So lief der Start in den Gaststätten

Radebeul/Coswig/Meißen. Für einen kurzen Augenblick war Torsten Hähnel überrascht, als am Freitagmittag einfach Leute in den Sonnenhof marschierten und sich an den Tisch setzten. Eine Sekunde hat es gedauert, bis auch dem dem Wirt vom Anger in Altkötzschenbroda einfiel: Ach, stimmt, das ist ja wieder erlaubt. Seit diesem Freitag dürfen die Gaststätten in Sachsen wieder öffnen.
Und das nutzen sofort die ersten Hungrigen, die froh waren, mal wieder auswärts zu essen. "Wir hatten gleich einige Mittagsgäste", sagt Hähnel, der mit seinen Partnern in Radebeul außerdem die Gaststätten Dittrichs Erben, Dittrichs Gold, die Alte Apotheke und das Dampfschiff führt. "Für Freitagabend und fürs Wochenende gibt es auch schon viele Reservierungen."
Ganz wie vorher läuft es in den Kneipen aber noch nicht ab: Tische wurden auseinandergerückt, die Kellner tragen Mundschutz und statt der Salz- und Pfefferstreuer auf den Tischen gibt es Gewürze nur abgepackt in kleinen Tüten. Die Erleichterung bei den Wirten, dass es weitergehen kann, ist trotz der Einschränkungen groß. "Es ist wichtig, dass die Auflagen nicht absurd streng sind", sagt Hähnel. Die Schließzeit haben er und sein Team unter anderem genutzt, um die Alte Apotheke zu renovieren, samt neuer Sitzmöbel.

Deutlich weniger Plätze im Gastraum
Auch auf der anderen Seite vom Anger, in der Schmiede, wird am Freitagmittag noch fleißig vorbereitet. Die Kneipe öffnet jetzt täglich ab 17.30 Uhr wieder. Wirt Peter Krampen hofft vor allem auf gutes Wetter, damit die Gäste im Biergarten sitzen können. Er hat extra noch Heizpilze angeschafft. Denn drinnen dürfen wegen der Abstandsregeln von eigentlich 45 Plätzen nur noch 20 angeboten werden. "Da wird es schon schwierig, das wirtschaftlich zu betreiben", sagt er.
In den letzten Tagen hat sich der Kneiper viel mit Kollegen aus der Gastronomie ausgetauscht, denn über so manche schwammige Regel herrsche noch Uneinigkeit. Zum Beispiel stehe in den Vorgaben, Desinfektionsmittel auf den Toiletten sei dringend angeraten. Krampen hätte sich lieber Formulierungen, wie "verpflichtend" gewünscht. "Sonst macht es womöglich der eine so und der andere so."
Hoffen auf Vernunft der Gäste
Freude über die Wiedereröffnung, die sich aber mit etwas Bauchschmerzen mischt - diese Gefühlslage herrscht auch in Skopis Elbgarten in Coswig. Die Freigabe für Kneipen kam kurzfristig. "Uns war das ehrlich gesagt ein bisschen zu überstürzt", sagt Kerstin Skopi. "Wir müssen sehen, wie es läuft". Sorge macht sie sich vor allem wegen des Himmelfahrt-Feiertags am nächsten Donnerstag. Normalerweise ist der Biergarten an diesem Tag brechend voll. "Wir befürchten, dass die Leute denken, es läuft hier wie immer", sagt sie. Die Wirtin möchte niemanden rausschmeißen müssen und hofft, dass die Gäste nicht anfangen zu diskutieren. "Wir sind dann wirklich auf die Vernunft der Leute angewiesen."

Die Regeln sind im Biergarten jedenfalls eindeutig. Auf den Tischen stehen Belehrungen: Sie sollen nicht zusammengeschoben werden und nur Leute aus maximal zwei Haushalten dürfen zusammen sitzen. Die große Wiese ist nicht begehbar, damit die Gästezahl für die Betreiber überschaubar bleibt. Vorerst bleibt der Biergarten Montag und Dienstag geschlossen, die restlichen Tage ist von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
Stadt kommt Wirten entgegen
Die Mittagssonne nutzen auch die ersten Gäste auf dem Meißner Markt, um mal wieder Essen zu gehen. Die meisten haben draußen Platz genommen. Die Stadt sei ihnen sehr entgegengekommen, sagt Katrin Holtzhauer vom Ratskeller. Die Gaststätte darf mehr Tische im Freien aufstellen. Die stellvertretende Geschäftsführerin ist auch froh darüber, dass in Sachsen nur die Kellner, nicht aber die Gäste Mundschutz tragen müssen. Denn das hätte bestimmt so manchen Besucher abgeschreckt. "Wir sind hier noch vergleichsweise gut weggekommen mit den Anforderungen", findet Katrin Holtzhauer.
Nicht alle starteten am Freitag
Auf Schloss Wackerbarth in Radebeul werden Spargelgerichte, Kaffee, Kuchen und Wein wieder ab diesem Samstag an den Pagoden in der barocken Anlage serviert. Im Gasthaus selbst ist der Start für den 21. Mai geplant.
Auch bei den Teigwaren in Riesa wird es noch einige Tage länger dauern, ehe das hauseigene Restaurant Makkaroni wieder öffnet. Erst am Montag, 18. Mai, ist es so weit. "Wir brauchen die Zeit zur Vorbereitung", erklärt Sprecherin Claudia Pigors. Die Küche muss wieder hochgefahren werden, die Kühlhäuser waren während der Schließzeiten aus, dazu kamen noch Reinigungsarbeiten.
Am Freitag schließlich wurde das Personal geschult - und Schilder ausgeschnitten. Auf den Aushängen weist das Personal nochmals auf Sicherheitsabstände hin, und darauf, möglichst mit Karte zu bezahlen. Damit sich die Gäste noch sicherer fühlen und ungestört essen können, sollen die Tische auch noch mit Vorhängen abgetrennt werden.
Sorgen machen sich die Makkaroni-Mitarbeiterinnen nicht. "Wir haben viele Stammgäste", sagt Claudia Pigors. Schon am Freitag hatte es die ersten Nachfragen gegeben. Nach dem Lockdown ist das Restaurant nun sogar länger geöffnet als davor, donnerstags und samstags sogar bis 21 Uhr.

Das Panama Joe's und das Hammerbräu im Riesaer Riesenhügel sind dagegen schon seit Freitag offen. Hier gilt eine Beschränkung von maximal sechs Personen pro Tisch, außerdem muss eine Maske zumindest beim Betreten mitgeführt werden.
Länger Zeit mit der Wiedereröffnung lässt sich dagegen das Restaurant im Wettiner Hof in Riesa. Laut Betreiber Jürgen Gollos soll es erst am 29. Mai losgehen. Die Pause nutzt man dort jetzt noch, um den Gastraum umzugestalten und die Karte zu verändern, heißt es.
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