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Die Frau mit der nötigen Ruhe

Kathrin Gautsch aus Hauswalde weiß, wie gestresste Leute gelassener werden. Und gibt Tipps für ein entspanntes Fest.

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© Matthias Schumann

Von Reiner Hanke

Ein angenehm tiefer Ton schwingt durch den Raum. Den hat Entspannungstherapeutin Kathrin Gautsch mit einer Klangschale erzeugt. Auf Matten vor ihr liegen fünf Frauen. Die Therapeutin nimmt sie mit leisen Worten mit auf eine Fantasiereise an einen sonnigen Strand. Fern der Hektik des Alltags. Leise Worte erfüllen den Raum: „Schließe deine Augen, atme ganz ruhig ...“

Am Haus von Kathrin Gautsch in Hauswalde an der Frankenthaler Straße hängt noch gar kein Firmenschild, so jung ist die Praxis der Entspannungspädagogin noch. Hinter dem Haus schweift der Blick hinauf auf den Hohbusch: Die Lage des Hauses passt zum Beruf. Hier fahre kaum mal ein Auto vorbei: „Wer hierherkommt, soll sich wohlfühlen und zur Ruhe kommen, hier stört fast nichts.“ Das ist wichtig beim Thema Entspannung in einer stressigen Welt. Kathrin Gautsch will dieser Welt etwas entgegen setzen. Über 30 Jahre war sie als Krankenschwester auf Achse. Sie arbeitete in einer Schule für körperbehinderte Kinder, an der Uni-Klinik in Dresden und viele Jahre in einem Home Care Unternehmen zur Betreuung schwer kranker Patienten in ihrem Zuhause. Sie habe selbst den Leistungsdruck erlebt. Den seelischen ebenfalls. Denn eine Krankenschwerster fühle ja auch mit ihren Patienten. So sei ein Punkt gekommen, an dem sich die 50-Jährige gefragt habe: „Wie will ich weitermachen?“

Hilfe auf eine andere Art

Aus der eigenen Erfahrung heraus war es ihre Idee, gerade Menschen in helfenden, in pflegenden Berufen Unterstützung anzubieten. Sie habe zuerst vor allem an ihre Kollegen gedacht: „Ich weiß doch, welchem Stress sie ausgesetzt sind.“ So habe sie bereits in der Home-Care-Firma an der Gesundheitsförderung für Mitarbeiter gearbeitet, sich weitergebildet und gemerkt: „Dass es mir Spaß macht.“ So war der nächste Schritt, der in die Selbstständigkeit. Auch jetzt helfe sie Menschen, aber sie sei nun auf eine ganz andere Art für sie da. Sie bringe ihnen bei, zur Ruhe zu kommen, auf sich zu achten, zufriedener zu werden: „Wer mit sich zufrieden ist, ist zugleich toleranter mit anderen.“ Das sagt die gebürtige Dresdnerin gerade auch in einer Zeit, in der solche Eigenschaften im täglichen Leben auch immer wieder verdrängt werden. Ihre Methoden zu sich selbst zu finden sind autogenes Training und die progressive Muskelentspannung. Beides erprobte und erforschte Techniken. Wer sie beherrscht, kann sich in Stresssituationen, daheim, am Arbeitsplatz – eigentlich überall entspannen. Bestimmte Formeln und Bilder helfen dabei. Wie, das lernen die Teilnehmer in den Kursen. Den Weg zu Gelassenheit im Alltag, um Kraft zu tanken und die Konzentrationsfähigkeit zu stärken. Ärger mit dem Chef, in der Familie, mit Krankheit oder Überlastung bei der Pflege Angehöriger sind Themen. In Beratungsgesprächen kann analysiert werden, wo und wie Dinge geändert werden müssten. Entspannungstechniken können bei der Raucherentwöhnung, bei Schlafstörungen oder Prüfungsvorbereitung helfen.

Zehn einstündige Kurseinheiten sind es für den Anfang: „Wichtig ist es, die Übungen zu Hause zu trainieren“, sagt Kathrin Gautsch. Dann stelle sich der Körper besser darauf ein, Atmung und Herzschlag zum Beispiel gehen spürbar ruhiger. Entspannungstechniken tun letztlich allen Menschen gut, um gesund zu bleiben, ist sich die Hauswalderin sicher: „Die Arbeitswelt wird immer stressiger, immer anstrengender.“ Sie denke oft darüber nach, warum das so ist. Eigentlich sollte doch alles leichter werden. Aber vielleicht seien die Menschen schlicht überfordert. Von rasanten Veränderungen im Job, vom Überangebot der Konsumgesellschaft, das die Sinne überfordert. Wenn Menschen einen Ruhepunkt finden, „dann lässt sich das alles besser ertragen“, sagt Kathrin Gautsch. Diese kleine Oase bietet ihr neuer Therapiebereich in Bretnig. Die Wände sind in unterschiedlichen Gelbtönen gehalten. Einer Farbe, die beruhigend wirke. Die Matten und Decken für die Kursteilnehmer auf dem Boden sind im Kontrast dazu blau. Hier lernen die Frauen und Männer innezuhalten: „Man muss nicht alles haben, der Schnellste und immer perfekt sein“, so Kathrin Gautsch. Manche Kursteilnehmer kommen ganz privat, manche über die Krankenkasse, manche über den Hausarzt, und manche wissen es vielleicht noch nicht, was ihnen gut tun könnte. In jedem Fall sind es mehr Frauen als Männer, die in einen Entspannungskurs finden. Die Berufsgruppen seien gemischt. Soziale Berufe aber durchaus stärker vertreten. Die Praxisangebote will die Pädagogin ausbauen. So absolviere sie derzeit eine Ausbildung für die Klangmassage.

Mal eine Auszeit gönnen

Und wie kommen wir entspannt durch die kommenden Weihnachtstage. Einige Tipps kann die Fachfrau an die Hand geben. „Denken Sie immer daran, sich eine Auszeit zu gönnen.“ Wichtig sei es auch, die Weihnachtstage gemeinsam vorzubereiten, sich hinzusetzen und die Aufgaben gerecht zu verteilen. Oft sind die Geschenke ein Problem. Dazu der Rat: „Verschenken sie doch einfach mal gemeinsame Zeit. Gemeinsame Erlebnisse sind ungemein wichtig.“ Das muss gar nichts kosten. Es kann ein Spaziergang sein, sagt die Therapeutin im SZ-Gespräch. In ihrem Kurs an dem Tag erfüllt unterdessen ein hoher Ton den Raum und holt die Kursteilnehmer aus der Meditation zurück. Für diese Stunde ist die Fantasiereise zu Ende.

Info: Praxis für Entspannung, Stressbewältigung und Gesundheitsförderung, Frankenthaler Straße 5a, Bretnig-Hauswalde, Telefon: 035952 30084; www.entspannung-kathrin-gautsch.de. Für die neuen Kurse ab 10. Januar sind noch Anmeldungen möglich.