Von Jörg Stock
„Wir haben überhaupt keine Komplexe“, sagt der Chef der widerspenstigen Gallier, der Dorfhainer Bürgermeister Lothar Mende (CDU). Seine verschuldete Gemeinde wehrt sich seit über einem Jahr gegen Eingemeindungs-Offerten aus Dresdner Beamtenstuben. (SZ berichtete). Seit Ende April heißt es wieder mal warten auf die finale Entscheidung: Kommt die Bedarfszuweisung von 1,9 Millionen Euro zur Haushaltkonsolidierung?
Die Dorfhainer blasen nicht bange Trübsal sondern verkürzen die Wartezeit mit Initiative. Kürzlich lud Bürgermeister Mende den Bundestagsabgeordneten Klaus Brähmig (CDU) zu einer Gesprächsrunde ein. Etwa dreißig Dorfhainer Gewerbetreibende lieferten sich mit dem Politiker aus Berlin eine muntere Diskussion. Sie verlangten, dass der vielzitierte Reformstau endlich aufgelöst wird und die CDU-Bundestagsfraktion auch auf der Oppositionsbank dazu beiträgt. „Das Hickhack nützt den Bürgern und Unternehmern gar nichts – die wollen endlich wissen, wo’s lang geht“, sagte Mende.
Eingemeindung kein Thema bei Brähmig-Visite
Schlagwörter von Agenda 2010 bis Zahnersatz schwirrten durch den Raum. Die drohende Eingemeindung blieb außen vor. „Brähmig ist schließlich Bundestagsabgeordneter, der muss sich um andere Sachen kümmern“, meinte Mende bescheiden. Das Schlagwort von den „Galliern im Tharandter Wald“ hatte der Bundesparlamentarier dennoch aufgeschnappt. Was es damit auf sich habe, wollte Brähmig wissen. Mende habe darauf hin lediglich erklärt, man wolle seine Kommune zur Eingemeindung zwingen.
Während dieses Damokles-Schwert weiter über Dorfhains Dächern schwebt, geht unten die Verschönerung des Ortes voran. Jens Jähnig, Chef einer ortsansässigen Felssicherungsfirma, hatte vor knapp zwei Monaten das Projekt „Werte, Wandel, Mitgestalten“ vorgestellt. Ziel der Initiative, die von Gewerbetreibenden, Vereinen und Bürgern Dorfhains getragen wird, ist die Aufwertung von Blickpunkten im Ort etwa durch ansprechende Bepflanzung, Bänke und Info-Tafeln. Am Buswendeplatz an der Talstraße ist der Wildwuchs verschwunden. Landschaftsplaner haben das Areal in Augenschein genommen und Vorschläge für eine ortstypische und naturnahe Bepflanzung gemacht. „Wir werden Gehölze mit verschiedenen Laubfärbungen und Blütezeiten haben“, sagt Jähnig, „damit erzielen wir einen Farbwechsel übers Jahr.“
Mitte des Monats will der Dorfhainer Jugendklub in die Initiative einsteigen und den Poetengang, einen Wanderweg an der Weißeritz, von Flut-Müll beräumen. Dieses Engagement freut Jähnig besonders, weil die Bedeutung des Schlagworts „Werte“ in seinem Konzept am besten durch eigene Arbeit klar wird. Nebenbei: Mit einem Durchschnittsalter von 42 Jahren gehört Dorfhain zu den jüngsten Landgemeinden im Weißeritzkreis.
Weitere Vereine sollen sich demnächst engagieren, zum Beispiel bei der thematischen Gestaltung der Ortseingänge von Dorfhain. Jeder soll unter einer Überschrift stehen, etwa „Mühlen“, „Bergbau“, „Eisenbahn“ oder „Landwirtschaft“. Derzeit ist man noch auf der Suche nach geeigneten Exponaten: landwirtschaftliches Gerät, Mühlsteine oder Sägegatter, Lok-Achsen.
Zur Bürgermeisterwahl im September steht Lothar Mende wieder zur Verfügung. „Sollten wir aber mit erpresserischen Mitteln zur Aufgabe unserer Eigenständigkeit gezwungen werden, dann mache ich das nicht mit.“ Dann steigt der „Chefgallier“ vom Schild.