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Die Frau aus dem Mittelalter

Ulrike Fahle gehört zur Historiengruppe Mark Meissen 1200. Sie ist sogar mit Kultautorin Sabine Ebert befreundet.

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Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Die bekannte Leipziger Geschichtenbuchschreiberin Sabine Ebert ist Ulrike Fahles Schwiegermutter. Nein, nicht im echten Leben! Aber im historischen Spiel. Denn wenn sich die Mitglieder der Dresdner Interessengruppe Mark Meissen 1200 mal eben 800 Jahre zurückversetzen, ist die Großenhainerin Brigitte von Honsberg, die Gattin des Ulrich von Maltitz auf Burg Hainichen bei Freiberg. Und Sabine Ebert ist Kunigunde von Freiberg. Diese beiden Damen gab es wirklich in der Geschichte. Zu Pfingsten war das gerade wieder mitzuerleben – beim Mittelalterfest auf Schloss Weesenstein. Etliche Großenhainer waren als Zuschauer im Schlossgarten dabei.

Die Großenhainerin Ulrike C. Fahle machte zum vierten Mal als Darstellerin mit. Sie erzählt, wie sie zur Mittelaltergruppe gekommen ist: „Ich wollte Archäologie studieren, habe schon früher viel über Geschichte gelesen“, so die 53-Jährige. Auch Filme über die Barock- und Renaissancezeit haben sie inspiriert. Dann kam die gebürtige Uckermärkerin, inzwischen Wirtschaftskauffrau geworden, nach Dresden. Sie suchte auch einen Verein zum Mitmachen. Und stieß auf die Interessengemeinschaft Mark Meissen. Genau vor zehn Jahren hatte sich diese Gruppe gründet.

Alles muss zeitgerecht sein

„Die Hebammen-Bücher von Sabine Ebert hatte ich mit Interesse gelesen“, erzählt Ulrike Fahle. Schnell wurde ihr daher klar, dass es hier streng um Detailtreue und authentisches Auftreten geht. „Damals hatte ich noch ein total zusammengeschustertes Kleid“, schmunzelt die Neu-Großenhainerin. Heute ist sie nicht mehr Anwärterin, sondern perfekt gestylt: Das geschneiderte Kleid ist aus Leinen mit Seideneinsatz, darunter trägt sie ein weißes Unterkleid. Ihre Schuhe passen zum Mittelalter, ebenso der Schleier als Zeichen der verheirateten Frau. Auch was ihr am Ledergürtel baumelt, hat ihre historische Figur, die Brigitte, bestimmt so getragen: der Almosenbeutel, ein kleines Ledertäschchen, die großen Burgschlüssel und ein Löffel.

In der Historiengruppe, die auch Mitglieder aus Kamenz, Radeberg oder Meißen hat, wurde die Neue damals prima aufgenommen. „Das sind dufte Leute, die sich auch sonst untereinander helfen“, lobt Ulrike Fahle. Gruppenmitglied Sabine Ebert ist ihr eine enge Freundin geworden. „Sabine weiß sehr viel, sie hat einen großen Freundeskreis und ist bodenständig geblieben“, sagt die etwas jüngere Großenhainerin. Beide genießen es, bei Auftritten auf Zeitreise zu gehen. Das ist dann wie Urlaub.

„Dann werde ich tatsächlich anders, als ich sonst bin“, sagt Ulrike Fahle. Sie schaltet ab, genießt die Natur, setzt sich an den Webstuhl oder spielt Flöte. „Wer mitmachen will, sollte vielleicht eine Handarbeit können“, macht die Darstellerin klar. Sie webt Borte zur Verzierung an den Gewändern. Gekocht wird über offenem Feuer, zum Beispiel Hirsebrei mit Rindfleisch. Man redet sehr viel miteinander und studiert zeitgemäße Tänze ein. Die waren im Hochmittelalter sehr langsam und gesetzt.

Rollenspiele machen selbstbewusst

Die Großenhainerin könnte sich ein Leben ohne dieses Hobby nicht mehr vorstellen. Denn von jedem Mittelalterevent bringt sie sich auch selbst etwas mit: schöne Tonkrüge oder Becher, edlen Schmuck. Sie genießt es, unter Gleichgesinnten zu sein. „Unsere Rollenspiele machen selbstbewusst und stärken den Gemeinschaftssinn“, sagt die Großenhainerin. Auch wenn sie derzeit nicht bei allen Auftritten mitmachen kann.

Denn sie hat noch eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin begonnen, immer am Wochenende. „Ein Hof mit vielen Tieren - das wäre mein Traum“, sagt die Single-Frau. Klingt doch sehr nach Burgfrau, oder?

www.mark-meissen-1200.de

Nächster Auftritt: 21./22. Juni: Heerlager an der Burgruine der Brandenburg in Lauchröden (Thüringen)

Neue Interessenten sind in der Gruppe immer willkommen.