produzieren. Dafür setzen wir uns seit der Gründung der Offenen Liste ein. Am Anfang haben uns die anderen Räte für den Vorschlag belächelt, die Verwaltung ihn nicht unterstützt. Auf unsere Initiative hat sich dann die Arbeitsgruppe Energie gefunden. Inzwischen merken alle, dass die Idee funktioniert. Die Energiewende ist in Mittelherwigsdorf angekommen und ein Modell, dass die Wirtschaftlichkeit der Gemeinde stärkt. Diese profitiert vom Gewinn, die Mieter durch günstigere Konditionen. Der Erfolg lässt sich auch auf andere Gebiete übertragen.

Wo ist das noch sinnvoll?

Halang: Wir erleben das bei der Wassergenossenschaft, die seit 1910 besteht. Dort sind zwar nur 460 Grundstücke vom Oberdorf bis zur Mandau angeschlossen, aber diese zahlen weniger als die anderen Haushalte. Die Genossenschaft ist ein sinnvolles Modell für gemeinsames Wirtschaften bei Dingen, die wir zum Leben brauchen

Pilz: Wir schlagen vor, ein Konzept zu erarbeiten, wie wir in unserem Dorf langfristig diese positiven Erfahrungen beim Wasser und der Energie ausbauen können. Ich bin sicher, dass dies wirtschaften hilft und Mittelherwigsdorf attraktiv macht.

Doch die Einwohnerzahl geht zurück, der Bedarfshalt steht zur Diskussion, ein Lebensmittelmarkt fehlt.

Pilz: Natürlich ist der Bahnhof wichtig, gerade für ältere Leute. Aber im Moment hat der Ort nicht mal einen ordentlichen Weg dahin. Die Straße ist teils eng, es hat schon die ein oder andere kritische Situation gegeben. Es geht dabei um die Sicherheit der Fußgänger. Und Mittelherwigsdorf ist auch das Tor zum Zittauer Naturpark, am Bahnhof kreuzen sich beispielsweise eine Reihe von Wanderwegen. Die Gemeinde hat viel für den Tourismus zu bieten. Wir müssen uns stärker damit beschäftigen, wie wir als Dorf im Naturpark aufgestellt sind. Wir würden gern eine Arbeitsgruppe anregen.

Halang: Der Kaufpark Oberlausitz konnte auch mit unserer Initiative wieder mit Leben gefüllt werden. Allerdings fehlt ein Lebensmittelmarkt. Doch wenn der erst einmal zugemacht hat, ist es schwer, die Leute wieder dafür zu begeistern. Wichtig ist vielmehr, den Status quo zu erhalten. Dazu zählen auch Kita, Grundschule, Vereine.

Wie sehen Sie das Vereinsleben?

Halang: Sie machen die Gemeinde lebenswert. Das müssen wir stärker honorieren. Auf unserem Entwurf hin entstand in der vorigen Legislaturperiode die Richtlinie zur Vereinsförderung. Wir möchten den Engagierten in den Vereinen einmal Danke sagen, wie im Rahmen einer Veranstaltung. Doch der demografische Wandel ist auch dort zu spüren, die Jüngeren haben andere Interessen als die Älteren.

Pilz: Wir müssen deshalb auch Traditionen auf den Prüfstand stellen, offen für neue Entwicklungen sein. Entscheidend ist, dass sich Gleichgesinnte zusammenfinden.

Arbeitsgruppen, Konzepte und Ideen scheinen auch bei den Straßen wünschenswert.

Pilz: Die Hauptstraße ist an vielen Stellen kaputt und wird nun stückweise saniert. Das ist richtig, aber wir müssen uns fragen, ob der Ausbau auf diesem Niveau überall sinnvoll und durchzuhalten ist? Wer soll das bezahlen und vor allem später unterhalten? Schließlich ist noch ungeklärt, ob mit der neuen Bundesstraße die Kreis- zu Gemeindestraßen umgewidmet werden.

Halang: Durch den Ausbau wird weitere Fläche versiegelt – ein Problem bei Hochwasser. Es fehlt ein Verkehrswegekonzept. Mal ist der Fußweg links, mal rechts, mal gar nicht vorhanden. Aber keiner wechselt die Straßenseite, sondern geht den kürzesten Weg. Und die Straßen sind teilweise sanierungsbedürftig. Kreis und Gemeinde dürfen aber auch keine Schnellschüsse machen, nur weil gerade Geld da ist. Es gibt die Vision des Ausbaus, aber auch der Bestand muss im Auge bleiben. Wir brauchen Förderprogramme. Zum Neubau der Bundesstraße ist doch auch Geld da.

Wie stehen Sie zum Neubau?

Halang: Wir haben den Ausbau der alten Bundesstraße favorisiert. Der wäre schon längst fertig. Es sollte eine durchdachte Variante sein und keine teure.

Die Offene Liste lädt am 20. Mai ab 19 Uhr alle Einwohner zur Vorstelleung der Kandidaten in die Feldschenke nach Oberseifersdorf