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Die Frau hinter den Zahlen

Als Prokuristin steht Griseldis Dubiel einem Betrieb vor, in dem außer ihr und einer weiteren Frau nur Männer beschäftigt sind.

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Von Reinhard Kästner

„Eigentlich habe ich es mehr mit Zahlen, aber wie aus einer Fensterkantel ein fertiges Fensterelement wird, dass kann ich schon erklären“, sagt Griseldis Dubiel, die Prokuristin der Dubiel Fenster GmbH in Niederstriegis. Das Unternehmen mit zurzeit 15 Mitarbeitern ist über die Kreisgrenzen hinaus bekannt.

Dass sie es einmal mit Holz zu tun hat, hätte sich Griseldis Dubiel im Jahr 1984, als sie das Abitur machte, nicht träumen lassen. Schließlich war sie nach dem Studium an der damaligen Technischen Universität Karl-Marx-Stadt ein Jahr zum Praktikum in der Jugendmode Roßwein. Als sich aber 1989 ihr Mann Jens als Tischler selbstständig machte, übernahm die studierte Diplom-Ingenieur-Ökonomin bereits die Verwaltungsarbeit, die mit zunehmender Firmengrößen wuchs.

Zu Spitzenzeiten waren bei Dubiels 35 Mitarbeiter mit der Produktion von Fenstern, und das in zwei Schichten, beschäftigt. Die Finanzbuchhaltung, das Personalwesen, die Lohnbuchhaltung, der Abschluss von Arbeits- und Lehrverträgen - alles läuft über ihren Tisch. Für das Technische hingegen ist ihr Mann Jens verantwortlich. Eine gute Arbeitsteilung, findet sie.

„Wir haben Arbeit in Hülle und Fülle. Allerdings ist die Gewinnspanne nicht groß. Das ist aber ein Problem im gesamten Baugewerbe. Den Gewinn brauchen wir dringend, stehen doch notwendige Investitionen auf dem Programm“, berichtet die Prokuristin.

Griseldis Dubiel ist eine optimistische Frau. Nicht umsonst hat sie sich den Spruch von William Somerset Maugham an die Wand gehangen: „In jeder Minute, die man mit Ärger verbringt, versäumt man 60 glückliche Sekunden.“

Als 1993/94 die Entscheidung zur Vergrößerung und zum Firmenneubau in Niederstriegis auf der Tagesordnung stand, war die Unterstützung von Eltern und Schwiegereltern bei der Entscheidung für den Neubau hilfreich. Die Schwiegereltern helfen nämlich bis heute in der Tischlerei mit, während sich ihre Eltern um die beiden Kinder kümmern. „Ich weiß, wie wichtig die ortsnahe Kinderbetreuung für Frauen ist, die berufstätig sind. Deshalb habe ich mich als Gemeinderat von Tiefenbach und als Mitglied des Fördervereins der Grundschule in Marbach für den Erhalt der Mittelschule in Böhrigen eingesetzt. Leider erfolglos, die Schule wird geschlossen“, berichtet die Prokuristin. Jetzt tut sie gemeinsam mit den anderen Gemeinderäten von Tiefenbach alles dafür, dass die Kindereinrichtungen der Gemeinde erhalten bleiben .

Im Unternehmen fühlt sich Griseldis Dubiel auch für die Lehrausbildung verantwortlich. Ihr jetziger Azubi hatte eine überbetriebliche Ausbildung in der Firma absolviert. „Weil er sich sehr interessiert und geschickt zeigte, haben wir ihm eine Lehrstelle angeboten“, erzählt Griseldis Dubiel.

Als Chefin liegt ihr auch ein gutes Betriebsklima am besonders Herzen, wozu gemeinsame Veranstaltungen gehören. So gab es jüngst ein Grillfest für alle Mitarbeiter zum Männertag.