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Die Frauen von der Neiße haben sich nicht getraut

Görlitz. Neue Deutsche Welle und schöne Frauen vermögen den Flugplatz nicht zu füllen.

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Von Frank Fischer

Die Sommertour der Neuen Deutschen Welle führte am Sonnabend auf den Flugplatz nach Görlitz. Das Wetter oder mangelnde Werbung können nicht der Grund gewesen sein, dass sich der Veranstalter nur mit einer bescheidenen Zuschauerschar begnügen musste. Schon das Vorprogramm zeigte, dass es an regionaler Begeisterung für diese Veranstaltung mangelte. Zur Wahl der „Miss Görlitz“ hatten sich zwar neun Bewerberinnen gemeldet, doch keine kam aus Görlitz oder dem Niederschlesischen Oberlausitzkreis.

Heimvorteil zählt nichts

Moderator Andreas Schröter sagte auf SZ-Nachfrage, dass es dieses Phänomen auch bei den anderen Tourneestationen gegeben hat. „Aus der Gastgeberstadt wollen die jungen Frauen nicht mitmachen, weil sie sich trotz Heimvorteils gehemmt fühlen, wenn ihr Auftritt von bekannten Gesichtern gemustert und bewertet wird“, mutmaßt der Moderator. Den kürzesten Anreiseweg hatte Katharina Kahl aus Großschönau. Dass die 23-jährige Studentin von einigen Fans begleitet wurde, war bei ihrer Laufstegpremiere nicht zu überhören. „Als ich in der SZ von dem Aufruf gelesen habe, gab es kein langes Zögern für mich“ erzählte sie.

Burgfäulein hat Erfahrung

Das Burgfräulein bei den Oybiner Ritterspielen hat schon seit einigen Jahren Erfahrung mit Lampenfieber und Publikum. Bei solch einer Misswahl mitzumachen, sollte für sie dennoch eine ganz neue Sache sein. Während der Einweisung zum Programmablauf waren alle Kandidatinnen noch locker drauf. Doch nach dem Umziehen für den ersten Wertungsdurchgang wurden die Damen schweigsamer und versuchten, die Aufregung hinter einem aufgesetzten Lächeln zu verstecken.

Bei den zwei Wertungsdurchgängen in Kleidung eigener Wahl und im Bikini zeigte sich das sehr unterschiedliche Niveau der Bewerberinnen. Der 16-jährigen Jennifer Gräßler fehlte trotz ihrer jugendlichen Unbekümmertheit die Ausstrahlung, und auch ihre Kleidung wirkte für solch einen Wettbewerb deplatziert. Jana Witschetzky aus Chemnitz hatte Schuhe mit zu hohen Absätzen gewählt, so dass ihre Schritte sehr gestelzt wirkten.

Berlinerin kam an

Mit der Startnummer fünf kam, sah und siegte die 24-jährige Alexandra Weber aus Berlin. Ihre tadellose Figur, ein maßgeschneidertes Kleid, das fotogene Gesicht und natürlicher Charme bei der Beantwortung von Fragen zu ihrer Person – das kam bei der Jury und dem Publikum gleichermaßen gut an.

So war von der späteren Siegerin zu erfahren, dass sie Studentin für Sportwissenschaften ist und ein eigenes Pferd besitzt, mit dem sie bei Wettbewerben im Springreiten teil- nimmt. Mit 370 Stimmen hatte sie zur zweitplazierten Sandra Müller aus Chemnitz 120 Stimmen Vorsprung. „Es ist ein seltsames, aber auch schönes Gefühl, dass ich mich als Miss Görlitz für die Wahl zur Miss Sachsen qualifizieren konnte“, sagte die Siegerin.

Das Hauptprogramm brachte dann ein Wiedersehen mit NDW- Giganten und manches Stimmungshoch, wenn die ganz großen Hits aus der Zeit der achtziger Jahre das Flugplatzgelände beschallten. Hubert Kah, der seine Titel selbst textet und komponiert, war zum ersten Mal in Görlitz. Er fühlt sich nicht als ein Kind der Neuen Deutschen Welle.

Aus Zufall zur NDW-Musik

„Es war reiner Zufall, dass meine Gesangskarriere gerade in dieses Zeitfenster fiel“, sagt er. Mit Titeln wie „Rosemarie“, „Sternenhimmel“ „Engel 07“ oder „Wenn der Mond die Sonne berührt“ will er seinem Publikum sagen, wie sehr er sich zu Dingen hingezogen fühlt, die man nicht anfassen kann und die doch zum Leben dazugehören. Markus Mörl erzählte im Gespräch mit der SZ, dass er mit seinen Titeln aus der NDW-Ära als jugendlicher Rebell noch provozieren wollte. Mit Liedern, wie „Ich will Spaß“ oder „Schön sind wir sowieso“, sei ihm das auch gelungen.

Sein Hit „Taschenlampe“ entstand nach einem Vorlesewettbewerb, an dem er mit der Geschichte „Der kleine Prinz“ teilgenommen hatte. Zu hören war auch seine neueste Produktion „Schmerz vergeht“. „Den Titel habe ich für alle Fußballteams geschrieben, die bei der Weltmeisterschaft ausgeschieden sind“, sagte er. Auch beim Auftritt von „UKW“ und der Band „Rockpirat“ ließen sich die Fans bereitwillig vom Rhythmus der NDW anstecken.