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Die Flut trifft Altenberg doppelt

Die Stadt soll Gelder zur Schadensbeseitigung zurückzahlen. Das ist aber nicht das einzige Problem.

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Von Mandy Schaks

Altenberg gibt sich gern als Strahle-Stadt. Scheinbar mühelos gelingt den Bergstädtern vieles, woran andere verzagen. Oder worauf sie nie kommen würden. Oder was sie sich gar nicht trauen. Ob nun Weltmeisterschaften oder Nacktrodeln, Eislaufen ohne Eis oder Wohnen im Schacht. Jetzt aber legen sich Schatten über die Strahle-Stadt. Altenberg hat Kummer. Und wenn es ganz hart kommt, bald ein paar hunderttausend Euro weniger auf dem Konto und dann vielleicht einige Träume vorerst ausgeträumt. So weit will es aber Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) nicht kommen lassen. „Wir werden den juristischen Weg bis zu Ende gehen“, gab sich der Rathauschef zur jüngsten Ratssitzung kämpferisch, als ausnahmsweise kurz die dunklen Seiten aufblitzten. Offiziell gibt man sich hingegen zugeknöpft. Nicht nur im Altenberger Rathaus. Denn es ist noch nichts entschieden, und es geht um viel.

Die älteste Geschichte reicht bis ins Jahr 2002 zurück, als Fluten durchs Osterzgebirge stürzten und auch das Altenberger Gemeindegebiet verwüsteten. Keiner hatte so etwas je zuvor erlebt, und keiner hatte Erfahrungen, was Katastrophenalarm bedeutet. Die Altenberger waren in den ersten Tagen weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten und haben das getan, was alle anderen machten: sich selbst helfen.

Stadtmitarbeiter packten mit an, wo es nottat. Auch wenn sie dafür nicht unbedingt zuständig waren, sondern andere Behörden wie die Landestalsperrenverwaltung. So räumten sie beispielsweise Geröll aus der Roten Weißeritz. Zur Schadensbeseitigung flossen Gelder aus dem Fluthilfefonds des Freistaates, die das damalige Landratsamt im Weißeritzkreis als Abschlag auszahlte. Danach stellte sich heraus, dass nicht alle Kosten gefördert werden können. Die Kreisverwaltung musste die unrechtmäßig gezahlten Gelder wieder einsammeln. Etliche Rathäuser wurden aufgefordert, Flutmittel zurückzuzahlen. Betroffen waren laut Landratsamt Pirna 17 Städte und Gemeinden im ehemaligen Weißeritzkreis, darunter Altenberg.

Die Bergstadt sieht das aber nicht ein und argumentiert seit Jahren, nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben. Außerdem: Wären Fremdfirmen dafür beauftragt worden, hätten deren Leistungen auch bezahlt werden müssen. So geht es seit Jahren hin und her. Da keine Einigung erzielt werden konnte, landete die Sache vor dem Verwaltungsgericht in Dresden. Es geht um 157 000 Euro plus Zinsen, sagt Vize-Landrat Heiko Weigel (CDU). Aus seiner Sicht bleibt der Kreisverwaltung keine andere Chance, als das Geld von Altenberg einzufordern. Bereits in einem früheren Verfahren habe das Verwaltungsgericht festgestellt, dass diese Kosten nicht förderfähig waren und den Landkreis zur Rückzahlung verurteilt. „Diese Mittel fordert der Landkreis nunmehr seinerseits von der Stadt Altenberg zurück“, so Weigel.

Es könnte aber noch dicker kommen. Auch bei der Sanierung des Gymnasiums, die zwischen 2004 und 2007 erfolgte, stehen offene Forderungen im Raum. Es wird immer noch geprüft, ob alle Fördermittel richtig verwendet worden sind. Ursprünglich stand hinter rund einer dreiviertel Million Euro ein Fragezeichen. Die Stadt hat detaillierte Unterlagen nachgereicht und Schritt für Schritt die Summe deutlich reduzieren können. Aber die Sache ist nicht vom Tisch. Die Landesdirektion Sachsen geht von einer Rückforderung von rund 270 000 Euro plus Zinsen aus, teilte die Behörde gestern auf SZ-Nachfrage mit.