Von Heinz Weber
Man nehme fünf deutsche Musiker aus den verschiedensten Himmelsrichtungen, alles international begehrte Solisten, lasse sie etwa zwei Tage miteinander üben und stelle sie dann in den Dippoldiswalder Parksälen in einem Konzert der „Meisterinterpreten-Reihe“ dem Publikum vor.
Der voll besetzte Saal am Sonntag muss angenommen haben, dass man es mit einem seit Jahren eingespielten Ensemble zu tun hatte. Wo hört man heutzutage noch Kammermusik in solcher Vollendung außer vielleicht in den größten Kulturmetropolen?
Dippoldiswalde präsentierte den Geiger Thomas Brandis, den langjährigen 1. Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, den Bratschisten Hartmut Rohde, der weltweit als Solist unterwegs ist, den Cellisten Peter Hörr, ehemals ein Schüler von Heinrich Schiff, den alterfahrenen Werner Zeibig, Solobassist der Sächsischen Staatskapelle sowie den noch sehr jungen Pianisten Oliver Triendl aus Bayern, der unter anderem auch bei Gerhard Oppitz und Oleg Maisenberg studierte. Und diese fünf spielten – auf dem Podium vorzüglich postiert – Werke von Mozart und Schubert.
Schuberts „Adagio e Rondo concertante“ für Klavierquartett unter Hinzuziehung des Kontrabasses eröffnete den Konzert-Nachmittag. Oliver Triendl, ein phänomenaler Techniker mit delikatem Anschlag, brachte den Steinway-Flügel zum Singen und Jubilieren. Er führte dank des dominant konzipierten Konzertparts wie auch seiner Persönlichkeit das Quintett souverän an. Welch ein edler Streicherklang seiner Kollegen, welch eine Sensibilität im Zusammenspiel, welch großartige Dynamik! Das Phrasieren und Schattieren geschah wie in einem Frage- und Antwortspiel. Jeder musizierte mit dem anderen, wobei die zentrale Verständigung sehr oft über den in der Mitte sitzenden Hartmut Rohde lief. Eine Lust war es, Werner Zeibig zuzuschauen und zuzuhören.
Beim 2. Stück, dem Klavierquartett in G-Moll von Mozart, faszinierte das Wechselspiel zwischen dem Klavier und den drei Streichern. Im 2. Satz, einer tiefsinnigeren und ausdrucksstarken Kost, gelangen großartige Spannungsbögen. Ausgelassenheit, Fröhlichkeit beherrschten den 3. Satz, das Rondo.
Prachtvolle
Tonschöpfung
Nach der Pause stand eine der prachtvollsten Tonschöpfungen Schuberts auf dem Programm: das „Forellenquintett“. Gleich vom 1. Takt an wurde Atmosphäre geschaffen. Wann hört man von wem solch hingehauchte, zarteste Pianissimi? Der bezaubernde Ton der Geige, die Sonorität von Bratsche und Cello kontrastierten mit kraftvollen Akzenten. Der berühmte 4. Satz über das Lied von der Forelle mit den Variationen wurde zu einem Ohrenschmaus. Der virtuose Schlusssatz, schwungvoll musiziert, riss die Zuhörer zu Ovationen hin.
Die Künstler, die ihre Freude am Spielen auch sichtbar werden ließen, bedankten sich mit einer Zugabe, und demonstrierten, wie man sich in ein paar Tagen zu einer Einheit formieren kann.